Casa il pastrign
,
Schweiz
Veröffentlicht am 07. August 2018
Auer Architekten AG Dipl. Architekten FH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2018
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das durchdachte Wohnhaus liegt am Rande des Dorfkerns und ersetzt als Neubau das damalige Haus mit angrenzendem Stall im Hofstattrecht. Das frühere Waschhäuschen „il pastrign“ wurde in seiner Form und Gestalt belassen und bildet als Zeitzeuge zusammen mit dem Neubau eine Komposition, welche zugleich den Eintritt ins Haus kennzeichnet.
Von aussen betrachtet erinnern die ineinander gestellten Volumen an einen traditionell fundierten Dorfcharakter - Jedoch zeitgemäss interpretiert und durch die Materialien Holz und Stein zum Ausdruck gebracht. Das zum Garten hin gezeichnete Loggia-/Fensterelement sowie der Einblick durch die grossen Fenster ins Innere des Gebäudes lässt den Betrachter erahnen was für eine Welt sich hinter der äusseren Mauerwerksschale verbirgt.
Im Fokus steht das Bauen mit Holz sowie die haptische Charakteristika eines Materials und wie es über das Handwerk in Erscheinung tritt. So wird der Innenraum durch seine hölzerne Gestalt und die roh belassenen Oberflächen aufgewertet - sattgestossener Lärchen Riemenboden, der ohne jeglichen Längsstösse auf einen Holzrost geschraubt wurde, tragende Massivholz-Innenwände, Lärchen Fenster mit massiven Einfassungen, profilierte Holz-Beton Verbunddecken sowie das nach innen lehmverputzte Einsteinmauerwerk gliedern die Räume und schaffen ein angenehmes Raumklima.
Die Wohnung an sich unterteilt sich in einen öffentlichen und einen privaten Bereich, welche durch einen mit Nischen versehenen Flur verbunden sind. Nach Süd-/Westen und zum Garten hin erstreckt sich der Wohnbereich mit einer Arbeitsecke sowie einer davorgesetzten Loggia, eine grosszügige Küche mit Essbereich und einem etwas niedrigen Ruhebereich. Der fliessende Übergang dieser Raumzonen verbindet die einzelnen Raumnutzungen zu einem Gefüge, das durch verschiedene Übergänge bespielt werden kann. In der Zweigstelle dieser steht einer von insgesamt zwei Specksteinöfen, der mit seinem „Ofenbänkli“ zum Wohnbereich das Heizsystem bildet. Richtung Nord-/Osten begeht man den Schlafbereich. Der Flur öffnet sich zu einem offenen Vorraum wo der zweite etwas kleinere Specksteinofen steht. Er kann in kalten Tagen als zweite Wärmequelle benutzt werden und strahlt die Wärme an die angrenzenden Zimmer ab, welche traditionell als Kammern um diesen Raum angegliedert sind.
Als zusätzliche Energie und Wärmequelle wurde die direkte Sonneneinstrahlung berücksichtigt. Der maximale G-Wert der grossen Verglasungen sowie der Speicherwert der Materialien sind in die Konzeption von Raum, Material und Oberflächenbeschaffenheit mit eingeplant.
Dieser Bau ist ein Experiment, das den Mensch und sein Verlangen nach einem gesunden Wohnumfeld ins Zentrum stellt - Ein Versuch ressourcenschonend und mit einfachen Mitteln das Bewusstsein für Energie, Materialität und das Handwerk zu stärken.