Dorfzentrum Untersiggenthal

21 von 123

 
5417 Untersiggenthal,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. März 2024
NYX Architectes GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Hauptfassade vom Dorfplatz Blick von der Kantonstrasse Stirnseite mit Dorfplatz Hintere Seite Dreifachturnhalle Dreifachturnhalle Treppenhaus aus Sichtbeton Treppenhaus aus Sichtbeton Zuschauergalerie Dreifachturnhalle Erschliessungsraum Garderobe und Sporthalle Seitliche Wand zum Foyer Zuschauergalerie Dreifachturnhalle Foyer Mehrzweckhalle mit Bühne Zuschauergalerie Mehrzweckhalle Trennwand Foyer-Mehrzweckhalle

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Kornfeldweg 1, 5417 Untersiggenthal, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
09.2023
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Geschossfläche
7200 m²
Gebäudevolumen
44'500 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
28,7 Mio. CHF
Parkplätze
70

Beschreibung

Das Projekt Dorfzentrum Untersiggenthal vereint in einem Gebäude zwei autonome Säle, einen Mehrzweckraum mit Bühne und eine Dreifachturnhalle. Der Mehrzwecksaal ist ebenerdig und als Schaufenster zum neuen Dorfplatz angeordnet. Da Überlegungen Wohnbebauung im Raum standen und die Finanzierung inhaltlich und zeitlich vage war, entschieden sich NYX architectes für die städtebauliche Haltung: Das Zentrum der Gemeinde wird räumlich durch die vorhandene Bausubstanz definiert. Entsprechend dem namensgebenden Wettbewerbsbeitrag, heisst der Dorfplatz die Gemeinde mit einer grossen Geste Willkommen.

Ausgangslage

Das neue Dorfzentrum nimmt den Kontext auf. Der vorgeschlagene Neubau steht dem Gemeindehaus gegenüber und nutzt die gesamte Tiefe des Geländes. Er definiert den Dorfplatz räumlich durch eine einfache Geste: eine einzige Fassade, die sich über die gesamte Ostseite des Platzes erstreckt. Dadurch öffnet sich das Grundstück in die Tiefe und die Blickbeziehungen von der Kantonsstrasse nach Norden werden betont. Das neue Ensemble öffnet sich mit dem neuen Platz nach Süden und klärt so die Adresse des neuen Dorfzentrums.

Entwurfsidee

Das Projekt ist stark von Synergien geprägt. Dennoch bleiben die Mehrzweckhalle und die Dreifachsporthalle eigenständig und können separat genutzt werden. Das Foyer dient als Eingang zur Mehrzweckhalle und führt gleichzeitig zur Zuschauergalerie. Die Halle liegt ebenerdig am Dorfplatz und bildet den Empfang für die Besucher*innen. Die wichtigsten Raumelemente sind in einer sinnvollen Reihenfolge angeordnet. Von Norden nach Süden: Küche mit Anlieferung, Foyer und Mehrzweckhalle am Dorfplatz, Bühne mit Anlieferung.
Die Turnhallen sind halb unterirdisch geplant. Die Umkleideräume der Sporthallen befinden sich in einer Zwischenebene im Untergeschoss und sind von der Tiefgarage aus zugänglich. Die Nebenräume bilden gleichzeitig eine durchlässige Pufferzone.
Das Raumprogramm ist nach Zonen gegliedert, was zu einer hohen Funktionalität bei der Nutzung des Gebäudes führt. Die beiden Haupträume Mehrzweckraum und Sporthalle werden von ihren Nutzungen eingefasst: Umkleiden, Geräteräume und Zuschauertribüne. In der Zone zwischen den Hallenkörpern, der so genannten Spange, sind alle Nebenräume sowie die beiden Treppenhäuser als vertikale Erschliessung organisiert.

Projektierung

Das Tragwerk ist sichtbar und erlebbar. Zwei Hauptmaterialien dominieren die Wahrnehmung der Raumbegrenzungen: Beton als vor Ort geformte Masse dient der robusten Hülle. Holz als vorgefertigtes, vor Ort zusammengefügtes Stab- und Scheibenwerk bestimmt den Ausdruck der Hallenkörper.
Stützen und Binder aus Brettschichtholz bilden das Primärtragwerk der Mehrzweck- und Dreifachsporthalle. Sie bilden eine Abfolge von Rahmen, die durch Ausfachungen miteinander verbunden sind. Es entsteht eine ausdrucksstarke Reihung mit ordnender Wirkung, die auf einen Gesamteindruck ausgerichtet ist. Einzelne Elemente wie Basketballkörbe, Seil und Reck, Beleuchtung sind symmetrisch angeordnet und in ihrer Wirkung gedämpft.
Die Aussteifung der Hallen in Querrichtung erfolgt durch die mittig angeordnete massive Betonspange, mit der diese Segmente verbunden sind. Die massive Betonmasse legt sich um die Holzstrukturen. Sie bleibt im Ausdruck roh, nimmt sich zurück, erscheint als durchgehender Hintergrund.

Realisierung

Der Baukörper ist von weitem als akzentuierte Struktur erkennbar. Ihre öffentliche Funktion und Bedeutung ist durch Kompaktheit und Robustheit geprägt. Die Holzfassade bewirkt eine freundliche und einladende Ausstrahlung. Das äussere Erscheinungsbild wirkt ordnend und fixierend auf das gesamte Zentrum.
Beim Näherkommen verfeinert sich die Fassade, Details und besondere Verbindungen werden sichtbar und sprechen andere Wahrnehmungsebenen an. Die Fugen der Holzelemente gliedern das Volumen, geben Rhythmus und Akzente. Sie haben auflösende und plastische Eigenschaften und vermitteln dadurch Leichtigkeit.
Die vier Fassaden sind unterschiedlich gestaltet und folgen der Ausrichtung des Gebäudes. Die West- und Ostfassade öffnen sich zur unmittelbaren Umgebung und sind zweigeschossig verglast. Zum Dorfplatz hin ist diese Verglasung je nach Blickwinkel und Lichtsituation ein- oder zweigeschossig lesbar. Die Nord- und Südfassaden sind eher geschlossen. Die Verkleidung besteht aus einer geschlossenen Schalung mit aufgesetzten Kantholzprofilen zur horizontalen Gliederung der Felder. Sie sind in der Tiefe gestaffelt und architektonisch thematisiert.

Das Projekt von NYX architectes wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.

Besonderheiten

Der Studienauftrag umfasste sowohl die Planung eines Dorfzentrums mit Festsaal und Sporthallen als auch eine städtebauliche Studie mit Überlegungen zur Querfinanzierung durch Wohngebäude auf demselben Grundstück. Mit dem Gewinn des Wettbewerbs wurde uns die Realisierung des Dorfzentrums mit dem Dorfplatz versprochen.

Da das Finanzierungsprojekt inhaltlich und terminlich unklar war, haben wir uns schnell für eine städtebauliche Haltung entschieden: das Zentrum der Gemeinde, der Dorfplatz, muss räumlich durch die vorhandene Bausubstanz und durch unser Projekt definiert werden. Unser Wettbewerbsbeitrag hiess damals «Willkommen» und das Hauptbild war eine Frontansicht vom Dorfplatz, das bis jetzt inklusive der Bilder der Fertigstellung unser Lieblingsbild vom Projekt geblieben ist. Die grosse Geste über den ganzen Platz mit dem Foyer und der Mehrzweckhalle als Schaufenster zum Platz ist eine freundliche Einladung für die Besucher

192138297