Silo Erlenmatt

1 von 3

 
4058 Basel,
Schweiz

Veröffentlicht am 18. April 2023
Studio Gugger AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Hoffassade Siedlung Hof Strassenfassade Strassenfassade Strasseneingang Treppenhaus Treppenhaus Erdgeschoss Korridor Dachgeschosssteg Hotelzimmer Dachgeschoss Hotelzimmer Obergeschoss Hotelzimmer Obergeschoss Erdgeschoss Restaurant Erdgeschoss Restaurant Detail Fenstergriff

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Signalstrasse 37, 4058 Basel, Schweiz
Fertigstellung
08.2020
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
27'890 m²
Geschossfläche
3691 m²
Nutzfläche
2152 m²
Gebäudevolumen
20'339 m³

Beschreibung

Im Nordwesten der Stadt Basel ist auf dem ehemaligen DB-Areal ein neues Quartier entstanden. Übrig geblieben sind die ehemalige Bahnkantine und ein Silo, das von Harry Gugger Studio zu einem «Haus der Begegnung» umgebaut wurde. Ein flottes Beispiel, wie auch sperrige Industriebauten zeitgemäss umgenutzt werden und dabei die gespeicherte graue Energie erhalten bleibt.

Ausgangslage

Das ehemalige Silogebäude der Basler Lagerhausgesellschaft aus dem Jahr 1912 ist eines der ersten Eisenbetongebäude der Schweiz und befindet sich im Inventar schützenswerter Bauten des Kantons Basel-Stadt. Das Gebäude befand sich ursprünglich auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs der Deutschen Bahn. Heute ist es Bestandteil eines neuen Stadtquartiers und hat sich zum vielfältigen Arbeits- und Begegnungsort verwandelt. Die Beauftragung erfolgte in Folge eines gewonnenen Wettbewerbes, der für ein Planerteam aus Architekt, Bauingenieur und Haustechnikingenieur ausgeschrieben war.

Entwurfsidee

Nach den Ideen der Stiftung Habitat und dem Verein Talent ist ein soziokulturelles Angebot unterschiedlicher Nutzungen entstanden, welches für alle zugänglich und erlebbar ist. Dazu gehören Projekträume und Ateliers als bezahlbarer Wirkungs- und Arbeitsraum für Kulturschaffende, Dienstleister und Gewerbetreibende sowie ein Hostel und ein Restaurant als Herzstück des Projektes. Das übergeordnete Ziel ist es, Vielfalt zu schaffen und zu fördern.
Das ursprünglich frei stehende Silogebäude findet sich nun städtebaulich in eine Zeilenbebauung entlang der Signalstrasse integriert. Seine Nachbarn sind ein Haus für Studierende und ein Wohn- und Arbeitshaus für Kunstschaffende, hofseitig stehen zwei Wohnhäusern vis-à-vis. Die Lärmbelastung durch die angrenzende Autobahn, hohe Nachhaltigkeitsziele und die innere Raumorganisation prägen das Projekt.

Projektierung

Ziel war, die bestehende Struktur und das ursprüngliche Wesen des Hauses trotz des kompletten Nutzungswandels zu respektieren. Die Stärkung vorhandener architektonischer Qualitäten und die Erfüllung der komplexen Nutzungsanforderungen sollte mit einem Minimum an Eingriffen erfolgen. Für die energetische Sanierung wurden keinerlei Erleichterungen in Anspruch genommen, sodass diese den Anforderungen eines Neubaus entspricht. Die sinnfällige Fassadensanierung zusammen mit der Integration von Gebäudetechnik für alle neuen Nutzungen und die Verwendung von Eco-Devis zur Ausschreibung trugen dazu bei, die hohen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Die Zimmer des Hostelbetriebs sind im Ober- und Dachgeschoss auf der Strassenseite angeordnet. Auf der Hofseite gegen Südwesten befinden sich im Ober- und Dachgeschoss die Ateliers. Im Erdgeschoss orientieren sich die Seminarräume zur Strasse und das Restaurant öffnet sich mit einem bewirteten Aussensitzplatz einladend zum öffentlichen Hof.

Realisierung

In enger Abstimmung mit der Denkmalpflege und der Stadtbildkommission wurde die Gebäudehülle nach historischem Vorbild energetisch saniert und erneuert. Die bestehende Tragstruktur wurde in Bezug auf Erdbeben und Tragsicherheit nach dem heutigen Stand der Technik und entsprechend den aktuellen Vorschriften ertüchtigt. Die Lärmbelastung durch die angrenzende Autobahn, hohe Nachhaltigkeitsziele und die innere Raumorganisation innerhalb des bestehenden Strukturrasters prägen das Projekt.
Das Silo ist ein früher Eisenbetonbau mit einer strengen Ordnung und filigranen Stützen in den Obergeschossen. Die alten charakteristischen Silokammern mit Auslassern wurden weitestgehend erhalten. Sie geben dem Haus und seiner neuen Nutzung den vertrauten Massstab. Der Einbau von nur zwei neuen Geschossdecken und Erschliessungskernen ermöglicht die angestrebte Neunutzung. Bullaugenartige Fensteröffnungen in der Fassade sorgen für Belüftung, Tageslicht und den Sichtbezug nach Aussen, ohne die ursprüngliche Tektonik zu tangieren.

Besonderheiten

Nach den Ideen der Stiftung Habitat und dem Verein Talent ist ein soziokulturelles Angebot unterschiedlicher Nutzungen entstanden, welches für alle zugänglich und erlebbar ist. Dazu gehören Projekträume und Ateliers als bezahlbarer Wirkungs- und Arbeitsraum für Kulturschaffende, Dienstleister und Gewerbetreibende sowie ein Hostel und ein Restaurant als Herzstück des Projektes. Das übergeordnete Ziel ist es, Vielfalt zu schaffen und zu fördern. Das Baudenkmal ist durch die gezielten Eingriffe für die neue Arealnutzung zugänglich geworden, die Substanz wurde ertüchtigt und vermag nun unter neuem Vorzeichen ihren Dienst zu verrichten. Areal- und Baugeschichte bleiben im zeitgemäss genutzten Gebäude lebendig. Das Silogebäude wurde unter anderem mit der Bautenprämierung des Basler Heimatschutzpreis 2021 ausgezeichnet.

Der Text wurde von den Architekt*innen im Zusammenhang mit der Einreichung des Projektes für den Arc Award 2023 verfasst.

192186762