Kultur- und Gewerbehaus Elys, Lysbüchelareal

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4056 Basel,
Schweiz

Veröffentlicht am 09. August 2022
baubüro in situ ag
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Elsässerstrasse 215, 4056 Basel, Schweiz
Fertigstellung
01.2020

Beschreibung

Die Transformation eines ehemaligen Coop-Verteilzentrums in ein Kultur- und Gewerbehaus wurde durch Immobilien Basel-Stadt im Rahmen der Gesamtentwicklung Volta Nord initiiert und realisiert. Bei der Umnutzung wurden die neue Aussenwand und die zu erstellenden Wände im Innenhof – also rund 1000 Quadratmeter Fassadenfläche – vorrangig aus wiederverwendetem Baumaterial erstellt.

Rückgebautes Holz wird in der Regel «thermisch verwertet», sprich verbrannt. Für die Fassade des Gebäudes 215 wurden Pfetten, Sparren und Leimbinder von Rückbauten in der Umgebung gesammelt, in einer Sägerei zu Lamellen aufgesägt und daraus verwindungssteife Leimbinder hergestellt. Im Gegensatz zu dem bisherigen Konstruktionsholz genügen die Leimbinder dann den hohen Anforderungen des Holzrahmenbaus.

Die Holzrahmenbauelemente wurden mit Steinwolldämmresten gefüllt. Sie wurden, in Form von Abschnitten neuwertiger Dämmplatten oder sauberem, schadstofffreiem Material von anderen Baustellen gesammelt und in die Holzelemente eingebaut. Diese Dämmreste werden normalerweise bei den Baustoffhändlern in Recyclingsäcken gesammelt, zum Hersteller transportiert und mit hohem Energieaufwand eingeschmolzen und wieder zu neuem Dämmmaterial verarbeitet. Um diesen hohen Energieaufwand für Transport und Wiedereinschmelzen einzusparen, wurden die Dämmreste direkt wieder eingebaut. Verbleibenden Hohlräume wurden mit Steinwollgranulat aufgefüllt, um einen bauphysikalisch einwandfreien Aufbau der Wandelemente zu gewährleisten.

Im Umkreis von rund 100 Kilometern vom Projektstandort wurden Schweizer Fensterproduzenten nach «Lagerfenstern» angefragt. Auf diese Weise konnten 200 neuwertige Fenster gesammelt werden, die aufgrund von Überproduktion oder Fehlbestellungen bei den Firmen lagerten. Üblicherweise werden diese Lagerbestände aus Platzgründen kurzfristig entsorgt. Die Fenster – in Farbe, Form und Material unterschiedlich – bestimmen das lebhafte Fassadenbild.

Die vertikale Gliederung der neuen Ostfassade erfolgte in Anlehnung an die bestehenden Fassaden des Gebäudes. Die grünen Trapezbleche der bisherigen Dachaufbauten wurden demontiert und an der neuen Fassade wieder montiert. Dadurch wurde rundum eine einheitliche gestaltung erreicht. Für die neu erstellten Dachaufbauten kam demontiertes Trapezblech des benachbarten ehemaligen Coop-Weinlagers zum Einsatz. Insgesamt wurden für die Aussenhülle des Gebäudes 215 ganze 2000 Quadratmeter Trapezbleche direkt vom Areal wiedereingesetzt.

Der Text wurde von den Architekt*innen im Zusammenhang mit der Einreichung des Projektes für den Arc Award 2023 verfasst.

192097790