Transformation der Produktionshalle von Álvaro Siza

 
79576 Weil am Rhein,
Deutschland

Veröffentlicht am 10. April 2024
studio ne GmbH

Zeichensaal Vitra Campus Arena Zeichensaal Eingangsbereich Zeichensaal

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
04.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Geschossfläche
1000 m²
Nutzfläche
1500 m²

Beschreibung

Der Vitra Campus in Weil am Rhein öffnet sich sukzessive: Mit dem Studiengang Architektur der Dualen Hochschule Lörrach ist eine externe Nutzung auf das Gelände gezogen. Dafür haben studio ne in der Fabrikhalle von Álvaro Siza Räume eingerichtet – flexibel, minimalistisch, demontierbar, aus heimischem Holz als nachwachsendem Rohstoff. Die Installation ist flexibel, minimalinvasiv und kann bei Nutzungsänderung demontiert, in Einzelteile zerlegt und an anderer Stelle neu konfiguriert werden. Es handelt sich also gewissermassen um eine prototypische Revitalisierung, die auch an anderen Stellen der Siza-Halle möglich ist.

Ausgangslage
Die Fabrikhalle von Álvaro Siza entstand 1994 und war mit 11'600 Quadratmetern Nutzfläche damals das grösste Gebäude auf dem Vitra Campus. Mit einer lichten Raumhöhe von sieben Metern unter der Dachkonstruktion diente sie der Metallfertigung des Ladenbauunternehmens Vitrashop. Die rohen Stahlelemente wurden mit Gabelstaplern in die benachbarte, 1983 fertiggestellte Halle von Nicholas Grimshaw transportiert, wo die Beschichtung und weitere Bearbeitung erfolgte. Die markante Brückenkonstruktion mit ihrem Kragarm blieb gewahrt.

Entwurfsidee
1000 Quadratmeter entlang der Südwestfassade werden seit Herbst 2023 von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg DHBW Lörrach für ihren neu gegründeten Studiengang Architektur genutzt. In enger Abstimmung mit Vitra, der DHBW und dem Büro von Álvaro Siza planten und realisierten die Architekten Florian Stroh als Designberater und Christian Germadnik als Bauherrenvertreter einen zweigeschossigen Holzeinbau. Die Konstruktion ist an die gebäudehohe, ebenfalls aus Holz gefertigte Trennwand angelehnt, gliedert den abgetrennten Raumbereich und stellt die für die Architekturfakultät benötigten Räumlichkeiten bereit.
Bestehende Öffnungen können in Absprache mit dem Büro von Álvaro Siza durch Türen ersetzt und mit Treppen oder Rampen kombiniert werden, um einen barrierefreien Zugang zu gewährleisten. Die übrigen Hallenteile sind bisher als Lager- und Logistikflächen extern vermietet.

Projektierung
Man betritt das Gebäude seitlich vom Vitra Circle Store und gelangt zunächst in eine Halle, in der sich gegenüber der integrierten Kleinarchitektur für den Betriebsrat von Siza eine breite Holztreppe befindet. Diese kann für Vorlesungen oder als Auditorium für externe Veranstaltungen genutzt werden. Die Treppe erschliesst die Galerie unter der sich ein Aufenthaltsraum befindet, der auch als Teeküche dient.
Der zweigeschossige Einbau, eine Zangenkonstruktion aus Brettschichtholzträgern, setzt sich nach links über eine der gebäudehohen, verglasten und wiederum hölzernen Trennwände hinaus fort. Dieser langgestreckte Raum dient als Arbeits- und Zeichensaal für die Studierenden, die hier an quergestellten, langgestreckten Tischen sitzen. Der bestehende Hartbeton-Industrieestrich des Bodens blieb erhalten und wurde nicht angetastet, Strom wird wie in einem Labor von abgehängten Kabeln bezogen.
Unter der Galerie wurden Werkstätten, Seminarräume und Sekretariat eingerichtet also Nutzungen, die mehr Intimität oder Lärmschutz erfordern und sich daher nicht in die Arbeitshalle integrieren liessen. Die gleiche Disposition wiederholt sich auf der mit ihrer Brüstung sich zur Halle hin öffnenden Galerie.

Schrittweise Öffnung des Campus
Seit Oktober 2023 arbeiten 33 Bachelor-Studierende des neuen Studiengangs Architektur der DHBW auf dem Vitra Campus. Dies ist ein weiterer Schritt in der Öffnung des Firmengeländes, die 1989 mit der Eröffnung des Vitra Design Museums begann. Mit regelmässigen Architekturführungen über das Gelände macht das Unternehmen seither auch seine Produktionsstätten kontrolliert zugänglich und präsentiert und inszeniert seine Produkte seit 2010 im VitraHaus von Herzog & de Meuron an der Nordecke des Campus.

Das Projekt von studio ne wurde von Elisa Schreiner publiziert.

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