Innovationszentrum Erne Holzbau

 
4332 Stein,
Schweiz

Veröffentlicht am 19. März 2024
Burkard Meyer Architekten
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Rüchligstrasse 53, 4332 Stein, Schweiz
Fertigstellung
07.2023
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Gebäudevolumen
14'377 m³

Beschreibung

Mehr Platz für die Erne Holzbau: Der Erweiterungsbau vereint modernste Arbeitsplätze und Innovationsmodelle der Unternehmung unter einem Dach. Der vom Badener Architekturbüro Burkard Meyer realisierte Holz-Hybridbau ist mit neuesten Technologien und ökologischen Materialien wie Schweizer Buche und Stampflehm erstellt – ein beispielhafter Bürokomplex für das Bauen von morgen.

Ausgangslage

Das Fricktaler Holzbauunternehmen Erne ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und verdoppelte sich in zehn Jahren auf 380 Mitarbeitende. Entsprechend zu klein ist das bestehende Bürogebäude in Steinen. Ein Erweiterungsbau soll Abhilfe schaffen und mehr Arbeitsplätze generieren. Der Auftrag ging an Burkard Meyer Architekten. 2013 hatten das Badener Büro bereits den Standort in Stein um ein Betriebsgebäude erweitert. Nun komplettiert der Erweiterungsbau mit 3380 Quadratmeter Fläche das Areal.

Entwurfsidee

Der Erweiterungsbau bietet Platz für 100 neue Arbeitsplätze und beherbergt Innovationsmodelle für zukunftsweisende Technologien in der Bauwirtschaft. Der neue Gebäudekomplex ergänzt den bestehenden Modulbau. Die streng gerasterte Fassade mit den flach geneigten Vordächern bildet mit glänzendem, langlebigem Aluminium und Glas einen Kontrast zum durch Holzmodule geprägten Bestandsbau. Im Innern bestimmen dagegen Holz und Lehm die Erscheinung. Prägendes Element ist die Geschossdecke in Holz-Beton-Verbundbauweise, die Erne entwickelt hat. Die hybriden Deckenelemente dienen sowohl der Kühlung, Heizung und Lüftung als auch der Raumakustik. Die filigrane Struktur sorgt für gute Ausleuchtung der Arbeitsplätze. Die schlanke Konstruktion des Dachtragwerkes, die an japanische Bauten erinnert, überspannt auf 14 Metern die Halle und ist ebenso formschön wie funktional.

Projektierung

Der Neubau setzt mit seiner Erschliessung und Anordnung der Primärräume die Logik des Bestandes fort. Die horizontalen Erschliessungsflächen kreieren zusammen mit der Treppe im Atrium und den Verbindungsbrücken ein Raumkontinuum und ermöglichen eine vertikale Verbindung zur im Erdgeschoss liegenden Cafeteria. Diese bildet die neue Mitte des Hauses und schafft durch die geschossübergreifende Räumlichkeit neue Formen des kollaborativen Arbeitens. Weiterführend kann der Gemeinschaftsraum für Veranstaltungen genutzt werden. Die Ausgestaltung der Eingangshalle ergänzt den offenen Innenhof des Altbaus. In den beidem oberen Geschossen befinden sich Open Spaces, Räume für den individuellen Rückzug sowie Sitzungszimmer.

Realisierung

Für die Bauherrschaft ist der Bau auch eine Chance, bewährte Konstruktionen des Unternehmens weiterzuentwickeln sowie neue prototypische Bauteile einzusetzen und sich damit als technologischer Entwicklungs- und Realisierungspartner von innovativen Gebäudelösungen zu präsentieren. Die in der Fassadenebene liegenden Holzstützen sowie die innenliegenden, korridor- und atriumbildenden Tragelemente werden mit einer Holz-Beton-Verbunddecke kombiniert. Das Holz-Beton-Verbund-Tragsystem wurde bereits im ersten Holzhochhaus-Ensemble der Schweiz, dem von Burkard Meyer mit Erne erbauten «Suurstoffi 22» in Rotkreuz, eingesetzt. Nun wurde das im Werk vorgefertigte und CO₂-arme Hybridsystem aus hell lasierter Schweizer Stabbuche weiterentwickelt. Es kombiniert dank der starren Verbindung der beiden Materialien die statischen Eigenschaften von Holz sowie Beton optimal und ermöglicht so grosse Spannweiten.

Besonderheiten

Ein weiteres Entwicklungsfeld von Erne, das sich im Bau abbildet, ist die Verwendung von Stampflehm für Treppenhauswände und Nasszellen. Der Lehm stammt aus eigenem Aushub und wird direkt vor Ort mit Robotern gestampft. Der Boden im Erdgeschoss ist aus Recyclingbeton. Dank der engen Zusammenarbeit des Architektenteams und den Holzbauingenieur:innen von Erne entstand ein in Erstellung und Betrieb vorbildhafter Bau, der eine industriell geprägte Planungs- und Fertigungslogik in ein stimmiges Raumerlebnis überführt.

Das Projekt von Burkard Meyer Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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