The Wandering House
,
Schweiz
Veröffentlicht am 20. März 2025
Lionel Ballmer architectes Sàrl
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die am westlichen Dorfrand von Baar (Nendaz) gelegene Scheune der Familie ist seit langem ein bewunderter Ort. Sie liegt inmitten Walliser Obstgärten und ist geschützt durch einen Laubwald, der den Südhang säumt, mit Blick auf die Berge im Norden. Das ursprüngliche Projekt bestand darin die Scheune in ein kleines Wohnhaus umzuwandeln und dabei von ihrer aussergewöhnlichen, abgeschiedenen Lage zu profitieren. Der begrenzte Raum, den sie bot, war für diesen Wunsch aber nicht geeignet. So kam die Idee ein neues kleines Haus im Norden zu bauen. Dies würde eine Verdichtung des Grundstücks ermöglichen, wobei das Erdgeschoss der Scheune als Keller und das Obergeschoss als geschützter Empfangsbereich genutzt werden könnte. Diese Anordnung ermöglicht die Schaffung eines privaten, geschützten Gartens zwischen dem neuen Haus und der bestehenden Scheune, der mit den Wohnräumen des Hauses und der überdachten Terrasse der Scheune verbunden ist. Es entsteht ein Dialog zwischen diesen beiden Gebäuden.
Um die Vornehmheit der Scheune zu bewahren, sie aufzuwerten und nur minimale Eingriffe im bewachsenen Gelände vorzunehmen, wird das Haus nicht auf dem Grundstück verankert sondern «schwebt» über dem Boden, wodurch ein interessantes Paradoxon entsteht: Wird das neue Haus zum Anbau der Scheune, oder ist es, wie die Logik nahelegen würde, umgekehrt? Auf diese Weise wird eine massive Beanspruchung des Bodens vermieden, sodass sein Ökosystem und seine Artenvielfalt erhalten bleibt.
Das neue Gebäude – eingebettet zwischen Wohnhäusern im Norden und Scheunen im Süden des Geländes – ist geprägt durch seine zeitgenössische Form, während es gleichzeitig ein Echo der benachbarten ländlichen Gebäude darstellt. Mit seinen Stelzen, die an die traditionellen Walliser Häuser erinnern, ahmt das Gebäude aus verkohltem Holz die Balken und sonnenverbrannten Bretter vergangener Zeiten nach, während es auf einem mineralischen Sockel aus recyceltem Beton steht. Man könnte sich fragen, ob das Haus an der Schwelle zwischen Vergangenheit und Gegenwart wandelt und dadurch zeitlos wird.
Im Inneren sind alle Räume so konzipiert, dass sie je nach Tageszeit und Anzahl der Bewohner anpassbar und austauschbar sind. Die Räume sind um einen Dienstleistungs- und Verkehrskern herum organisiert. An beiden Enden öffnen sich die Wohnbereiche durch grosse Glasschiebefenster zu den Bergen, dem Garten oder der Scheune und stärken so die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Im Süden ermöglicht ein dreistöckiger Bereich mit Wohnzimmer, Esszimmer, Küche und Büro einen ständigen Sichtkontakt zwischen allen Bewohnern des Hauses. Im Norden ist der Unterstand im Freien vielseitig nutzbar: Er bietet Platz für ein Auto oder einen vor Regen geschützten Raum zum Spielen oder gemeinsamen Essen.
Die gesamte Struktur, einschliesslich der Wände, Böden und des Dachs, besteht aus Brettsperrholzplatten (CLT) aus regionalem Fichtenholz. Alle Fenster sind aus lokalem Lärchenholz gefertigt. Der Bau eines kleinen Hauses durch Verdichtung des Geländes und Begrenzung der Grundfläche sowie die Installation von Fotovoltaikanlagen und einer Regenwassersammelanlage ermöglichen eine enge Einhaltung der aktuellen Umweltstandards.
Das Projekt von Lionel Ballmer wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Jeannine Bürgi publiziert.