Siedlung Vogelsang

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8400 Winterthur,
Schweiz

Veröffentlicht am 14. April 2023
Knapkiewicz & Fickert Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
u. Vogelsangstrasse 193, 8400 Winterthur, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
01.2022

Gebäudedaten nach SIA 416

Anzahl Wohnungen
156
Grundstücksfläche
19'000 m²
Geschossfläche
30'000 m²
Nutzfläche
15'000 m²
Gebäudevolumen
90'000 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
80,0 Mio. CHF
Parkplätze
149

Beschreibung

Siedlung mit Dorfcharakter: In Vogelsang leben knapp 400 Menschen in rund 156 Wohnungen. Knapkiewicz & Fickert zeigen mit diesem spannenden Neubau, dass «Massenwohnungsbau» keine anonyme Architektur sein muss. Eine Vielzahl an Wohnungstypen, Erkern, Nischen, Höfen und Loggien bieten abwechslungsreiche persönliche Orte für die Bewohner*innen.

Am leicht geschwungenen Hangsockel vom Heiligberg gelegen folgt die Siedlung vom Wald im Süden bis zur stadtwärts gelegenen Storchenhängebrücke auf einer Länge von circa 330 Metern der Vogelsangstrasse. Hier trennt die Gleisschneise wie ein breiter Fluss die beiden Quartiere Töss und Heiligberg. Am Heiligbergufer gelegen, zusammen mit den schräg gegenüberliegenden historischen Industriegebäuden des Sulzerareals, wird der Vogelsang nun zu einem markanten Teil der Stadtkulisse von Winterthur. Obwohl es sich «nur» um eine Wohnsiedlung handelt, zeigen sich die einzelnen hohen Gebäudekörper, zusammengehalten von einer niedrigen Gebäudespange, stolz mit ihren Vor- und Rücksprüngen, Erkern und fröhlichen Farben. Die leicht konvexen und konkaven Krümmungen des Hangsockels überhöhen die Plastizität der Volumen und bringen Bewegung in das Fassadengewebe.

Genau betrachtet ist die Siedlung ein einziges Gebäude mit der zellulären Struktur eines Schwammes und geometrisch präzisen Volumen beziehungsweise Hohlkörpern auf der Basis vom Acht-Eck: 15 Volumen wechseln sich mit acht strassenseitigen und fünf hangseitigen Höfen ab, wobei sich am Ende der Struktur offene Halbhöfe abzeichnen. Zwei der hinteren Höfe sind mit den vorderen verbunden und bilden die Zentren der ganzen Anlage. Erschlossen werden die einzelnen Hausteile über eine befahrbare Promenade. Daran liegen Hauseingänge und die Zugangstreppen zu den Höfen. Ebenerdig geht es zu den Veloräumen, dazwischen sind Recyclingräume platziert und lateral liegen Werkstätten sowie eine Hundedusche. Dahinter wiederum liegen Lagerräume und eine lange Garage. Parallel dazu auf Hofniveau verbindet eine Passage alle Höfe und Treppenhäuser. Daran liegen offene Treppen, über die man die Hanghöfe und den Schrebergartenweg erreicht. Sowohl parallel zum Hang als auch senkrecht dazu ergibt sich eine grösstmögliche Durchlässigkeit für Bewohner und Besucher. Spontane Begegnungen sind möglich und erwünscht, ohne dass dadurch jemand gestört würde, denn alle Wege sind öffentlich.

Entlang der Passage auf Hofniveau liegen die Eingänge der besonderen Maisonettewohnungen und dazu eine Vielzahl an öffentlichen Nutzungen: Waschsalons, Hobbyräume, KITA, KIGA, Siedlungslokal mit Badebrunnen, Gartenhalle mit Pizzaofen und Grill, zudem Fitnessräume, Gemeinschaftsküche, Musikraum und natürlich ein Co-Working-Space. Alle diese Räume finden in dieser determinierten Struktur ihren Platz und bilden zusammen mit den Wohnungen eine kleine soziale Utopie – ganz im Sinne dieser aufgeschlossenen Bauherrin.

Besonderheiten

Das hochgesteckte Ziel war, dass jede einzelne Wohneinheit von beiden Seiten profitiert und aus diesem Spannungsverhältnis ihre unverwechselbare Qualität erhält. Denn die extrem janusköpfige Situation erforderte hier spezielle und unkonventionelle Lösungen:
- Vorne grossmassstäblicher Stadtraum mit Gleisfeld und Öffentlichkeit
- Hinten kleinmassstäbliche Gartenstadt mit Einfamilienhäuschen und Schrebergärten und Privatheit
- Vorne Aussicht und Lärm / hinten Gärten, Ruhe und Erholung im Wald
- Vorne Westen mit Abendsonne / hinten Südosten mit Morgen- und Mittagssonne

Der Beschrieb wurde von den Architekt*innen im Zusammenhang mit der Einreichung des Projektes für den Arc Award 2023 verfasst.

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