Sanierung und Umnutzung historischer Patrizierhäuser in Näfels

 
8752 Näfels,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. April 2025
DOM GmbH Architektur
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Ostfassade Ostfassade Bestand Westfassade Kafe Beuge

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Im Dorf 28, 8752 Näfels, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
10.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Wohnungen
12
Grundstücksfläche
1093 m²
Geschossfläche
2015 m²
Nutzfläche
1063 m²
Gebäudevolumen
6500 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
10,9 Mio. CHF

Beschreibung

Die Wohnhäuser «Beuge» und «Hauser Haus» in Näfels, saniert durch die DOM GmbH als verantwortliches Architekturbüro, sind sowohl architektonisch als auch typologisch und siedlungsgeschichtlich von überregionaler Bedeutung. Ihre historisch wertvolle Bausubstanz reicht weit über die Ortsgrenzen hinaus und prägt als bedeutende Patrizierbauten das Erscheinungsbild des historischen Dorfkerns. Mit der jüngsten Sanierung und Erweiterung um Wohn- und Gewerbenutzungen wurde nicht nur der Fortbestand dieser Kulturgüter gesichert, sondern auch eine neue Lebendigkeit in die traditionsreichen Mauern gebracht.

Die bauliche Entwicklung der «Beuge» lässt sich bis ins Jahr 1415 zurückverfolgen. Über die Jahrhunderte hinweg haben sich in der Substanz architektonische Stilelemente aus allen Epochen erhalten. Sie zeugen von der baulichen Qualität und vom handwerklichen Können ihrer Erbauer und stellen zugleich hohe Anforderungen an heutige Fachplaner und Handwerker. Die Bewahrung eines solchen Baudenkmals geht über konventionelles Bauen hinaus: Eigentümer und Ausführende sehen sich mit komplexen Herausforderungen konfrontiert, die den Umgang mit denkmalgeschützter Substanz, aktuelle technische Normen sowie ästhetische und funktionale Ansprüche an moderne Wohnverhältnisse betreffen. Im Rahmen der Sanierung lag der Fokus darauf, die Qualität der historischen Bausubstanz sorgfältig herauszuarbeiten, Erhaltenswertes von Belanglosem zu trennen und das Bestehende respektvoll weiterzubauen. Der Prozess erforderte eine sensible Balance zwischen dem Schutz der originalen Bauteile und der Integration moderner Anforderungen. Insbesondere Aspekte wie Brand- und Lärmschutz sowie Barrierefreiheit mussten in einem historischen Kontext planerisch und handwerklich anspruchsvoll umgesetzt werden. Die Eingriffe wurden dabei stets vom Bestand diktiert, was ein hohes Mass an Flexibilität und Detailliebe voraussetzte. Ein wesentliches Element des neuen Nutzungskonzepts war die Verbindung beider Häuser durch ein gemeinsames Treppenhaus mit integrierter Liftanlage, das die vertikale Erschliessung neu organisiert. Die neu geschaffenen Wohnungen sind weitgehend barrierefrei konzipiert. Zudem wurde die gesamte Gebäudetechnik erneuert, Dächer und Gebäudehüllen energetisch saniert und auf heutigen Standard gebracht. Dabei blieb kein Bauteil unberührt – eine tiefgreifende, aber behutsame Transformation, die den historischen Charakter wahrt. Entstanden ist ein Wohnumfeld mit besonderem Ambiente, das in jeder Einheit die Geschichte des Ortes spürbar macht. Historische Elemente treffen auf moderne Ausstattung, wie zeitgemässe Küchen und Bäder. Auf der vom Verkehr abgewandten Seite wurden die früher als WC-Türme genutzten Anbauten zu gedeckten Balkonen umgestaltet und so einer neuen Nutzung zugeführt. Das Café mit Bäckereiverkauf im Erdgeschoss schafft einen lebendigen Begegnungsort und lädt mit seiner sonnigen Gartenterrasse zum Verweilen ein. Ergänzt wird das Angebot durch kleine Gewerberäume, die ebenfalls zur Belebung des Ortszentrums beitragen. So wird mit der behutsamen Sanierung ein sechshundertjähriges Kulturgut nicht nur erhalten, sondern zukunftsfähig weiterentwickelt.

Das Projekt von DOM GmbH wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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