Trübel Wohnhaus
,
Schweiz
Veröffentlicht am 01. Januar 2016
BE Architektur GmbH c/o Boris Egli
Teilnahme am Swiss Arc Award 2016
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die Parzelle galt als nicht bebaubar. Ein herkömmliches Wohnhaus mit dicken Aussenwänden, konventionellen Raumgrössen, Treppen und Verkehrsflächen fand an diesem Ort keinen Platz. Wer will schon ein Haus, das nur 5 Schritte breit und 9 lang ist? Wer ein Wohnzimmer von gerade mal 15 Quadratmeter?
Dieses Projekt zeigt, dass trotz kleinstem Massstab hohe Wohnqualität entstehen kann. Nicht ein Übermass an Fläche macht dieses Einfamilienhaus aus, sondern eine durchdachte Architektur, die aus den beengten Platzverhältnissen das räumliche Maximum herausholt. Das Haus steht aus folgenden Überlegungen für eine aussergewöhnliche Massstäblichkeit:
• Auf Kleinstparzelle findet ein Mikro-Einfamilienhaus für eine vierköpfige Familie Platz mit 37 Quadratmetern im Erdgeschoss, 45 Quadratmetern im im Obergeschoss, 47 Quadratmetern im Untergeschoss, und 23 Quadratmetern im Keller, wo Technik- und Waschräume untergebracht sind.
• Minimale Platzverhältnisse führen zum Verzicht auf raumfressende, konventionelle Aussenwände und Verkehrsflächen.
• Örtlicher Bezug zur Weinbauregion im Gebäudeausdruck
Raum und Struktur sind eins: Wände, Decken, Böden, selbst das Bücherregal ist Teil des Tragwerks. Unterlagsböden, Trittschalldämmung, Bodenbeläge und so weiter – all das gibt es nicht. Das Wohnhaus ist radikal reduziert auf den nackten Betonrohbau.
Der Zugang zum Gebäude erfolgt über den Carport. Die Treppe hochsteigend erreicht man ein Beton-Bücherregal, welches als Querversteifung des Tragwerks dient. Hier beginnt eine fortlaufende Abfolge von einer äusserst kompakten Wohnlandschaft: Büro, Leseecke und Gästebereich, Essen, Schlafen mit Badewanne, Wohnen und so weiter
Die Fenster sind dem Tragwerk vorgehängt, wie Trauben am Stil. Die Podeste mit den Deckenabsätzen ragen aus der tragenden Mittelwand, wie Äste aus dem Stamm. Das Untergeschoss ist das Fundament im Erdreich, wie die Wurzeln des Rebstocks.
Text: Kornel Ringli