Mehrgenerationenhaus Alleeweg
,
Schweiz
Veröffentlicht am 19. März 2025
VERVE Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Eingliedern gleich anbiedern?
Eine ziegelgedeckte Dachlandschaft, üppiges Grün in den Vorgärten und farbige Putzfassaden prägen das Stadtbild im Berner Murifeldquartier. Das neu erstellte Mehrfamilienhaus orientiert sich stark an den charaktervollen Putzbauten und den prägnanten Dachformen seiner Umgebung. Die historischen Grenzen der Parzelle und ihre Einfriedung blieben unverändert. Ebenso die Wegführung zum Haus diagonal durch den verwunschenen Garten. All dies führt bei der Betrachtung zu einer gewissen Unsicherheit: Wie lange steht dieser Bau schon hier?
Rechtfertigt die innere Verdichtung den Abbruch eines Bestandsgebäudes?
Der Neubau ersetzt ein 1918 an dieser Stelle errichtetes Einfamilienhaus. Dieses war Teil eines Ensembles von vier weiteren Häusern der Architekten Nigst & Padel. Der Neubau übernimmt deren Orientierung und Fassadenflucht. Mit der Errichtung von neu vier statt bisher nur einer Wohnung auf der Parzelle leistet das Projekt einen Beitrag an die innere Verdichtung der Stadt und wird der Forderung nach haushälterischem Umgang mit dem Boden gerecht, ohne die Qualitäten des grosszügigen Aussenraums zu schmälern.
Die Biberschwanzziegel des Bestandbaus wurden sorgfältig abgedeckt, eingelagert und beim Neubau wiederverwendet. Photovoltaikmodule ergänzen die fehlende Fläche zum neuen, grösseren Dach. Auch das inzwischen mehr als 100 Jahre alte Eichenfischgratparkett des Vorgängerbaus findet im Neubau weiterhin Verwendung als Bodenbelag im Wohnzimmer der Erdgeschosswohnung.
Ist «einfach bauen» einfach?
Die Gebäudehülle besteht aus einem wärmedämmenden Einsteinmauerwerk. Innen ist Lehm- und aussen ein Kalkputz appliziert. Ein rein mineralischer Aufbau, der, anders als der Holzbauteil der Veranda, ohne Dampfbremsen, Fassadenbahnen und ähnliches auskommt.
Kann Typologie die Gemeinschaft stärken?
Anders als vielleicht zu erwarten wäre, sind die grossen Öffnungen sowie die Balkone der drei Wohnungen nicht auf den Garten, sondern auf den eher schmalen Streifen der Parzelle auf der Südwestseite ausgerichtet. Dadurch wird allen Bewohner*innen ein gleichberechtigter Zugang zum Garten ermöglicht. Eine Ausrichtung direkt auf den Garten hätte möglicherweise zur Folge gehabt, dass dieser der Erdgeschosswohnung vorbehalten geblieben wäre.
Das Projekt von Verve Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Jeannine Bürgi publiziert.