Wohnhaus mit Couture-Atelier und Eventagentur
,
Schweiz
Veröffentlicht am 29. März 2023
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Split-Level-Wohnhaus aus den 1970er-Jahren wurde umgebaut und grundlegend saniert. Strassenseitig wurde der Anbau eines Couture-Ateliers realisiert. Die Garage wurde als Arbeitsbereich dem neuen Atelier zugeordnet. Das Hallenbad im Erdgeschoss erhielt als barrierefreie Einliegerwohnung eine neue Nutzung.
Ausgangslage
- Wohnhaus in Massivbauweise
- Parzelle nahe dem Seerhein in Gottlieben, teilweise 1,60 hoch modelliert über Erschliessungsstrasse und angrenzenden Parzellen
- Kellergeschoss als Stahlbetonwanne in WU- Beton
- Stillgelegtes Hallenbad im EG, Schwimmbadtechnik im Untergeschoss
- Bestehender Schutzraum im Untergeschoss bleibt unverändert bestehen
- Garage integriert im Eingangsgeschoss des Gebäudes
- Ölheizung im Untergeschoss, Öltank in separatem Raum
- Aussen- und Innenwände des Gebäudes aus Mauerwerk
- Holzfenster mit ein- und zweifach Verglasung
- Satteldach, Holzkonstruktion
Entwurfsidee
Der kleine Ort Gottlieben mit seiner dörflichen Struktur ist geprägt von historischen Gebäuden mit Fachwerk- und Holzfassaden, aber auch moderner Architektur. Es galt bei diesem Entwurf der Historie des umgebenden Ortes Respekt zu zollen, die typische Baustruktur der 1970er-Jahre bewusst zu erhalten und dennoch ein sichtbar modernes Gebäude zu schaffen, das heutigen Ansprüchen an Design, Nachhaltigkeit und Energieeinsparung entspricht.
Das vorhandene Mauerwerksgebäude wurde deshalb in seiner Grundstruktur erhalten und mit einer Wärmedämmung und einer hinterlüfteten Fassade aus vorpatiniertem Holz umgeben. Vor- und Rücksprünge in der bauzeitlichen Fassade wurden geglättet und neue Fassadenöffnungen akzentuiert platziert. Dem Gebäude konnte so eine zeitgemässe architektonische Klarheit verliehen werden.
Im Bereich der ehemaligen Garagenzufahrt entstand der Anbau für ein Couture- und Designatelier in Sichtbeton-Bauweise. Die Oberflächen des Atelieranbaus wurden bewusst roh belassen und unterstreichen so die Präzision und Qualität der hier kreierten Modelle. Der stillgelegte Innenpool wurde zurückgebaut und so Platz für eine attraktive, barrierefreie Einliegerwohnung mit eigenem, individuell gestalteten Aussenbereich geschaffen.
Die 1975 aufgeschütteten Aussenanlagen wurden mit Stützwänden und einem Gartenhaus in Sichtbeton neu strukturiert und unterstreichen die Klarheit des Hauses.
Projektierung
In Reminiszenz an die dörfliche Struktur wurden die oberen Geschosse des Gebäudes mit einer vorpatinierten Holzfassade umhüllt. Anbau und Gartenmauer dienen dem Haus hierbei als massiver Sockel in Sichtbeton. Halböffentliche und private Bereiche werden so vom Strassenraum klar ablesbar und definiert. Die neue, moderne Architektursprache wird durch Details wie eine flächenbündige Ausführung der Dachränder und Attiken unterstrichen. Grossflächige Verglasungen verbinden Aussen- und Innenbereiche, dies wird durch Schiebefaltanlagen oder auch grosszügige Oberlichtverglasungen erreicht. Im gesamten Innenbereich von Wohnhaus und Atelier dominiert die Farbe grau. Wände und Decken sind einheitlich gestaltet. Vorhandene und neue Estrichbeläge wurden in Grau gespachtelt. Selbst bei den Einbaumöbeln, Küchen und Bädern wurde dieser Farbton konsequent eingesetzt. Lediglich einzelne Möbelstücke und Bilder setzen sich von ihrer monochromen Umgebung ab und werden durch das Konzept der Beleuchtung zusätzlich in Szene gesetzt. Im Zuge der energetischen Sanierung wurden die bestehenden Aussenhüllen mineralisch wärmegedämmt, die bauzeitlichen Fenster wurden durch grossflächige Aluminiumfenster mit Dreifachverglasung ersetzt. Die Haustechnik wurde komplett erneuert und das Gebäude mit einer Luft-Wärme-Pumpe ausgestattet. Auf dem Satteldach wurde eine grossflächige PV-Anlage als Indachsystem montiert. Eine eigene E-Mobile-Ladestation ergänzt das schlüssige Energie-Konzept.
Besonderheiten
Besonders hervorzuheben ist bei diesem Projekt die aussergewöhnlich gute, professionelle und freundschaftliche schweizerisch-deutsche Zusammenarbeit zwischen Bauherrinnen, Architekten und Bauleiter sowie den ausführenden Fachfirmen und Ingenieuren. Selbst die coronabedingte Grenzschliessung zwischen der Schweiz und Deutschland während der Projektierungsphase konnte die gute Zusammenarbeit der Parteien nicht beeinflussen, wenn auch viele Abstimmungen und Gespräche nicht in Präsenz geführt werden könnten.