Wohnhaus Frobi

 
4052 Basel,
Schweiz

Veröffentlicht am 07. April 2025
Rahbaran Hürzeler Architekt:innen
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Rahbaran Hürzeler Architekt:innen Rahbaran Hürzeler Architekt:innen

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Froburgstrasse 16, 4052 Basel, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
01.2025
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
11
Grundstücksfläche
346 m²
Geschossfläche
1077 m²
Nutzfläche
754 m²
Gebäudevolumen
3038 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
4,1 Mio. CHF

Beschreibung

Mit sorgfältig geplanten Eingriffen haben Rahbaran Hürzeler Architekt:innen die Wohnungslayouts, die Tragstruktur, wie auch die Gebäudetechnik den heutigen Anforderungen angepasst. Nach dem Umbau zeigt sich das fünfgeschossige Wohnhaus aus den 1930er-Jahren nun in frischen Farben, ergänzter Materialvielfalt und mit einigen räumlichen Überraschungen.

Eins von Dreien
Das bestehende Wohngebäude an der Froburgstrasse 16 in Basel ist Teil einer Blockrandbebauung im Quartier Breite. Das fünfgeschossige Mehrfamilienhaus mit Satteldach wurde 1932/1933 baugleich mit den Häusern Froburgstrasse 12 und 14 vom Baumeister Eugen Baumann-Wild errichtet. In jedem Vollgeschoss sind zwei Wohnungen um ein zentrales Treppenhaus angeordnet. Südwestlich orientierte Balkon-Loggien stellen den Bezug zum Hinterhof her. Der Garten kann von den Erdgeschosswohnungen direkt über die Loggien betreten werden oder über die gemeinschaftliche Waschküche im Souterrain. Das Dachgeschoss wurde im Zuge der Sanierung zu einer offenen Loftwohnung ausgebaut.

feine Bänder und Glimmer
Die dreiachsige Fassade besticht durch ihre horizontale Gliederung und die schmalen, durchlaufenden Gesimse in Fensterbank- und Sturzhöhe, die sich bandartig über die gesamte Hausbreite erstrecken. Der Hauseingang in der Mittelachse wird durch ein kleines Vordach und mehrere Natursteinstufen zusätzlich betont. Ein dunkel gestrichener Sockel und ein kräftig ausgebildetes Dachgesims schliessen die Fassade in der Vertikalen ab. Im Zuge der Sanierung wurden alle Kunststeingesimse von ihrer Farbschicht befreit und in den Originalzustand zurückversetzt. Die Fassade wurde mit einem durchgefärbten, glimmerhaltigen Putz neu verputz und harmoniert mit den freigelegten grün-grauen Steingesimsen. Die nachträglich veränderten Fenster wurden durch feingliedrige Holzfenster ersetzt und damit auf den ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Auch die Gartenfassade wurde instand gesetzt: Die Brüstungen, Stahlträger und Stützen sowie die originalen hölzernen Einbauschränke wurden sorgfältig aufgearbeitet und in verschiedenen zarten Grün- und Blautönen gestrichen.

Raffinierte Rotage
Die Wohnungen spiegeln die Einflüsse ihrer Entstehungszeit wider: Kammergrundrisse und ein sehr einfacher Ausbaustandard waren typisch für die bescheidenen Wohnungen der Zwischenkriegszeit. Ziel des Umbaus war es, trotz notwendiger Neuerungen wie Erdbebenertüchtigung, behindertengerechter Anpassung und komplettem Ersatz der Haustechnik, sowohl die Typologie der Wohnungen als auch ihre Zweckmässigkeit zu erhalten. Mit einem geschickten Raumabtausch innerhalb der Wohnflächen und Lichtschächte konnten die Grundrisse trotz der grösseren Bäder und einem Lifteinbau analog ihrem ursprünglichen Layout wiederhergestellt werden. Inspiriert durch den Bestand und den damaligen Zeitkontext mit Architektinnen wie Lux Guyer oder Eileen Grey wurden alle Oberflächen und Einbauten neu gestaltet: schwarz-weiss karierte Fliesenbeläge in den Eingangsbereichen, geöltes Eichenparkett in den Wohnungen, neu gestrichene Zwischenwände mit geschickt gesetzten Spiegelflächen und nicht zuletzt die Verwendung einer ausgeprägten und facettenreichen Farbpalette für alle Einbauten und Verkleidungen. Das Ergebnis sind Wohnräume mit unverkennbaren historischen Bezügen und zugleich neuer Frische und ausdrucksstarker Atmosphäre.
Das vormals als Abstellraum genutzte Dachgeschoss wurde zu einer neuen Loft-Wohnung ausgebaut: Konträr zur Kammerung im Bestand gehen hier die Wohnräume fliessend ineinander über. Grosse, aufgesetzte Dachfenster führen das Zenit-Licht in die überhohen Räume und transformieren den Dachraum in eine lichte, skulpturale Raumabfolge. 

Materialknappheit und eine rote Stütze
Auch die Gebäudestruktur und -konstruktion in Mischbauweise erzählt von der Ressourcenknappheit der Bauzeit: Das Gebäude besteht aus tragenden Aussenwänden aus Backstein mit Holzbalkendecken, die in den beiden mittleren Querachsen zusätzlich durch Stahlträger und Stahlstützen abgefangen werden. Das Tragwerk verjüngt sich in den Obergeschossen entsprechend der abnehmenden Lasten, so dass möglichst materialeffizient gebaut werden konnte. Nach heutigen Erkenntnissen birgt diese schlanke Konstruktion aber auch Gefahren und musste durch zusätzliche aussteifende Elemente wie einen Betonkern und eine Beplankung über der Balkenlage ergänzt werden, um die geforderte Erdbebensicherheit zu erreichen. Auch diese Baugeschichte wird in den Wohnungen thematisiert: Die durch den Umbau freigelegten Stahlstützen wurden zur Verstärkung und als Brandschutz mit Beton ummantelt und rot gestrichen. Sie bilden so einen räumlichen Akzent und verweisen gleichzeitig auf die Baugeschichte.

Das Projekt von Rahbaran Hürzeler Architekt:innen wurde für den Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.

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