Schulhaus Hofmatt

 
6315 Oberägeri,
Schweiz

Veröffentlicht am 09. April 2024
Rahbaran Hürzeler Architekt:innen
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Hofmattstrasse 8, 6315 Oberägeri, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
08.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
1334 m²
Geschossfläche
1526 m²
Nutzfläche
1007 m²
Gebäudevolumen
5776 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
7,3 Mio. CHF

Beschreibung

Flexible Räume für das Lernen – Die lichtdurchfluteten Lernräume des neuen Schulhauses in Oberägeri bilden ein gestaffeltes und gestapeltes Raumkontinuum über vier Ebenen.

Ausgangslage

Die Schulanlage Hofmatt für Primar- und Oberstufe liegt mitten im Dorfzentrum von Oberägeri, in direkter Nachbarschaft zur barocken Dorfkirche mit Kapelle und geprägt vom malerischen Ausblick auf den Ägerisee und das umliegende Bergpanorama. Unter beengten Platzverhältnissen und mit Rücksicht auf das bestehende Gefüge galt es die Schulanlage mit einem Baustein für einen weiteren Klassenzug, Räume für die Lehrpersonen und einen flexibel nutzbaren Gemeinschaftsraum zu erweitern.

Entwurfsidee

Das neue Schulhaus ist kompakt und viergeschossig und steht im rechten Winkel zum bestehenden Schulhaus und der Mehrzweckhalle. Zur Strasse im Norden staffelt sich das Volumen zurück und nutzt so das knappe Baufeld optimal aus. Gegen den Schulhof wird mit der über Eck geöffneten Eingangshalle eine klare Adresse gebildet. Die Konstruktion erfolgt in Anlehnung an die örtlichen historischen öffentlichen Bauten in Massivbauweisse mit einer Verkleidung aus hellen Klinkerplatten.
Die Räume sind im Kreis um die mittige Treppenskulptur angeordnet und ermöglichen einen Rundgang von Raum zu Raum. So entstehen vielfältige Beziehungen im Innern und wechselnde Blicke nach aussen. Räumlich erzeugt die diagonale Anordnung der Unterrichtsräume eine Raum-Enfilade; dadurch sind alle Räume visuell miteinander verbunden und die gesamte Gebäudetiefe wird erlebbar. Die Anordnung der Klassenzimmer und Gruppenräume in einer Raum-Enfilade fördert den klassenübergreifenden Unterricht und den Austausch zwischen den Nutzern. Der Zugang zu den Unterrichtsräumen erfolgt über die zentrale Treppe mit zugehöriger Halle und Garderobenräumen. Diese flexiblen Räume können ebenfalls für den Unterricht genutzt werden, zum Beispiel als Ausweichort für Gruppenarbeiten, zum Lesen, Üben, Besprechen etc. Feste Sitzbänke bieten hier die notwendige Infrastruktur.

Projektierung

Der architektonische Ausdruck ist geprägt von der plastischen Staffelung der Volumina, dem Wechselspiel zwischen den geschlossenen Klinkerfassaden und der Leichtigkeit der grossen horizontalen Fensterbänder. Die filigrane Fensterteilung mit horizontalen Schwingflügeln ist funktional und erzeugt zugleich einen Mittelgrund für die Ausblicke in die Umgebung. Die Unterrichtsräume sind allseitig belichtet und profitieren über den gesamten Tagesverlauf von einer guten, natürlichen Ausleuchtung. Grosse Fenster mit Ausblicken in die Landschaft und eine sorgfältige Materialisierung mit viel Holz erzeugen eine wohnliche Stimmung in den Unterrichtsräumen.

Besonderheiten

Durch die zentrale Lage werden das Schulareal und das Raumangebot auch an Abenden und Wochenenden intensiv genutzt. Für die Gemeinde war daher der Verbleib der Schule in der Dorfmitte von grosser Wichtigkeit. Für den Entwurf bedeutete dies, dass die Erweiterung auf der eigentlich viel zu kleinen Parzelle des ehemaligen Abwartshäuschen Platz finden musste. Dies führte zu der Entwicklung eines äusserst kompakten Grundriss und einer Raum-zu-Raum Erschliessung mit minimalen Zirkulationsflächen. Aufgrund der minimalen Gebäudeabstände zu den Nachbarbauten wurde die Fassade als nichtbrennbare, hinterlüftete Konstruktion ausgebildet und mit Klinkerplatten verkleidet. Diese Konstruktion bedarf eines relativ hohen Energieaufwands, ist jedoch äusserst langlebig und unterhaltsarm. Aufgrund der Nähe zum historischen Dorfkern war zudem auch die gute gestalterische Eingliederung von hoher Relevanz.
Eine weitere Herausforderung war der Erhalt der bestehenden Zivilschutzanlage inklusive Zugangsrampe im Untergrund. Durch eine geschickte Platzierung des Treppenkerns gelang es diese Anlage unverändert zu erhalten und in die neue Grundrissstruktur zu integrieren und gleichzeitig die notwendigen zusätzlichen Kellerräume für Technik und Lager anzubieten.
Die knappen Aussenraumflächen wurden ebenfalls weitmöglichst entsiegelt und durch eine biodiverse Bepflanzung und ein Freiluftklassenzimmer ergänzt.

Das Projekt von Rahbaran Hürzeler Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Valentin Oppliger publiziert.

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