RitterUn

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1700 Fribourg,
Schweiz

Veröffentlicht am 05. Oktober 2020
Aviolat Chaperon Escobar Sàrl
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Chemin Guillaume-Ritter 1, 1700 Fribourg, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
09.2020

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Wohnungen
4
Grundstücksfläche
828 m²
Geschossfläche
235 m²
Nutzfläche
848 m²
Gebäudevolumen
2655 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
2,4 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
4

Beschreibung

Auf der Parzelle Nr. 7514 am Chemin Guillaume-Ritter 1, befindet sich ein um 1930 erbautes bürgerliches Haus in unmittelbarer Nähe der Avenue de Pérolles, ein Boulevard, welcher der Stadt neuen Schwung verlieh, bevor sie einer Ordensgemeinschaft christlicher Schwestern der Provinz übergeben wurde. Das Grundstück befindet sich an einer idealen Lage: in einem Stadtgebiet, wo nach den geltenden Bauvorschriften noch eine konsequente Verdichtung zugelassen ist, jedoch mit der Auflage, das sich am Waldrand Bestandsgebäude zu erhalten.

Entwurfsidee

Das Projekt reagiert in seiner Grundidee auf ein mangelndes Angebot am Freiburger Immobilienmarkt: Das Ziel war, Wohnungen im Stadtgebiet zu schaffen, die Familien eine Möglichkeit geben, eine Immobilie zu erwerben. Die Wohnungen sollten die Qualitäten eines Einfamilienhauses besitzen, aber im urbanen Umfeld liegen. Das gewählte Raumprogramm ergibt sich aus den Zwängen und Vorgaben des Vorhandenen, wie beispielsweise aus der geringen Grundstücksgrösse, dem Bestandsgebäude, den unter Schutz stehenden Bäumen auf dem Gelände sowie der projektierten Wohnungstypologie mit einer fliessenden Raumabfolge. Dadurch entstand ein Gebäude mit volumetrischen Überlagerungen inmitten einer dichten Baumstruktur.

Das Grundstück ist relativ begrenzt, Kompromisse hinsichtlich des Bauvolumens waren nicht möglich. Deswegen entschied man sich für eine radikale Typologie. Dabei wurde das Baureglement für Wohnungen am Boulevard de Pérolles überarbeitet und ein neutraler Grundriss gewählt, der aus einer Aneinanderreihung gleichwertig grosse Räume entsteht und eine sehr flexible Raumnutzung ermöglicht. Die Räume sind in zwei Raumabfolgen gegliedert, ohne Korridore, ohne Erschliessungen innerhalb der Wohnungen. Die Räume erschliessen sich sozusagen selbst. Durch diese Kombination aus der Cluster-Typologie und der durchgesteckten Raumabfolgen fällt Licht von allen Seiten in dieses kreuzförmige System und sorgt für hervorragende Lichtverhältnisse.

Projektierung

Es wurden Materialien gewählt, die schön altern und eine Patina entwickeln. Die Fassade mit ihrem weiss gekalkten Zementputz und den gestrichenen Holzfenstern bildet ein Wechselspiel aus Weisstönen in verschiedenen Schattierungen, welche das Bauvolumen und die einzelnen Gebäudeversätze im Streben nach Abstraktion nochmals betonen. Dieser Verputz verleiht dem Gebäude einen bürgerlichen, fast noblen Charakter, wobei es durchaus an einige der grossen Bauwerke von Adolf Loos erinnert. Im Innenbereich beleben die Doppeltüren im Stil Wittgensteins die Raumabfolgen und reagieren somit auf die äusseren Fensterläden. Geöltes massives Eichenparkett im Fischgrätmuster, mineralische Bodenfliesen in den Bädern mit Glasmosaik an den Wänden vollenden die zeitlose, wohnliche Materialauswahl.

Realisierung

Der Umbau und die damit einhergehenden Herausforderungen sowie die budgetären Gegebenheiten des Freiburger Bauwesens führten zu rationalen und repetitiven Lösungen, die an die rationalistische Abstraktion von Oswald Mathias Ungers in seinem Haus ohne Eigenschaften erinnern und sich auf einfache und den Gegebenheiten am Bau anpassbare Details konzentrieren. Aus statischen Gründen wurde die gesamte Konstruktion, also Wände wie auch Decken aus Holzelementen mit Mineralwolldämmung hergestellt. Die harzbeschichteten Gesimse dienen zugleich als Verkleidung und Fassadenbrandschutz. Durch den Einsatz der Fenster und Fenstertüren von Kreuzsprossenfenstern, welche den unterschiedlichen Anforderungen angepasst werden können, wurde auf den Einbau von Geländer verzichtet. Die Verbindungstüren sind standardisiert und immer gleich, während die zusammengesteckten Türpaneele eine Tiefe erzeugen. Das Konstruktionssystem entfaltet sich aus einer Art positiver Banalisierung in aufeinanderfolgenden Schichten von Passformen, Beschichtungen, Harzen oder Farben, Sockelleisten und Latten, die ein Spiel mit den Verbindungen zwischen dem Neuen und dem Bestehenden zulassen und dies zu überschaubaren Kosten.

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