Transformation Landi Silo
,
Schweiz
Veröffentlicht am 04. April 2023
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Dieses Projekt befasst sich mit der Frage, wie eine gezielte Umnutzung eines Hauses und Um- und Anbauten am Gebäudekomplex diesen in einen kulturellen Magnet für das sich in Transformation befindliche Dreispitz Areal verwandelt werden könnte. Was braucht es, damit ein Ort für das Quartier entsteht.
Ausgangslage
Das Dreispitz Areal ist mit einer Fläche von etwa 50 Hektar das grösste ehemals geschlossene Gewerbe- und Dienstleistungsgebiet am südlichen Rand von Basel. Heute gehört das im Baurecht genutzte Grundstück der Christoph Merian Stiftung und soll langfristig zu einem neuen Stadtteil mit urbanem Charakter umgestaltet werden. Bei der Planung neuer Orte ist es wichtig, Teile der Historie in zeitgenössische Zusammenhänge einzubetten. Der Landi-Gebäudekomplex birgt hohes Potenzial in sich und könnte ein neuer Ort der Kultur und Begegnung mitten im Dreispitz werden.
Entwurfsidee
Die Neukonzeption des «Landis», das sich aufgrund des Transformationsprozesses unter grosser Spannung befindet, bietet die Möglichkeit, einen vibrierenden Beitrag zur Kulturlandschaft beizutragen. Dabei wird besonders auf vergangene Transformationsentwicklungen Basels wie die der Stadtgärtnerei oder des NT-Areals geblickt, um von den dort getätigten Fehlplanungen lernen zu können. Um einen neuen Ort kreieren zu können, welcher vor Vielfältigkeit und Lebendigkeit strotzt, bedarf es eines guten Mixes zwischen permanenten und temporären Nutzungen. Das bestehende Gebäude soll historischer Zeitzeuge werden, dessen Räumlichkeiten Mehrfachdeutung zulassen und somit dem Anspruch gerecht werden, welchen wir heute an Gebäude mit öffentlichem Nutzungscharakter haben. Eine kulturelle Ansammlung an Nutzungen, welche unterschiedlichen Altersgruppen aus diversen sozialen Hintergründen als Plattform für deren Aktivitäten dient.
Der Entwurf beabsichtig einen fliessenden Übergang von Neu und Alt als auch die Logik des Komplexes zu übernehmen. Angelehnt an die japanische Kampfkunst Aikidō, welche vorwiegend durch die Vereinnahmung der Energie des Gegenübers eine kontrollierte Aktion zur Beruhigung der Situation vorsieht, macht sich die Neuplanung die Stärken des bestehenden Gebäudes zunutze. Den unterschiedlichen Gebäudeteilen (Silo, Mühle, Erschliessungsturm und Langhaus) werden unterschiedliche Nutzungen zugesprochen, welche alle durch das Erdgeschoss verbunden sind.
Projektierung
Die Hauptnutzungen der Jugendherberge werden im Langhaus untergebracht. Im Erdgeschoss befinden sich die Aufenthalts-, Essräume, die Küche und der Saal. Über den Erschliessungsturm oder das bestehende Treppenhaus werden die 20 Zimmer mit insgesamt 96 Betten über einen Mittelgang erschlossen. Die bestehende Tragstruktur (Stützen und Unterzüge) wird sandgestrahlt und erhalten, die Aussenwände werden mit einem Zellulose-Dämmspritzputz nachgedämmt. Im bestehenden Raster werden murale, roh belassene Zimmertrennwände aus Kalksandstein ergänzt. Die Decke wird mit Holzfaserplatten verkleidet, während der bestehende Betonboden geschliffen und poliert wird. Die Fensterlaibungen werden bewahrt, sodass die Komposition der Fassade nicht gestört wird, neue Holz-Metallfenster werden mit der gleichen Flügeleinteilung ergänzt. Aufgrund der überhohen Brüstungen wird im Inneren eine Podestkonstruktion vorgeschlagen, welche den Raum zusätzlich unterteilt.
Realisierung
Anbau: Eine Pop-up-Galerie mit grösstmöglichem Bezug zum Strassenraum, wird im Anbau am Kopf des Langhauses vorgesehen. Der Raum wird bis auf die Grösse der Fenster belassen. Alle Materialien werden weiss überstrichen, die Fassade wird ebenfalls mit einem Zellulose-Dämmspritzputz versehen. Die Fensterlaibungen werden bis zum Sockel geschnitten, sodass die neuen grossen Holz-Metallfenster einen Einblick von der Strasse her ermöglichen.
Das kleinere, später errichtete Silo wird zum Erschliessungsturm umgenutzt. Der einseitig zur Treppe hin über die ganze Höhe aufgeschnittenen Silos geben dem Raum trotz seiner einfachen, in Metall gehaltenen Treppenkonstruktion (Metallgitterböden, HEA-Träger, Flachstahl & Edelstahlseilnetz) eine Monumentalität. Diese wird durch den neu im mittleren Silo eingebauten Metall-Glaslift unterstrichen.
Besonderheiten
Das Silo wird zum Kulturturm umgenutzt. Im Keller befindet sich ein Club mit Lounge, Bar, Garderobe als auch zwei weiteren Klubräumen, welche mit ihren Betonstützen und der Silokonstruktion ihren Besucher*innen eine in Basel einmalige Szenerie bieten. Die Konstruktion wird bis auf einige wenige Trennwände vollständig erhalten. Die Fenster werden zugemauert, die Struktur, Böden und Decken sandgestrahlt und teilweise poliert. Rot gestrichen und lassierte Holzeinbauten sollen die harte Betonwelt kontrastieren und spannen über die Farbigkeit die Räumlichkeiten der Subkultur mit denjenigen der Hochkultur zusammen. Ein PU-Chromlack wird auf die Decke appliziert. Die Spiegelung erweitert den Raum visuell in seiner Höhe nach oben.
Im oberen Teil des Turms wird die Silokonstruktion so auf- / abgebrochen, dass sich Nischen und Logen bilden. Die gesamte Konstruktion wird sandgestrahlt und im Bereich der Logen werden die Wände rot gestrichen und die Decken mit einem PU-Chromlack gespritzt. Rot lasiert oder gespritzte Holzkonstruktionen (Sitztreppen, Böden, Bühnenkonstruktion) ergänzen die neu geformten Logen in den ehemaligen Beton Silos. Die Treppe führt auf den Dachgarten, welche sich an den Torre Guinigi in Lucca erinnert.
Aufgrund des schon teilweise abgebrochenen Bodens als auch dem schlechten Zustand des Bestands wird der Mühleboden in den Obergeschossen neu gebaut. Die zwei neuen, aus Beton bestehenden Kassettendecken werden auf die bestehende Fassade (40 Zentimeter Backstein) abgelegt. Die bestehenden Fenster werden abgebrochen und durch ein lichtdurchlässiges Mauerwerk «geschlossen». Der Ausdruck der bestehenden Fassade wird so behalten, die neu geplanten und unbeheizten Sporträumlichkeiten werden vor der Witterung geschützt.
Next Generation Projekt eingereicht für den Arc Award 2023 von Kevin Anthony Guida, Fachhochschule Nordwestschweiz Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik