Vier Künstlerateliers

 
8952 Schlieren,
Schweiz

Veröffentlicht am 09. August 2022
baubüro in situ ag
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Die denkmalgeschützte Fassade blieb unverändert Atelier auf dem Zwischenboden Fabrikhalle kurz vor dem Ateliereinbau Atelier im Erdgeschoss Holzplatten stammen aus einem ehem. Bahnübergang der SBB Treppe mit Geländer eines ehem. Gewerbegebäudes Zusätzliche Stufen aus Holzplatten ergänzt Vorbereitete Holzrahmen um die wiederverwendeten Fensterflügel aufzunehmen Einbau der Rahmen als innenliegendes Kastenfenster Einbau der Platten aus einem ehemaligen Bahnübergang der SBB Innenansicht der Atelierzwischenwand Treppenraum zwischen den Ateliers

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Turmstrasse 5, 8952 Schlieren, Schweiz
Fertigstellung
01.2021
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Gebäudekosten (BKP 2)
250'000 CHF

Beschreibung

Die Grundvoraussetzungen bestimmen die Entwurfsstrategie: Maximale Reversibilität, um die denkmalgeschützte Bausubstanz zu schonen, sowie ein behutsamer Umgang mit den eingesetzten Ressourcen, da die Nutzungsdauer nur zehn Jahre beträgt. Das Ergebnis ist ein Projekt, das fast ausschliesslich auf die Wiederverwendung von Bauteilen setzt. Denn an hochwertigen Bauteilen mangelt es den Zürcher Abbruchobjekten nicht.

Eine Kirche für Kühltürme
Was damals im Jahre 1897 als rein funktionaler Industriebau erstellt wurde, fand bereits nach der Stilllegung des Gaswerks Schlieren in den 60er-Jahren eine neue Verwendung als Künstleratelier. Der Zürcher Bildhauer Jürg Altherr nutzte die leer stehende Halle als geräumiges Atelier für die Arbeit an seinen Skulpturen. Betritt man den Raum, versteht man sofort, weshalb: der lichtdurchflutete, mehr als zehn Meter hohe Raum mit seinen hohen, schmalen Bogenfenstern auf drei Seiten ist trotz seiner Rohheit mehr sakraler Raum als Fabrikgebäude. Das Gebäude ist denn auch denkmalpflegerisch von überkommunaler Bedeutung. Nach dem Tod Altherrs vor drei Jahren entschied sich die Arbeitsgemeinschaft Zürcher Bildhauer (AZB), welcher verschiedene Räumlichkeiten auf dem Gaswerkareal in Schlieren verwaltet und an Bildhauerinnen vermietet, die Halle künftig nicht länger einem einzelnen, sondern vier verschiedenen Kunstschaffenden zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich soll der Ganzjahresbetrieb möglich sein. Dies jedoch mit begrenztem zeitlichem Horizont, denn das Nutzungsrecht gilt lediglich für die kommenden zehn Jahre.

Wiederverwendung als Entwurfsstrategie
Diese beiden Grundvoraussetzungen aus baulich wertvoller Substanz und beschränkter Nutzungsdauer liegen der gewählten Entwurfsstrategie zugrunde: maximale Reversibilität und schonender Umgang mit den eingesetzten Ressourcen. Das Ergebnis ist ein Projekt, das fast ausschliesslich auf die Wiederverwendung von Bauteilen setzt. Die innen angeschlagenen Holzfenster stammen aus einer Blockrandsiedlung aus Zürich, die Wand- und Deckenkonstruktion aus Holzplatten dienten ursprünglich einem provisorischen Bahnübergang in Winterthur und die Holzlatten waren vor wenigen Monaten noch das Geländer einer Strassenüberführung. An hochwertigen Bauteilen mangelt es den Zürcher Abbruchobjekten nicht.

Geschichten erzählen
Die Strategie des Wiederverwendens prägt auch den Ausdruck im fertig gebauten Zustand, denn die vorherige Verwendung bleibt ansatzweise ablesbar. Die weissen Streifen des Blindenleitsystems aus der Zeit des Bahnübergangs zeichnen ein eigenwilliges Muster auf die Wände der Ateliers. Auf diese Weise wurde dem historischen Gebäude mit dem Einbau der Künstlerateliers nicht nur eine neue, sondern gleiche mehrere zeitliche Ebenen hinzugefügt.

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