Punt Mulegn

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7464 Parsonz,
Schweiz

Veröffentlicht am 28. März 2024
Walter Bieler AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Dinvei, 7464 Parsonz, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
08.2023
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Gebäudekosten (BKP 2)
1,3 Mio. CHF

Beschreibung

Das Holztragwerk der altern Brücke war stark von holzzerstörenden Pilzen befallen. Die vorhandenen Querschnitte des Sprengwerks waren in den Dimensionen derart stark reduziert, dass diese teilweise nicht mehr tragfähig waren. Der negative Untersuchungsbefund in Bezug auf die Tragfähigkeit schloss einen Einsturz nicht aus. Dadurch drängte sich unweigerlich die Frage nach einem Neubau auf. 

Für das künftige Projekt bestand die Absicht, die bestehenden Pfeiler und Widerlager in Stahlbeton ins neue Projekt zu integrieren. Die schadhaften Stellen an den Fundamenten wurden im Laufe der Bauarbeiten vollständig saniert. Beim Widerlager auf der Seite Parsonz wurden die Fundamente verstärkt. Beim Pfeiler (Seite Parsonz) war das Fundament teilweise unterspült. Dieser Bereich wurde mittels Beton aufgefüllt. 

Das Tragwerk des Ersatzneubaus der Punt Mulegn-Brücke besteht aus einer Konstruktion aus Fichtenschichtholz, die mit der darüber liegenden Betonplatte durch Schubverbinder verbunden ist. An den Seiten ist das Haupttragwerk durch eine Schalung aus regionalem Lärchenholz vor Witterungseinflüssen geschützt. Um möglichst wenig Ressourcen zu verbrauchen, wurden die bestehenden Pfeiler und Widerlager in den Neubau integriert und saniert.

Das Brückentragwerk ist auf die Verkehrslast des Lastmodells 32 t (TBA GR 2007) ausgelegt. Die Brücke weist eine Fahrbahnbreite von 4.00 m mit einer Gesamtlänge von 53.30 m auf. Die bestehenden Widerlager und Pfeiler im Neubauprojekt integriert, bestimmen die Spannweiten der drei 
Felder. Die Punt Mulegn wird im Feld 1 + 2 als dreifeldiges Sprengwerk mit einer Fahrbahn in Holz-Beton-Verbundbauweise und gelenkig angeschlossenen Sprengwerkstielen in Brettschichtholz ausgeführt. Die Fahrbahn besteht aus sechs Brettschichtholzträgern, auf die eine Ortbetonplatte erstellt wird. Die Holzträger untereinander werden mit Brettsperrholzplatten stabilisiert. Die Hauptspannweiten zwischen den Streben im Feld 1 + 2 messen 12.80 m, die beiden Randfelder je 3.50 m, was zu einer Gesamtlänge pro Feld von ca. 19.80 m führt. Die gelenkig angeschlossenen, unter ca. 30 Grad zur Vertikalen geneigte Sprengwerksbinder, weisen variable Querschnitte mit einer Länge von rund 
6.00 m auf.

Das Tragwerk der Fahrbahn besteht aus einem Holz-Beton-Verbundsystem, wobei die Schubdübel auf dem Längsträger eingeklebt wurden. Die dichte Beton-Fahrbahn bildet das Dach für das Holztragwerk – identisch mit historischen Brücken. Um die Tragstruktur seitlich vor Witterungseinflüssen zu schützen, dient ein seitlicher Lärchenschild. 

Ausgangslage

Die Brücke Punt Mulegn in der Gemeinde Surses dient dem lokalen land- und forstwirtschaftlichen Verkehr und wird im Winter als Wander- und Schlittelweg genutzt. Eine sorgfältige Zustandsbeurteilung der alten Brücke aus dem Jahr 1968 ergab, dass das Holztragwerk von starkem Pilzbefall betroffen war, was die Tragfähigkeit stark reduzierte und einen Ersatzneubau notwendig machte. Um den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung so gering wie möglich zu halten, wurden die bestehenden Stahlbetonpfeiler und -widerlager in den Neubau integriert und saniert.

Entwurfsidee

Das Holzschutzkonzept ist identisch mit dem historischer Holzbrücken. Eine wasserdichte Fahrbahn bildet das Dach der Tragkonstruktion und seitlich ist das Haupttragwerk mit einer Lärchenschalung vor Witterungseinflüssen geschützt. Damit ist eine dauerhafte und robuste Konstruktion gewährleistet. Die seitliche Verschalung schafft eine starke Identität mit der alpinen Umgebung. Die Brücke interagiert nicht nur gestalterisch mit der natürlichen Umgebung, durch die Anbringung von Nistkästen für Flussamseln und Fledermäuse soll auch Lebensraum für die heimische Tierwelt geschaffen werden.

Projektierung

Das neue Tragwerk besteht aus einer Sprengwerkkonstruktion aus Fichtenbrettschichtholz, die über Schubverbinder mit der darüber liegenden Betonplatte verbunden ist. Das Tragwerk ist über drei Felder gespannt, wobei die längste Spannweite 20 und die Gesamtlänge 52 Meter beträgt. Durch die statisch leistungsfähige Holz-Beton-Verbundkonstruktion wird die vorgegebene Verkehrslast von 32 Tonnen problemlos erreicht. Die Hauptträger haben eine Abmessung von 16 x 100 Zentimeter, die Stützen 16 x 56 Zentimeter. Die Betonplatte mit Quergefälle ist zwischen 16 und 20 Zentimeter dick.

Das Projekt von Walter Bieler wurde im Rahmen des Swiss Arc Awards 24 eingereicht und von Marianne Kürsteiner publiziert.

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