Umbau/Sanierung Einfamilienhaus, Anbau zusätzliche Wohneinheit
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Schweiz
Veröffentlicht am 13. Juni 2016
FORMATURA architektur konzept beratung Daniela Mattle
Teilnahme am Swiss Arc Award 2016
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Ausgangssituation:
Das bestehende Einfamilienhaus stammt aus dem Jahre 1957, und wurde regelmässig unterhalten.
Im Obergeschoss wurde vor einiger Zeit Küche und Essraum umgebaut zu einer offenen Raumgestaltung.
Das Gebäude besteht aus zwei Geschossen, ohne Unterkellerung.
Im Obergeschoss befindet sich der Wohn- / Essbereich, ein Zimmer mit angrenzendem Schrankraum und Dusche, und ein separates WC.
Im Erdgeschoss befinden sich drei Kleinst-Zimmer (8 m2) und eine Dusche mit WC. Die restliche Fläche (ca. 50%) wird durch Keller, Abstellraum (ursprüngliche Garage) und Waschküche besetzt.
Durch die künstliche Aufschüttung des Terrains im Süden besteht im Obergeschoss ein Sitzplatz mit angrenzendem Garten.
Für das Erdgeschoss bedeutet dies jedoch keinerlei Ausrichtung und Aussicht nach Süden und dementsprechend wenig Licht. Dies führt dazu, dass bei Eintritt in das Gebäude ein dunkler, höhlenartiger Eindruck entsteht, welcher noch verstärkt wird durch die niedrigen Raumhöhen (abgehängte Decke für nicht mehr verwendete Lüftungskanäle der ehemaligen Luftheizung).
Heizung, Dach und Fassade entsprechen nicht mehr den heutigen Bau-Standards.
Wünsche der Bauherrschaft:
Auf der grosszügigen Parzelle soll mittels Anbau an das bestehende Gebäude ein Zwei-Generationen-Haus (oder vielmehr ein Drei-Generationen-Haus) entstehen.
Anstatt auf der „grünen Wiese“ neu zu bauen, wird die Baulandreserve genutzt, um den Baubestand im bestehenden Quartier zu verdichten.
Das Erdgeschoss des Einfamilienhauses wird komplett umgebaut.
Die Eltern (früher wohnhaft im Einfamilienhaus) werden in den neuen, einge-schossigen, altersgerechten Anbau ziehen, während die Familie der Tochter das zweigeschossige Einfamilienhaus bewohnen wird.
Beide Bauherrschaften besitzen kein Auto. Dafür soll grosszügiger Abstellplatz für Velos vorgesehen werden.
Projekt:
Die Herausforderung des Projektes bestand darin, den Anbau mit dem bestehenden Gebäude zu verbinden, und trotzdem für jedes Objekt geschützte, private Räume (sowohl Innen- wie auch Aussenräume) auszuscheiden.
Der schlanke und längliche, eingeschossige Baukörper des Anbaus wurde leicht nach Süden aufgekippt, so dass eine grosszügige und spannend wirkende „Hofsituation“ entsteht.
Wohn- und Aufenthaltsbereich des Anbaus öffnen sich hauptsächlich zum Garten nach Westen hin, während derselbe Bereich des Einfamilienhauses sich im Obergeschoss nach Süden orientiert.
Das bestehende Haus erhält im Erdgeschoss neu drei grosszügige, zwei davon komplett nach Süden ausgerichtete, Zimmer. Doch sind diese in der Fassade etwas zurückversetzt und haben so genügend Distanz zum Anbau.
Die nach Norden orientierten Nebenräume erhalten Türanlagen mit Lichtbändern, ebenso die Hauseingangstüre, so dass immer etwas Tageslicht in den Korridor dringt, und dieser wesentlicher heller und freundlicher wirkt.
Der Zugangsweg für beide Hausteile endet in einem gemeinsam genutzten Unterstand, wo Velos, Anhänger, und auch mal Wäsche zum Trocknen Platz findet.
Angrenzend an den Unterstand befindet sich die ebenfalls gemeinschaftlich genutzte Waschküche, welche als Bindeglied zwischen den beiden Wohnungen fungiert. Sie ist von beiden Wohnungen aus zugänglich, und kann bei Bedarf auch als kurze, interne Verbindung von einer zur anderen Wohnung genutzt werden. Sie hat ebenfalls einen direkten Zugang nach aussen.
Der Sitzplatz des Anbaus wurde zum Teil in den Baukörper integriert, und kann auch bei schlechtem Wetter benutzt werden.
Der ursprüngliche Sitzplatz des Einfamilienhauses wird durch die Entfernung des aufgeschütteten Terrains zu einem überdachten Balkon. Zusätzlich dazu entsteht auf dem extensiv begrünten Flachdach des Anbaus eine grosszügige Terrasse mit Sonnen- und Regenpergola.
Im Untergeschoss des Anbaus, wird für beide Parteien ein grosszügiger Keller- und Technik-Raum geschaffen, welcher über eine gemeinsame Aussentreppe erschlossen ist.
Haustechnik und Gebäudehülle:
Beide Wohneinheiten werden mit einer neu installierten Erdsonden-Wärmepumpen-Heizung betrieben. Die Warmwasseraufbereitung geschieht je separat mittels eines Wärmepumpen-Boilers.
Dach und Fassade des bestehenden Einfamilienhauses wurden gemäss heutigen Standards isoliert, und mit einer langlebigen und unterhaltsarmen, hinterlüfteten Eternit-Fassade verkleidet.
Zudem wurde das neu eingedeckte Dach mit Photovoltaik-Panelen bestückt. So wird die elektrische Energie für die Wärmepumpe gleich selber produziert.
Für den Anbau wurde aus ökologischen Kriterien ein Element-Holzbau mit hinterlüfteter Holzschalung und extensiv begrüntem Flachdach gewählt.
Farben, Formen und Materialien:
Die beiden Baukörper, Umbau und Anbau, wurden zur besseren Lesbarkeit in unterschiedlichen Farben und Materialien ausgeführt.
Das bestehende Einfamilienhaus wurde mit einer roten Eternitfassade, der Anbau mit einer blauen Holzfassade versehen.
Die Holzschalung wurde aus unterschiedlich breiten, horizontalen Brettern gefertigt, und soll, passend für die „ältere Generation“ im „Stöckli“, an die verschiedenen Jahrringe eines alten Baumes erinnern.
Bei der Farbgebung wurde zudem darauf geachtet, dass es sich um erdige, natürliche Farbtöne handelt, welche sich gut in die Natur eingliedern, und freundlich und einladend wirken.
Die gut lesbaren zwei Baukörper werden durch verschiedene, verbindende Elemente (einheitlich gestalteten Geländer und Fensterzargen, Rafflamellenstoren, Haustüren) zu einer Einheit verschmolzen, so dass das Ensemble als ein „Ganzes“ und wie „aus einem Guss“ in Erscheinung tritt.
Umbau und energetische Sanierung bestehendes Einfamilienhaus
Anbau zusätzliche Wohneinheit
Ersatz und Ergänzung der gesamten Haustechnik