Kulturhaus Rain
,
Schweiz
Veröffentlicht am 31. März 2022
Haefeli Architekten
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Kulturhaus Rain ist ein Veranstaltungslokal aus Holz mit einer sichtbar belassenen, gewölbten Decke und bietet Raum für Kunst, Kultur und Gemeindeanlässe. Für die Dachkonstruktion wurden zwei Systeme des traditionellen Holzbaus kombiniert und mit zeitgemässer Technologie umgesetzt.
Ausgangslage
Wo früher eine nüchterne Turnhalle aus den 50-er Jahren stand, wünschte sich die Gemeinde ein multifunktionales Gebäude, welches Platz für Kunst, Kultur und Gemeindeanlässe bietet. Aufgrund der Nachhaltigkeit und Kosten sollte allerdings das Untergeschoss bestehen bleiben. Damit dieses die statischen Anforderungen erfüllen konnte, musste es partiell ertüchtigt werden. Gesucht war somit ein leichter Neubau, der die Lasten gezielt auf die Aussenmauern führt und einen grossen stützenfreien Raum ermöglicht.
Entwurfsidee
Das Wappen der Gemeinde Böttstein besteht aus einem geflochtenen, rautenförmigen Gitter in Rot auf gelbem Grund. Diese Zeichnung bildet den Ausgangspunkt für den Entwurf des neuen Kulturhauses Rain in Kleindöttingen. Dessen Überführung in einen erlebbaren Raum sollte einen einzigartigen Ort für die Gemeinde schaffen. Ausgehend von dieser Idee entstand eine eingeschossige Kulturhalle mit einer aussergewöhnlichen Dachkonstruktion. Diese bildet sich gegen aussen als Tonnendach ab, dessen Querseiten leicht geneigt sind und das mit einer Kupferschicht eingedeckt ist. Die Fassade besteht aus einer dunklen Holzverschalung, in die auf den beiden Längsseiten je drei grossflächige, quadratische Fenster eingelassen sind. Diese sind jeweils seitlich mit Türen eingefasst. Während diejenigen auf der Ostseite zur Belüftung dienen und lediglich gekippt werden können, führen die Türen auf der Westseite auf den Pausenhof der angrenzenden Schule. Der Aussenraum wird somit vom Kulturhaus nicht nur gefasst und abgeschlossen, sondern er tritt auch in Interaktion mit ihm.
Projektierung
Der Neubau ersetzt die Turnhalle, die hier vorher stand. Diese wurde bis auf die Kellerdecke abgebrochen. Mit exakt denselben Raummassen setzte man das Kulturhaus auf die bestehenden Mauern des Untergeschosses der Turnhalle. Dieses bildet nun das Fundament für den modernen Holzbau. Als Herzstück des Neubaus bietet der Saal 300 Personen Platz. Diesem vorgelagert ist ein Foyer mit angrenzender Küche und Cateringbereich sowie den Sanitäranlagen. Ein Lagerraum für Mobiliar und die mobile Bühne ergänzen den Veranstaltungsraum auf der gegenüberliegenden Seite. Für die Dachkonstruktion wurden zwei wegweisende Erfindungen des Holzbaus aus dem letzten Jahrhundert kombiniert: Das Zollingerdach und der Hetzer-Bogenbinder. Das klassische Zollingerdach besteht aus vielen Einzelabschnitten mit zwei Tragrichtungen. Hier wurden aber in eine der Richtungen Durchlaufträger montiert, die man in der Gegenrichtung mit Einzelstücken ergänzte. Die produktions- und montagetechnischen Abläufe optimierte man und realisierte sie mit CNC-Technologie. Das so entstandene Rautenmuster bleibt sichtbar und ist eine Reverenz an das Design des Dorfwappens. Gleichzeitig schafft die gewölbte Decke nicht nur einen beeindruckenden Raum, sie wirkt sich auch positiv auf die Akustik aus. Vom Parkettboden aus Eiche über die Wandpaneele aus Schweizer Weisstanne bis zu den gebogenen Deckenfüllungen aus Dreischichtplatten: Der Saal ist komplett aus Holz gefertigt.