Restaurant Lägern Hochwacht

29 von 37

 
8158 Regensberg,
Schweiz

Veröffentlicht am 31. März 2023
Leibundgut Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Gartenwirtschaft Ensemble Süwestfassade Südfassade Südostfassade Eingang Wirtsstube Gaststube Gaststube Wirtsstube Küche Hoferstube Hoferstube Wirtewohnung Wirtewohnung

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Lägernhochwacht 2, 8158 Regensberg, Schweiz
Fertigstellung
08.2020
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
1
Grundstücksfläche
2504 m²
Geschossfläche
773 m²
Nutzfläche
477 m²
Gebäudevolumen
2487 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
4,9 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
6

Beschreibung

Das Ensemble auf der Lägern Hochwacht mit seiner über 120-jährigen Tradition wird umfassend saniert und dessen Geschichte subtil weitergebaut. Die den historischen Turm umgebenden, über den Zeitraum von hundert Jahren nach und nach entstandenen Anbauten werden durch einen neuen Holzbau ersetzt.

Ausgangslage

Das in die Jahre gekommene, aber nach wie vor beliebte Ausflugsrestaurant soll grundlegend saniert und für die nächsten 120 Jahre fit gemacht werden. Ein nachhaltiges Vorzeigeprojekt war der Auftraggeberschaft von Beginn an ein zentrales Anliegen. Ebenso der Einbezug lokaler Handwerker, um möglichst viele am Projekt partizipieren zu lassen und bei der regionalen Bevölkerung die Identifikation mit der Neuinterpretation einer alten Tradition zu ermöglichen.

Entwurfsidee

Die Qualitäten des Konglomerats einzelner nach und nach angefügter Anbauten unterschiedlicher Volumetrie werden aufgegriffen und bleiben das zentrale entwerferische Element im Innenraum. Der westseitig niedrig in Erscheinung tretende Neubau fasst den bestehenden Turm und bildet eine durch das Vordach klar ersichtliche neue Eingangssituation. Die ursprünglich präsente Silhouette des Turmes rückt wieder in den Vordergrund und stärkt somit den Gartensitzplatz durch die klar proportionierte Geometrie zwischen Hausfassade und Baumbestand. Wie früher erstreckt sich das einzige Plateau des «legirdon», des Bänderberges, wieder von Nord nach Süd und verbindet das Wehn- mit dem Furttal.

Projektierung

Die Konstruktion, die Materialisierung wie auch die Gebäudetechnik werden spezifisch aus den Gegebenheiten des Ortes entwickelt und sollen dem Besucher das Verständnis für die spezielle historische und geografische Lage vermitteln. Der inventarisierte Bestand wird umfassend saniert und das Bruchsteinmauerwerk freigelegt. Angrenzend an diesen hundertjährigen Massivbau entwickelt sich beidseitig ein feingliedriges, klar gerichtetes Tragwerk in Holz, welches ein leicht geneigtes, mit einer thermischen Solaranlage eingedecktes Satteldach trägt. Die von Ost nach West verlaufenden Rahmen aus gleich dimensionierten Fassadenstützen und Sparren liegen auf einer am Bestand lateral vorbeilaufenden Firstpfette auf. Nord- und Südfassaden sind entsprechend nichttragend ausgebildet. Die Bandfenster und die geringe Fassadentiefe verstärken die Differenzierung zum stark gerichteten Ausblick durch die rhythmisierten Seitenfassaden. Sämtliche tragenden Konstruktionen wie auch die inneren Verkleidungen und Möbel sind aus einheimischem Fichten- oder Tannenholz gefertigt. Die Fassadenverkleidung als Fechselfalzschalung aus einheimischer Fichte ist sägeroh gebürstet und mit einer Schlammfarbe gestrichen. Als Dämmstoff in Fassade und Dach kommt Schafwolle zum Einsatz und die Wärmeenergie wird mittels Indach-Solaranlage und Eisspeicher im ausgemusterten Armeebunker bereitgestellt. Eine grossflächige PV-Anlage auf den Dächern der beiden Nebenbauten liefert einen Grossteil des Jahresstromverbrauches.

Realisierung

Bauen ausserhalb der Bauzone, im Waldgebiet birgt trotz Bestandsgarantie einige Herausforderungen. So war die Wahl des Energiesystems abhängig von verschiedenen kantonalen und nationalen Vorgaben. Fossile Energieträger und Holz waren von Beginn an keine Option und Erdsondenbohrungen aufgrund des Landschaftsschutzes nicht bewilligungsfähig. Die Wahl fiel auf einen mit Solarenergie bewirtschafteten Eisspeicher. Das notwendige 200 Quadratmeter grosse Volumen konnte aber nicht neben dem Gebäude gebaut werden, da im Waldgebiet keine Bauten errichtet werden dürfen. Und unter dem Gebäude wurde das geforderte Löschwasserbecken erstellt. Glücklicherweise fand sich in nützlicher Distanz ein ungenutzter Bunker des Militärs, welcher mit geringen baulichen Massnahmen, in ein Energiespeicher umgenutzt werden konnte. Diese glückliche Fügung hat zur Auszeichnung mit dem Schweizer Solarpreis 2022 geführt.

192134461