Polizei- und Justizzentrum Zürich

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8004 Zürich,
Schweiz

Veröffentlicht am 04. März 2025
Theo Hotz Partner AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Haupteingang Luftbild Hohlstrasse Zentralle Eingangshalle Haupteingang Eingangsbereich Zentralle Eingangshalle Cafeteria Raum der Stille Konferenz Forensik Turnhalle Zelle Untersuchungshaft Korridor Zellentrakt Güterstrasse

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Güterstrasse 33, 8004 Zürich, Schweiz
Fertigstellung
10.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Anzahl Kellergeschosse
mehr als 2
Grundstücksfläche
33'558 m²
Geschossfläche
133'467 m²
Gebäudevolumen
522'830 m³

Beschreibung

Im Jahr 2000 begann eine umfassende Standortevaluation für das Polizei- und Justizzentrum (PJZ). Insgesamt wurden 25 Standorte in Zürich hinsichtlich ihrer Eignung bezüglich Grösse, Verkehrsanbindung und Verfügbarkeit untersucht. Das Areal des ehemaligen Güterbahnhofs erwies sich dabei als am besten geeignet. Ein Studienauftrag zur Erarbeitung eines Masterplans wurde 2004 an vier Planungsteams vergeben. Dabei wurden sowohl die städtebauliche Struktur des PJZ als auch die Integration in das Quartier untersucht. Das Siegerprojekt von Gigon/Guyer Architekten überzeugte durch eine moderne Interpretation des Blockrandmusters. Es ergab sich ein Masterplan, der eine Weiterführung der städtebaulichen Achse von der Zypressenstrasse bis zum Gleisfeld vorsieht. Der anschliessende Gestaltungsplan teilte das Areal in zwei Baubereiche: Der erste Bereich ist für das PJZ vorgesehen, während der zweite Bereich für künftige Erweiterungen reserviert bleibt. Dieser kann jedoch vorübergehend für andere Nutzungen zur Verfügung gestellt werden. Der Gestaltungsplan enthält neben wenigen architektonischen Vorschriften vor allem Regelungen zur Nutzung, zum Verkehrsfluss und zu umweltrelevanten Aspekten. Nach Abschluss der Vernehmlassung wurde der kantonale Gestaltungsplan von der Baudirektion des Kantons Zürich überarbeitet und am 15. März 2007 rechtskräftig festgesetzt.

Architektonisches Konzept und Materialwahl
Das Projekt greift die städtebaulichen Vorgaben des Masterplans auf und entwickelt diese weiter. Die Bebauung orientiert sich an der bestehenden Blockstruktur des Quartiers und führt diese in einer klaren, urbanen Form am nördlichen Gleisfeld zu einem harmonischen Abschluss. Das PJZ bildet als öffentliches Gebäude einen markanten Bezugspunkt im Quartier und hebt sich dennoch nicht isoliert von seiner Umgebung ab. Durch seine Positionierung und Struktur bleibt es als Teil des Stadtgefüges erkennbar. Die Hauptadresse des PJZ wird durch eine Baukörperüberhöhung am zentralen Erschliessungsatrium betont, wodurch eine klare und einladende Eingangssituation geschaffen wird. Diese Anordnung gewährleistet eine städtebaulich überzeugende Lösung, selbst wenn bestehende, zum späteren Abbruch vorgesehene Bauten an der Hohlstrasse noch über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. Die Fassadengestaltung entspricht den städtebaulichen Zielsetzungen des Gestaltungsplans. Das Gebäude erhält eine plastische, ruhige Erscheinung mit einer «steinernden» Relieffassade, die alle Gebäudeteile zu einer Einheit verbindet. Einzelne grössere Öffnungen setzen präzise Akzente im geschlossenen Fassadenbild. Die Tragstruktur basiert auf einer klaren Gliederung aus Pfeilern und Deckenstirnen, was zu einem räumlich ausgeprägten Fassadentypus führt. Dabei kommen verschiedene Öffnungsarten für Büronutzungen, Pausenräume, Erschliessungsbereiche und sichtgeschützte Bereiche zum Einsatz, wodurch eine fein abgestimmte Differenzierung entsteht, ohne die übergeordnete Grossform zu stören. Der verwendete Naturstein Vert de Salvan aus dem Wallis ist ein grüngrauer Konglomeratstein mit lebhafter Struktur und vielfältigen Farbnuancierungen. Seine hohe Festigkeit erlaubt eine präzise Umsetzung der dreidimensionalen Fassadenelemente. Die Hoffassaden greifen diesen Naturstein in den Deckenstirnen auf, setzen jedoch mit einer umlaufenden, horizontal strukturierten Bandfassade aus schwarzem Metall bewusst einen Kontrast.

Erschliessung, Umgebung und Nutzung
Die verkehrliche Erschliessung des PJZ erfolgt über eine zentrale Zu- und Ausfahrt entlang der rückwärtigen Erschliessungsstrasse Am Kohlendreieck, die parallel zu den Gleisen verläuft. Zusätzlich ist eine Notausfahrt für die in den unteren Geschossen untergebrachten Parkplätze vorgesehen. Die gesamte Verkehrsführung ist darauf ausgelegt, den öffentlichen Raum möglichst wenig zu belasten. Der Vorplatz des PJZ ist offen und durchlässig gestaltet und bietet eine hohe Aufenthaltsqualität. Die angrenzende Güterstrasse setzt sich in Form einer Eichenallee fort und bildet eine zentrale städtebauliche Erschliessungsachse für das Quartier. Unter den Bäumen befindet sich eine mittig angelegte, chaussierte Fläche mit Parkplätzen und integrierten Versickerungselementen. Temporäre Reservezonen werden mit schnell wachsenden Bäumen bepflanzt, um eine ansprechende Begrünung sicherzustellen. Das zentrale Erschliessungsatrium erstreckt sich über alle Geschosse und bildet den funktionalen und kommunikativen Mittelpunkt des Gebäudes. Durch die Fortführung des Natursteins der Fassaden im Bodenbelag sowie die skulptural gestalteten Brüstungen und Treppen aus Sichtbeton mit Eichenholzhandläufen entsteht eine durchgängige architektonische Sprache. Im obersten Geschoss bildet ein Konferenzbereich mit einem grossen Dachoberlicht die architektonische «Krone» des Gebäudes. Jeder Gebäudetrakt erhält durch zugeordnete begrünte Innenhöfe eine individuelle Prägung. Erweiterte Korridorzonen, die als Coffee- und Meeting-Points genutzt werden, erleichtern die Orientierung und bieten zentrale Treffpunkte für die jeweiligen Abteilungen. Das flexible Bürokonzept kombiniert offene Arbeitsstrukturen mit Einzel- und Gruppenbüros. Transparente Systemtrennwände aus Glas mit Eichenholztüren ermöglichen sowohl offenen Austausch als auch diskrete Rückzugsmöglichkeiten. Die Mittelzonen sind durch Sichtbeton-Erschliessungskerne und mit Eichenholz verkleidete Nebenräume funktional strukturiert.

Spezifische Nutzungen: Forensisches Institut und Polizeischule
Für das Forensische Institut wurde ein Arbeitsumfeld geschaffen, das die Flexibilität eines offenen Bürokonzeptes mit den Anforderungen technisch komplexer Laborarbeit kombiniert. Hochspezialisierte Labore sind um zentrale Betonstrukturen angeordnet und können durch eine gemeinsame technische Erschliessungsschicht im Dachbereich flexibel mit Medien versorgt werden. Die Labore sind grosszügig verglast, um Tageslichteinfall und Sichtbezüge zu umliegenden Arbeitsplätzen zu gewährleisten, was die informelle Kommunikation und die Effizienz der Arbeitsprozesse fördert. Die Zürcher Polizeischule bietet verschiedene Unterrichtsräume, verglaste Gruppenarbeitsräume und eine gemeinsam genutzte Bibliothek. In den Untergeschossen sind sportliche Ausbildungsstätten wie eine Turnhalle, Dojos, ein Fitnessraum und diverse Schiessanlagen untergebracht. Durch gezielt platzierte Sichtverbindungen zwischen den Sportbereichen wird der Zusammenhang zwischen theoretischer und praktischer Ausbildung verstärkt. Der Gastronomiebereich im Erdgeschoss ist direkt an das zentrale Atrium angeschlossen und nimmt die architektonische Sprache des Gebäudes auf. Organische Formen und natürliche Materialien wie Eichenholz prägen die Gestaltung. Verglaste, begrünte Lichthöfe bringen Licht in den Raum und schaffen eine angenehme Atmosphäre, die sich bewusst von der strengen Struktur des Gesamtgebäudes abhebt. Im obersten Geschoss bildet der Konferenzbereich mit seinem Rundumblick über Zürich den repräsentativen Abschluss des Gebäudes. Eine offene Loungezone mit Blick auf die Stadt dient als Begegnungsraum, flankiert von verglasten, flexibel nutzbaren Konferenzräumen mit hochwertigen Eichenholztüren. Durch die enge Anbindung an das zentrale Atrium bleibt dieser Bereich als gemeinschaftlicher Raum für das gesamte PJZ erlebbar.

Das Projekt von Theo Hotz Partner wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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