Drei-Häuser-Hotel Caspar

Der «Ochsen» und der «Adler», zwei historische Gasthäuser im Zentrum Muris, wurden komplett erneuert. Zwei Neubauten, der «Wolf» und ein Saalbau ergänzen die Altbauten. Als Drei-Häuser-Hotel Caspar ist das Ensemble auch ein gastronomischer und kultureller Brennpunkt gegenüber dem bekannten Kloster.

Ausgangslage

Die beiden Gasthäuser Ochsen und Adler im Zentrum von Muri (AG) blicken auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Zahlreiche Umbauten beeinträchtigten jedoch die historische Substanz, insbesondere im «Adler». Als einzelne Hotelbetriebe waren die beiden Häuser nicht rentabel zu führen, ausserdem war der Investitionsbedarf gross. Eine grosszügige Bauherrschaft setzte sich zum Ziel, die Traditionshäuser mit Renovationen und Neubauten in die Zukunft zu führen. Damit sollten die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung und der regionalen Wirtschaft gleichermassen erfüllt werden.

Entwurfsidee

Die drei Häuser des Hotels Caspar sind in ein Geviert im Zentrum von Muri im Aargauer Freiamt eingestreut. Als vierter Teil des Ensembles verbindet der Saal den «Ochsen» mit dem «Wolf». Die vier Teile respektieren die Körnung des Murianer Ortskerns. Die restaurierten Altbauten wenden sich nach aussen: der «Ochsen» an die Seetalstrasse, der «Adler» an die Marktstrasse und zum gegenüberliegenden Klosterhof. Sie stärken damit die Struktur des Dorfes. Die Neubauten sind etwas zurückgesetzt und zeigen ein zeitgenössisches Gesicht.
Die beiden historischen Bauten sollten mit einem gastronomischen Angebot im Erdgeschoss und Hotelzimmern in den Obergeschossen ihre traditionelle Rolle als Gasthäuser weiterhin ausfüllen. Für eine wirtschaftlich tragfähige Lösung waren jedoch weitere Hotelzimmer nötig, die im neuen «Wolf» Platz fanden. Dieser entstand anstelle eines baufälligen Vorgängerhauses und orientiert sich mit seiner Kubatur am Altbau des «Ochsen». Ein leichter Knick in der Fassadenachse des «Wolf» und das leicht nach vorne geneigte Giebelfeld interpretieren den Segmentgiebel des «Ochsen».
Der neue, zwischen «Ochsen» und «Wolf» eingespannte Saal zeichnet sich durch seinen doppelten Giebel aus, dem ein inzwischen abgebrochener Nachbarsbau Pate stand. Der Doppelgiebel bindet den Neubau besser in die Umgebung ein und verbessert die Proportionen im Innern des Raums. Beim «Adler» bietet ein Wintergarten anstelle eines Saalbaus ein zusätzliches Raumangebot.

Projektierung

Obschon die drei Häuser des Hotels Caspar eine betriebliche Einheit bilden, hat jedes der drei «Tiere» seinen eigenen Charakter. Die Zimmer im «Ochsen» sind doppelgeschossig ausgebildet mit einem unteren Wohnbereich und einem Schlafbereich unter dem Dach. Weisse Decken und Wände, ein Holzboden und eine dunkle Stahltreppe bestimmen das Bild. Im «Adler» vermitteln die Zimmer mit Fischgratparkett, ornamentalen Plattenbelägen und gedrechselten, marmorierten Tischbeinen eine traditionellere Atmosphäre. Mit dezenten Farben gestaltet sind die Zimmer im «Wolf», wobei hier Bilder des Landschaftsmalers Caspar Wolf eine Verbindung zum berühmtesten Murianer und Namensgeber des Hotels herstellen.
Ebenso unterschiedlich sind die Restaurants ausgestaltet. Im «Ochsen» erzeugen ein hölzernes Wandtäfer, ein Teil alt und aufgefrischt, ein Teil neu eine gastliche Atmosphäre; Blickfang sind hier der runde Center Table und die offene Küche. Im «Adler», der auch tagsüber geöffnet ist, gliedern Stützen, deren Kapitelle als Adlerschwingen ausgebildet sind, den Raum. An den Wänden sind Vergrösserungen von Caspar-Wolf-Gemälden aufgebracht und durch ein Punktraster verfremdet.
Eine besondere Atmosphäre umgibt die Gäste im Saal, dem Herzen des Hotels: Um die Flächigkeit der gefalteten Deckenstruktur zu unterstützen, entwickelten die Architekten eine hölzerne Struktur aus CNC-gefrästen Stäben. Diese hat der Schreiner zu einem Positiv-Negativ-Muster zusammengefügt, sodass kein Abfall entstanden ist.

Realisierung

Trotz der historischen Bausubstanz und der damit verbundenen jahrhundertealten Tradition der Häuser standen nur relativ wenige Bauteile unter Denkmalschutz, und dies nur auf kommunaler Ebene: beim «Ochsen» die Bausubstanz und beim bisher stärker umgebauten «Adler» das Gebäudevolumen und als Gegenüber der historischen Klosteranlage die Umgebung. Unter kantonalem Denkmalschutz stehen lediglich das Wirtshausschild des «Ochsen» und ein Bildstock beim «Adler».
Wie bei jedem Umbauprojekt warteten auch die Gebäude des Drei-Häuser-Hotels immer wieder mit Überraschungen auf, die nach einer spezifischen Reaktion riefen. Besonders war die Situation beim «Adler»: Einerseits war bekannt, dass dieses Haus schon besonders oft und rücksichtslos umgebaut wurde. Historische Substanz erwartete man kaum mehr. Und tatsächlich war der Zustand des «Adlers» prekär. Andererseits kamen bei den Abbrucharbeiten völlig überraschend historische Decken- und Wandmalereien zum Vorschein. Um diese zu erhalten, musste das Umbauprojekt in weiten Teilen umgeplant werden. Dies, weil die knappen Höhenverhältnisse nun noch enger wurden. Dies führte schliesslich zur doppelten Stützenreihe mit den Adlerschwingen.

Besonderheiten

Die Holzdecke mit den zufällig entdeckten Grisaillemalereien war am Ende das Einzige, was innerhalb der alten «Adler»-Mauern an seinem Platz blieb – aufwendig abgestützt und scheinbar frei im Raum schwebend. Als «Historic Loft Premium» ist dieses Zimmer nun eines der Schmuckstücke des Hotels.