This is still a shopping mall
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Italien
Veröffentlicht am 29. März 2022
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022
Beschreibung
Bei der Analyse von Varese stellten die Studentinnen Alice Bidorini und Annalisa Massari folgende Probleme fest: das Übermass an Autos im Stadtzentrum, der halb verlassene Zustand des Hauptplatzes, die vernachlässigte Tiefgarage und das Einkaufszentrum. Die Enwurfsidee belebt mittels Remalling-Ansatz die Strukturen, sodass sie den Bedürfnissen einer modernen Stadt entsprechen.
Ausgangslage
Varese ist auf Individualverkehr ausgerichtet. Die 2569 Parkplätze allein im Stadtzentrum beanspruchen 43 000 Quadratmeter des öffentlichen Raums. Auf der Piazza della Repubblica wurden 1997 ein mehrstöckiges Parkhaus und ein Einkaufszentrum gebaut, die den Platz in eine Megastruktur verwandelten und den Kontext von Varese völlig aus dem Gleichgewicht brachten. Heute stehen die fünf unterirdischen Stockwerke des Parkhauses fast völlig leer und das Einkaufszentrum Le Corti verfällt.
Entwurfsidee
Der gewählte Demalling- Ansatz sieht vor, marode Einkaufstempel in etwas anderes zu verwandeln. Um das Einkaufszentrum liegen das Archivio del Moderno, die Universität Insubrien und das Theater, das demnächst abgerissen werden soll. Dementsprechend dient das Projekt als möglicher Anstoss für das Demalling des Le Corti und zeigt, wie die Nutzungen der umliegenden Gebäude in die Vision einer neuen Piazza integriert werden können.
Projektierung
Im fünften Untergeschoss verwandelt sich das Parkhaus in das Archiv der Collezione Panza, das nach dem «Box in Box»-Konzept realisiert wird. Die Kunst durchdringt den Parkplatz und wird auf der Rampe ausgestellt. Die Ateliers können beispielsweise von Künstlern genutzt werden, die ihre Requisiten mit dem Auto direkt zum Atelier transportieren. Zusätzlich wird ein neuer, sich über drei Stockwerke spannender Veranstaltungsraum kreiert. Nutzen lässt sich dieser für Ausstellungen, Konzerte, Events oder ein Drive-in-Kino. Im zweiten Untergeschoss wird die Trennung zwischen Einkaufszentrum und Parkhaus aufgehoben. Der Raum wird zu einer breiten Plattform mit gläsernen Showrooms. Das Besondere dabei: Sowohl Autos, Velos und Fussgänger können sich davor frei bewegen. Darüber hinaus wird der Campus der Universität Insubrien erweitert. Mithilfe von beweglichen Trennwänden wird der anonyme Teil des Einkaufszentrums für anpassungsfähige Räume genutzt. Die Eingänge im Erdgeschoss sehen eine vertikale Zirkulation über zwei spiralförmige Rampen vor. Auf der Piazza wird der Markt mit Farbe und Zeichnungen hervorgehoben, an marktfreien Tagen suggeriert die Piazza dadurch einen städtischen Spielplatz. Das Erdgeschoss vom Le Corti wird mit überdachten Lebensmittelständen ausgestattet. Die oberen Stockwerke sollen der Schaffung von Wohnräumen und Studentenwohnungen dienen.
Besonderheiten
Architekten sind sich heute mehr denn je ihrer sozialen Rolle bewusst und reagieren auf die Pluralität der Inputs im städtischen Kontext. Dementsprechend schaffen sie komplexe Systeme mit gemischter Nutzung und verwalten Beziehungsgeflechte, um wirtschaftliche, kulturelle und soziale Bedingungen produktiv zu nutzen, gemäss dem Motto von Professor Muck Petzet «reduzieren, wiederverwenden, recyceln».
Reduzieren: Ist es wirklich notwendig, immer etwas Neues zu bauen? Wiederverwenden: Wir sind überwältigt von Strukturen, die, wenn sie noch nicht abgerissen wurden, seit Jahrzehnten vernachlässigt werden. Recyceln: Können sie nicht zu etwas anderem werden? Ziel des Projekts war es, den RRR-Ansatz auf die Stadt Varese anzuwenden und den Abriss als Strategie zur Neuprogrammierung des problematischen Komplexes des Einkaufszentrums Le Corti und seines mehrstöckigen Parkhauses zu nutzen.
Next Generation Projekt eingereicht für den Arc Award 2022 von: Alice Bidorini und Annalisa Massari, USI Accademia di Architettura Mendrisio