
Sanierung und Erweiterung Schulhaus Sonnenberg
,
Schweiz
Veröffentlicht am 31. März 2022
Oxid Architektur GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Sixties reloaded: Die 1969 erstellte Schulanlage Sonnenberg wird programmatisch und energetisch auf die heutigen Anforderungen ertüchtigt. Der Sporttrakt wird um einen Kopfbau erweitert, die ehemalige Schwimmhalle zum Multifunktionssaal umgebaut und der Schulhaustrakt mit Kindergarten und Mittagstisch ausgebaut.
Ausgangslage
Die durch die Architekten Müller Nietlispach erstellte, im Hang gestaffelte Schulanlage besteht aus einem Schulhaustrakt und einem Sporttrakt mit Turnhalle und Schwimmbad. Das Ensemble soll programmatisch und energetisch ertüchtigt werden. Der Sporttrakt soll um einen 4-geschossigen Kopfbau mit Klassenzimmern und Singsaal in Holzbauweise erweitert, die Turnhalle saniert und die Schwimmhalle abgebrochen werden. Der Schulhaustrakt wird nach den Vorgaben des Lehrplans 21 umgebaut; halbierte Klassenzimmer bilden Gruppenräume, auf den grosszügigen Verkehrsflächen entstehen Orte zum Selbststudium.
Entwurfsidee
Die Erweiterung in leichter Holzbauweise steht auf der bestehenden Zivilschutzanlage, welche umgenutzt weiterverwendet wird. Neben Lager und Übungsräumen sind vor allem die Garderoben und Duschen der Turnhalle in der ZVA angeordnet.
Dank der gleichzeitigen Umnutzung des abbruchgeweihten ehemaligen Schwimmbades in den Sing- und Mehrzwecksaal wird die im betonierten Rohbau verbaute Graue Energie weiterverwendet. Die Umnutzung erlaubt ebenfalls die Erhaltung der schönen, im Hang gestaffelten Hofabfolge zwischen Säntisstrasse und Sonnenbergstrasse. Und schliesslich kann der nur noch dreigeschossige Kopfbau dank dem wegfallenden Singsaals in seiner Körnung und Geschossigkeit verkleinert werden und bettet sich verträglich ins Ensemble und in die Hanglage ein. In Anlehnung an die bestehende Schulanlage wird das Volumen horizontal und vertikal gestaffelt.
Durch das Weglassen eines «Flügels» im Erdgeschoss entsteht zum Pausenplatz ein gedeckter Aussenraum. Der Kopfbau bildet ein vis-à-vis zum Schulhaustrakt und spannt zwischen den beiden Adressen den Pausenplatz auf. Gleichzeitig wird auf der gegenüberliegenden Seite ein Splittlevel nach unten versetzt, eine zweite Adresse zum Haldensteig und zu den Sportanlagen geschaffen. Die ehemalige Rückseite wird damit aufgewertet und aktiviert.
Projektierung
Die Erweiterung orientiert sich auch im Innenraum am Bestand: Um einen zentralen, mineralisch gehaltenen Innenraum sind die mit Holztäferung gefütterten Klassenzimmer angeordnet. Der Kern, mit identitätsstiftenden Kontrastfarben geplättelt, dient als Erschliessungs-, Begegnungs- und Garderobenraum. Dank der Splittleveltypologie entsteht ein fliessender Raum, ein Raumkontinuum vom Eingangs- bis zum Dachgeschoss. Jeder Splittlevel kommuniziert mit zwei «halben» Nachbargeschossen, welche den Raum im Schnitt grösser erscheinen lassen. Im betonierten mittigen Kern sind die Treppen und der Lift angeordnet. Beidseitig neben der Vertikalerschliessung bringen zwei «Lichtkanonen» zenitales Licht bis ins Eingangsgeschoss. Gleichzeitig erlauben diese eine effiziente Nachtauskühlung. Jedem Klassenzimmer ist ein Gruppenraum zugeordnet. Diese Einheiten sind über grosse rote Panoramafenster auf den jeweiligen Längsseiten zusammengebunden und optimal belichtet.
Realisierung
Im Eingangsgeschoss zum Pausenplatz ist die Bibliothek angeordnet, im Eingangsgeschoss zum Haldensteig die Werkstatt und der Zugang zur bestehenden Turnhalle mitsamt Materialraum. Um den mineralischen Kern sind die Klassenzimmer in Holzbauweise windmühlenartig angeordnet. Lignaturdecken spannen von Kern zu Fassade. Fassaden und Innenwände sind in Holzrahmenbauweise erstellt. Die Sichtbetonfassade des Bestandes mit Bretterschalung wird in den betonierten Sockelbereichen des Neubaus weitergezogen. Der steinerne Sockel «verzahnt» sich visuell mit dem darauf stehenden vorfabrizierten Holzelementbau; Das «Negativ» der Betonschalung wird als «Positiv» in Form einer vertikalen Brettschalung eingesetzt. Die hinterlüftete Schicht wird mit einer nicht Schichtbildenden Lasur silbrig verwittert.
Dank dem geschickten Umgang mit dem Bestand (Re-Use Schulhaustrakt und Schwimmbad) und dem Neubau in Holzbauweise werden Graue Energie und CO₂-Emissionen deutlich minimiert. Die Betriebsenergie wird dank Wärmeverbund mit Holzschnitzel ebenfalls fossilfrei.