Re-Use Pavillon, ETH Zürich, Campus Hönggerberg

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8049 Zürich,
Schweiz

Veröffentlicht am 18. April 2023
 
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Re-Use Zwischenlager Vor Abbruch Abbruchbaustelle Huber Pavillon Abbruchbaustelle Abbruchbaustelle Nach Abbruch Zwischenlager Baustelle Collage: Verschenktes Material Re-Use Bauplatz Bau 1:1 Mock-up 1:1 Mock-up 1:1 Mock-up Einzäunung CircÛbi Student Models

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Albert-Einstein Strasse 2, 8049 Zürich, Schweiz
Projekttyp
Studierendenentwürfe
Fertigstellung
12.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
1
Grundstücksfläche
140 m²
Geschossfläche
140 m²
Nutzfläche
140 m²
Gebäudevolumen
700 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
30'000 CHF
Anzahl Arbeitsplätze
30

Beschreibung

Im Sommer 2022 mussten am ETH Campus Hönggerberg die drei Huber-Pavillons einem Ersatzneubauprojekt weichen. Beim Abbruch der Holzbauten konnten Bauteile für eine wegweisende Wiederverwendung durch ETH-Studierende gewonnen werden, die den Bau eines Re-Use Pavillons planen und umsetzten.

Ausgangslage

Derzeit werden Lernräume an der ETH immer knapper. Dem Erhalt der Huber-Pavillons gehen zwei grundlegende Fragen voraus: Was macht eine gesunde Lernumgebung aus? Und wie können Baumaterialien effizient in eine Kreislaufwirtschaft rückgeführt und Abfall damit minimiert werden? Der Abbruch der drei Lehrgebäude ermöglicht es Studierenden, diesen Fragen praktisch nachzugehen. Die zirkuläre Wiederverwendung der ikonischen hölzernen Dachträger, Stützen, Balken, Fenster, Türen, Radiatoren, Geländer oder Sanitär-Anlagen wurde für drei Jahren durch zwei Lehrstühle betreut und professionell begleitet.

Entwurfsidee

Ein Bauen für der Kreislaufwirtschaft erfordert einen zirkulären Entwurfsprozess. Studierende an der ETH können diesen am Beispiel der Huber Pavillons erlernen und vertiefen. Ein zweiter Lebenszyklus der Pavillons wird gemeinsam durch Studierende mehrerer Departemente geplant und auf dem Campus ausgeführt. Nach dreijährigem Bestehen wird dieser Re-Use Pavillon wiederum rückgebaut und anderswo ein drittes Leben finden müssen. Der Eingriff testet also die baulichen Entwicklungen des ETH Campus Hönggerberg aus Perspektive der Wiederverwendung. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die interdisziplinäre Kollaboration zwischen Studierenden des Ingenieurwesens, der Architektur, Informatik und erfordert das Aktivieren weiterer Schnittstellen an der ETH Zürich. In mehreren aufeinander folgenden Semesterkursen können sich Studierende nun mit dem Thema der Nachhaltigkeit am Bau auseinandersetzten und dabei neue Fähigkeiten erlernen. Viele Aspekte müssen dabei bedacht werden, wie etwa die kraftschlüssige Fügung von Komponenten, aber auch eine zukünftige Demontage sowie das Einhalten baulicher Normen. Die Umsetzung des Entwurfes wird durch das Einbringen digitaler Technologien wie Video, Scanning, Material Passports, Digital Fabrication oder Computational Design ergänzt und auf den technisch aktuellsten Stand befördert.

Projektierung

Bereits früh wurden Anstrengungen unternommen, die Huber Pavillons vor dem absehbaren Abriss zu bewahren. Doch erst als der Rückbau bereits begonnen hatten und es schon zu spät erschien, konnten in letzter Minute noch Materialien ausmontiert und temporär auf der Baustelle gelagert werden. Dies geschah mit Unterstützung der Professorinnen Momoyo Kaijima, Catherine de Wolf und Barbara Buser, der ETH Immobilien, der beauftragten Baufirma Eberhard sowie vielen freilegen Helfer*innen. Innerhalb von lediglich zwei Wochen wurden über die Plattform useagain.ch über zwanzig Abnehmer für Bauteile gefunden. Dabei musste beachtet werden, dass keine Materialien verschenkt wurden, die für ein potenzielles Re-Use Projekt an der ETH nutzvoll wären. Ein eingezäuntes Zwischenlager für Bauteile konnte kurzfristig auf dem Campus eingerichtet werden und ermöglichte eine erste Inventarisierung. Doch werden die Materialien der Witterung und möglichen Nässe standhalten? Eine regelmässige Kontrolle des Lagers wurde unabdingbar. Sofort wurde der Bau eines Mock-ups eingeleitet. Dieser erlaubte das Testen kraftschlüssiger Verbindungen, das Entwickeln einer baulich umsetzbaren Entwurfsidee sowie die Annäherung an verschiedene Anlaufstellen der ETH. Denn erst im Massstab eins zu eins wird das wahre Gewicht der gewählten Konstruktion greifbar und damit verbundene Schwierigkeiten erkenn- und somit auch lösbar.

Realisierung

Um auf dem ETH Campus zu bauen, ist nicht nur eine städtische Baubewilligung nötig, sondern auch die Einwilligung der zuständigen Stelle der ETH. Sie legen besonderen Wert auf Sicherheit, weil das Hochschulgelände öffentlich zugänglich ist. Der Bau mit Re-Use Materialien wurde als Forschungsobjekt ausgeführt und kann auf einem dafür zugesprochenen Stück Land Platz finden. Für die nächsten drei Jahre wird auf dem ETH Campus Hönggerberg somit das Bauen mit wiederverwendeten Baumaterialien beispielhaft sichtbar und für zukünftige Studierende zugänglich gemacht. Der Entwurf und die Ausführung des Re-Use Bauwerkes wurden durch Studierende geleistet und professionell begleitet durch die baubüro insitu ag, die Wiederverwerkle GmbH sowie die B3 Kolb AG.

Besonderheiten

Viele Hürden mussten überwunden werden, um Teile der Huberpavillons auf dem Campus wiederverwenden zu können. Zahlreiche Entscheidungsträger konnten für die Aktion gewonnen werden. Ohne die Unterstützung der ETH, der Baufirma, freiwilligen Helfer*innen und Expert*innen wäre ein solches Unterfangen nicht möglich gewesen. Die Kraft der Persistenz führte allmählich zum Erfolg, wie eben steter Tropfen den Stein allmählich höhlt. Die Folgen einer Architektur-Diplomarbeit konnten somit weitreichend in die aktuelle bauliche Entwicklungen der ETH eingreifen. Weitere Semesterkurse werden sich dieser Form der Denkmalpflege widmen können. Der Prozess des Bauens ermöglichte das Knüpfen neuer Freundschaften zwischen den Studierenden und stimulierte neue Kollaborationen auf professioneller Ebene. Allen Beteiligten soll hiermit unser herzlicher Dank ausgesprochen werden.

Next Generation Projekt eingereicht für den Arc Award 2023 von Elias Knecht, ETH Zürich Departement Architektur | ETH-Professuren Momoyo Kaijima, Catherine De Wolf + Barbara Buser + Assistierende + Studierende

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