Wohnhaus mit grosszügigen Balkonen
,
Schweiz
Veröffentlicht am 30. März 2023
Atelier Bonnet architectes Sàrl
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Ersatzneubau mit 48 Wohnungen, einem Gewerberaum und einer Tiefgarage im Quartier Surville in Petit-Lancy.
Ausgangslage
Das Villenviertel Surville gilt wegen seiner aussergewöhnlichen Lage als «Balkon über die Stadt». Es liegt auf einem Moränenhügel. Nach und nach weichen die Villen im Zuge der Nachverdichtung neuen und grösseren Gebäuden. Die Qualität des Viertels liegt in seinem Baumbestand. Um dessen besondere Atmosphäre zu erhalten, wurde im Bebauungsplan festgelegt, dass die geplanten Gebäude zumeist die Positionen der Villen übernehmen müssen, die sie ersetzen werden.
Entwurfsidee
Wie kann ein Neubau diese landschaftliche Qualität fortschreiben? Im Wettbewerb wurde eine Nord-Süd-Ausrichtung vorgeschrieben, die in Genf eher unüblich ist. Die Architekt*innen reagierten darauf, indem sie längliche Wohnzimmer im Süden und Westen anordnet, die durch eine sehr grosszügige Galerie nach aussen verlängert werden. Diese dient als klimatischer Filter und spendet im Sommer Schatten. Die Balkone sind bewusst üppig bemessen, mit der Idee, dass jede Wohnung - wie vormals die Villa - in den Genuss eines grosszügigen Gartens kommt. Die Bewohner*innen werden so motiviert, Pflanzen aufzustellen, die ihnen intime private Aussenräume bieten. Das Erdgeschoss wurde einladend gestaltet. Das Foyer und der Veloabstellraum können sowohl von der Strasse als auch vom Garten her erreicht werden.
Projektierung
Der Ausdruck des Gebäudes wird von Nebeneinander von Metallnetzen und einer gekachelten Fassade geprägt, die beide optisch auf jeder Etage von einem durchlaufenden horizontalen Profil miteinander verbunden sind. Die architektonische Gestaltung der Galerie aus Edelstahl und der vorgefertigten Balkone aus Beton bindet die Fähigkeiten der Bauingenieure Schlosser ein, wobei jedes Detail in statischer Hinsicht und in Bezug auf die Umsetzung ausgereizt wurde. Das textil anmutende Metallnetz soll Kletterpflanzen als Rankgerüst dienen. Sobald sie von Blättern überwuchert sind, werden sie zu einer lebendigen Fassade, die sich im Verlauf der Jahreszeiten verändert und ein angenehmes Mikroklima für die Wohnräume schafft. Es geht den Architekt*innen darum, eine «vibrierende» Fassade zu schaffen: Reflektionen, textile Anmutung, die wild wuchernden Pflanzen - all dies soll mit dem durchgrünten Quartier Bezüge etablieren.
Besonderheiten
Die Stadt Genf entwickelt sich derzeit nach innen im Bestreben, ihr Stadtgefüge zu optimieren. Das Schliessen von Baulücken und das Ersetzen von Villen durch grössere Bauten wird unterstütz. Ein 2008 erlassenes Gesetzt ermöglicht es zudem, alle Gebäude im Stadtzentrum um eine Etage aufzustocken. Dabei sollen vor allem im Zentrum von Genf die bestehenden Charakteristika erhalten werden.
Der Text wurde von den Architekt*innen im Zusammenhang mit der Einreichung des Projektes für den Arc Award 2023 verfasst und von Jørg Himmelreich editiert.