Hauptsitz Medisuisse

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9001 St. Gallen,
Schweiz

Veröffentlicht am 18. April 2023
Studio Gugger AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Strassenfassade Hoffassade Fassadendetail Hoffassade Abendlicht Terrasse 7. Obergeschoss Cafeteria Büroatmosphäre Unisextoiletten

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Frongartenstrasse 9, 9001 St. Gallen, Schweiz
Fertigstellung
08.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Anzahl Kellergeschosse
2
Grundstücksfläche
508 m²
Geschossfläche
2734 m²
Nutzfläche
1784 m²
Gebäudevolumen
10'360 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
12,6 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
74
Parkplätze
10

Beschreibung

Mitten in der Stadt St. Gallen, gleich neben dem Roten Platz, steht ein siebengeschossiges Holzhaus, dem man die Bauweise nicht ansieht. Seine Fassade aus Glasfaserbeton orientiert sich an den massiv konstruierten Nachbarbauten und verweist gleichzeitig auf den Leichtbau dahinter.

Ausgangslage

Der Hauptsitz der Medisuisse reklamiert eine Sonderstellung im Geviert. Wohl ergänzt das Gebäude den Blockrand, gleichzeitig behauptet es aber, wie sein Vorgängerbau, seine Unabhängigkeit, da es den Bauten der Nachbarparzellen den ihnen gebührenden Abstand gewährt. Mit seinem wohlproportionierten, schlichten Volumen, das gegen die Frongartenstrasse und zum rückwärtigen Hof profiliert ist, sich gegen die beiden angrenzenden Blockrandbauten aber neutral verhält, fügt sich das Gebäude selbstverständlich in den Blockrand ein. In sich ruhend markiert das Gebäude gleichzeitig seine Unabhängigkeit.

Entwurfsidee

Das Projekt ist das Resultat eines 2017 von der Ärztekasse Medisuisse eingeladenen und anonymen Wettbewerbes für Ihren Hauptsitz. Seiner konstruktiven Logik und der Nutzungsanordnung folgend ist das Gebäude als orthogonales Volumen ausgebildet. Bei den gegebenen Dimensionen der bebaubaren Fläche entstehen ideale Spannweiten für einen weitgehend stützenfreien Holzbau. Einzig die ersten zwei Geschosse mit der hofseitigen Erweiterung sind durch die Stützenreihe der darüber liegenden Fassade unterteilt. Die innere Struktur findet ihr Abbild im architektonischen Ausdruck. Die feingliedrige Fassade ist mit dünnwandigen Glasfaserzementplatten verkleidet Dabei werden zwei gegenläufige Ziele in einer Konstruktionsart vereint. Einerseits soll sich das Gebäude in das von mineralischen Fassaden geprägte Geviert einschreiben, andererseits soll der vorgefertigte Leichtbau auch in der Fassade seinen Ausdruck finden. So wird die konstruktive Logik des Fügens auf die Fassade übertragen. Die rationale, vorgefertigte Bauweise erlaubte aber nicht nur eine wohlproportionierte tektonische Gestalt des Baukörpers, sondern auch ein äusserst effizientes Bauen mit einer kleinräumigen Bauplatzinstallation.

Projektierung

Der Grundriss konzentriert alle dienenden Räume im Erschliessungskern und bietet so eine umfassende Nutzungsflexibilität. Die stützenfreie, zusammenhängende Nutzfläche kann im Gebäuderaster von 1.4 m frei unterteilt werden. Durch die zweiseitige Anordnung der Technikschächte können geschossweisse zwei unabhängige Mieter untergebracht werden. Die lichte Raumhöhe und die geringe Tiefe der Nutzzonen bieten trotz der relativ geringen Gebäudeabständen, eine ausgezeichnete Tageslichtnutzung. Im Zusammenspiel mit den natürlichen Baumaterialien ergibt sich eine vorzügliche Raum- und Arbeitsatmosphäre.

Realisierung

Das Bauvorhaben liegt im Herzen der Stadt St. Gallen. Die lokalen Gegebenheiten wie enge Gassen, kleine Gebäudeabstände und allgemein knappe Platzverhältnisse prägen das statische Konzept dahingehend, dass ein hohes Mass an Vorfertigung in allen Phasen der Ausführung angestrebt wird.
Durch das teilweise Vorfabrizieren der Wände und Decken mit den Elsässerelementen im 1. und 2. UG kann auf die Schalung vollständig verzichtet werden. Mit dem Pumpbeton werden die Decken und Wände in einem Arbeitsgang miteinander monolitisiert. Die gesamte Struktur ab OK Boden EG mit Ausnahmen von dem Treppenhaus ist in Trockenbauweise als Holzbau konzipiert. Die Deckenelemente sind als sogenannte Holz-Beton-Verbund-Elemente mit integrierter Haustechnik vorgesehen. Für den vertikalen Lastabtrag werden die flächig tragenden Bauteile der Decke mit Unterzügen an der Fassade und integrierten Stützen in der Aussenwand zugezogen. Die horizontale Aussteifung des sechsstöckigen Gebäudes erfolgt durch vorgespannte Betonwände. Dabei wird das neue, auf dem Rocking basierende Konzept der sogenannten Low-Damage-Philosophie in der Erdbebenbemessung praktisch angewandt. Damit die auftretenden Horizontallasten (Wind und Erdbeben) zu den aussteifenden Wänden gelangen, wird die Decke in jedem Geschoss als starre Scheibe ausgebildet.

Besonderheiten

Mit seinen 25-Metern-Höhe ist der Gebäudekörper in Holz-Hybridbauweise der höchste Holzbau in der Stadt St. Gallen und auch der erste in der Innenstadt. Das Projekt ist in nachhaltiger Bauweise erstellt und orientiert sich an den Kriterien des neuen Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS.

Der Text wurde von den Architekt*innen im Zusammenhang mit der Einreichung des Projektes für den Arc Award 2023 verfasst.

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