Perrondächer Bahnhof Fribourg / Freiburg

 
1700 Fribourg,
Schweiz

Veröffentlicht am 08. April 2025
Boegli Kramp Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Perrondächer Perron 2 mit Rampenabgang , Abend Detail Bahnzugang Avenue du Midi / Zugang Personenunterführung, Abend Detail Bahnzugang Avenue du Midi / Zugang Personenunterführung Stadtseitiger Bahnzugang Avenue du Midi / Zugang Personenunterführung, Abend Stadtseitiger Bahnzugang Avenue du Midi / Zugang Personenunterführung Perrondächer Perron 3 im Bahnkontext Perrondächer Perron 3 im Bahnkontext Perrondächer Perron 3 im Bahnkontext. Abend Perrondächer Perron 2 mit Rampenabgang Perrondächer Perron 2 mit Mittelstütze Perrondächer Perron 2 mit Doppelstützen und Treppenabgang, Abend Perrondächer Perron 2 mit Doppelstützen und Treppenabgang Neue Personenunterführung mit Bahnzugängen und städtischer Verbindung Neue Personenunterführung mit stadtseitigem Aufgang und Lift

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Place de la Gare 1, 1700 Fribourg, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
03.2025
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
1
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
22'350 m²
Geschossfläche
5800 m²
Nutzfläche
10'060 m²
Gebäudekosten (BKP 2)
12,3 Mio. CHF

Beschreibung

Zwischen Einfahcheit und Variation  - Neue Perrondächer Bahnhof Freiburg

Der Bahnhof Fribourg/Freiburg erfährt derzeit eine wahrhafte Verjüngungskur. Der Ausbau des Schweizer Schienennetzes, die steigende Zahl der Reisenden, die zahlreichen technischen Verbesserungen und der hindernisfreie Zugang erforderten mehrere Umbauten und Renovierungen des Bahnhofs und seiner Umgebung, darunter auch der Perrondächer.

Eine Gesamtbetrachtung ermöglichte es, die Verbindungen zur Stadt zu stärken. So wurde kürzlich eine neue Unterführung eröffnet, die das Stadtzentrum vor dem Bahnhofsgebäude mit dem dahinter liegenden Stadtteil verbindet und so eine städtische, durchgehen offene Nord-Süd-Durchquerung schafft. Ein neuer Zugang von Westen wurde ebenfalls fertiggestellt. Vor dem Bahnhof wird ein öffentlicher Raum für Fussgänger und öffentliche Verkehrsmittel geschaffen. Die historischen Arkaden werden renoviert. Die bestehende Passage durch das Hauptgebäude, die den Bahnhof vom Place de la Gare bis zum Busbahnhof durchquert, wird ebenfalls renoviert und aufgewertet. Sämtliche Perrondächer wurden ersetzt. Die bisherigen Perrondächer aus der Bauzeit des heutigen Bahnhofsgebäudes vor fast einem Jahrhundert waren bei der ersten Erhöhung der Perrons im Jahr 1989 in ihren Proportionen verändert worden und waren in Bezug auf aktuelle Anforderungen an Komfort, Sicherheit und Perronhöhe veraltet. Ausgenommen das Vordach des Perron 1, das eine historische Einheit mit dem Bahnhofsbäude bildet, wurde teilweise erhalten.

Verbindung von Kulturerbe und zeitgenössischer Konstruktion
Aus einem Studienauftrag ging 2018 das Büro Boegli Kramp Architekten als Gewinner hervor, das auch an anderen Umstrukturierungen und Projekten zur Neugestaltung des Bahnhofs und seiner Umgebung beteiligt ist. Eine Kohärenz zwischen dem historischen Vordach und den zukünftigen neuen Perrondächern musste unbedingt gewahrt werden, um die Verbindung zwischen dem Kulturerbe und zeitgenössischer Konstruktion zu gewährleisten. Inzwischen wurden auf den beiden Perrons der Gleise 2 / 3 und Gleise 4 / 5 neue Perrondächer realisiert, ergänzt durch eine Überdachung in einheitlicher Architektursprache über der neuen Zugangsrampe auf der Bahnhofsrückseite. Angepasst an die neuen Abmessungen der Perrons sowie aktuellen Anforderungen an Komfort und Sicherheit begleiten die Perrondächer ebenso die Zugbewegung bei der Ein- und Ausfahrt in die Stadt sowie bieten angenehme und helle Warte- und Begegnungsbereiche auf den Perrons. Die Architektursprache der neuen Perrondächer harmoniert mit derjenigen der historischen, erhaltenen Konstruktion auf Perron 1, mit der Dynamik des Bahnverkehrs, bietet Schutz vor Witterungseinflüssen und vereint auf pragmatische Weise alle funktionalen Anforderungen (Schutz vor Witterungseinflüssen, natürliches und künstliches Licht, Aufhängen der verschiedenen Anzeigetafeln, Wasserabfluss).

Pragmatismus und Effizienz
Das Streben nach maximaler Einfachheit in einem komplexen Bahnkontext liegt der Form zugrunde. Diese passt sich je nach der Situation unterhalb der Überdachung leicht an: ein Perron, eine Rampe oder eine Treppe. Schlanke, T-förmige Strukturelemente aus Metall tragen in ihrer Mitte eine mehrteilige Überdachung, die durch geschlossene Teile und ein beidseitiges transparentes Band aus Polycarbonat, das natürliches Licht hindurchlässt, rhythmisiert wird. Im Bereich von dem Perronzugang dienenden Treppen und Rampen verdoppeln sich die Stützen und verbreitern sich die Träger. Über der zukünftigen Zugangsrampe auf der Rückseite des Bahnhofs passt sich die Form der Tragstruktur leicht an die spezifische Situation an, wodurch die Anpassungsfähigkeit und die Gesamtkohärenz des Dachkonzepts auch für zukünftige Entwicklungen unter Beweis gestellt wird.
Die Verkleidung aus dünnen, weissen, gerillten Dreischichtholzplatten, die entweder über oder unter der Struktur befestigt sind, erzeugt ein dynamisches Wechselspiel, das der jeweiligen Situation angepasst ist. Der Höhenversprung des Dachs ermöglicht auch aus einem Doppelstockzug den Blick auf den Perron, und verschlankt gleichzeitig die Auskragung, die die Dynamik der vorbeifahrenden Züge unterstützt. In der Mitte des Bahnsteigs, dem Warte- oder Zugangsbereich, ist die Dachhöhe niedriger, und dient damit dem Komfort und Sicherheitsgefühl der Reisenden. Der durch den Höhenversprung entstandene etwa vierzig Zentimeter breite Spalt ermöglicht mittels transluzenter Polycarbonatplatten natürliches Licht durchzulassen. Ebenso kann die künstliche Beleuchtung einfach in die Dachform integriert werden, entweder nach unten gerichtet, um die Perronkante zu markieren, oder nach oben gerichtet, um ein diNuseres Licht zur Mitte hin zu erzeugen.
Die H-förmige zentrale Stütze ermöglicht die getrennte vertikale Dachwasser- und Stromkabelführung in den seitlichen Hohlräumen und reduziert somit den Platzbedarf für Technik auf dem Perron. Gleisseitig bleiben die Breite und die Neigung der Dachelemente konstant. Die Differenz der Perronbreite von einem Ende zum anderen wird von den Mittelelementen aufgenommen, die sich nach und nach verjüngen. Im Sinne der konstruktiven Ehrlichkeit ist die Tragstruktur durch ihre dunkle Farbe, die sich von der hellen Verkleidung abhebt, leicht ablesbar. 
Zusammengefasst handelt es sich um eine intelligente Form, die sich variieren und an verschiedene Situationen anpassen lässt und dabei durch bemerkenswerte Einfachheit besticht. Diese Effizienz ermöglicht es, das komplexe, bewegte und laute Bahnhofsumfeld zu beruhigen, um den Komfort auf dem Perron zu optimieren. Über eine einfache Nutzkonstruktion hinaus verkörpern die neuen Perrondächer einen harmonischen Dialog zwischen Geschichte und zukünftigen Entwicklungen, zwischen Architektur und Mobilität, zwischen Ästhetik und Funktionalität. Mit diesem Projekt etabliert sich der Bahnhof Fribourg/Freiburg als wichtiger Bahnhaltepunkt in der Westschweiz.

Perrondächer

  • Dachform von historischen Perrondächern inspiriert
  • Durchgehende Dachuntersichten, ob mit Einfach- oder Doppelstützen bei Aufgängen
  • Tageslicht-Band um Perron in der Tiefe natürlich zu belichten
  • Technische Infrastruktur in einem Technik-Kanal maximal konzentrieren (Licht, Lautsprecher, Kameras, Kabelführung, Entwässerung, und so weiter)
  • Bahn-Anzeigen und -Signaletik mit hoher Lesbarkeit «freigestellt»
  • Lifte separat von Tragkonstruktion als freie Glaskörper auf Perron und in Unterführung

Personenunterführung und Bahnzugänge

  • Sichtbeton-Raum mit Begleitung durchgängiger horizontalen Wandverkleidungen
  • Aufwertung des Raums als öffentlicher und permanent zugänglicher Druchgangs-Raum führt dank architektonsichen und akustischen Massnahmen zu hohem Sicherheitsempfinden
  • Beleitende Wandverkleidungungen vereinen Akustik-Massnahmen und indirekte Lichtführung (Boden und Decke)
  • Perforierte Trapezbleche pulverbeschichtet als Wandverkleidungen 

Das Projekt von Boegli Kramp Architekten wurde für den Swiss Arc Award 2025 eingereicht. Der Text wurde von Marielle Savoyat verfasst und von Boegli Kramp Architekten ins Französische übersetzt. Jeannine Bürgi hat ihn publiziert.

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