Waldacker

 
9000 St. Gallen,
Schweiz

Veröffentlicht am 12. April 2023
Oxid Architektur GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Binnenraum 1 Aussenfassade 2 Aussenfassade 1 Binnenraum 2 Binnenraum Abend Veranda 1 Veranda 2 Veranda 3 Wohnraum und Veranda Luftaufnahme 1 Luftaufnahme 2 Modell 1:50

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Ahornstrasse 21, 9000 St. Gallen, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
03.2021
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
110
Grundstücksfläche
8134 m²
Geschossfläche
15'300 m²
Nutzfläche
12'200 m²
Gebäudevolumen
48'700 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
36,0 Mio. CHF
Parkplätze
81

Beschreibung

Zwei lange geknickte Baukörper in Holzbauweise folgen den Höhenlinien des Geländes und spannen zwischen sich einen Binnenraum mit Blick auf den Tröckneturm auf. Die 110 Wohneinheiten bilden dank der vorgelagerten Erschliessung über eine gemeinschaftliche Verandaschicht eine gelebte Nachbarschaft.

Ausgangslage

Die Ortsbürgergemeinde St. Gallen lobte 2016 für das Grundstück im Westen der Stadt einen Studienauftrag für Bietergemeinschaften von Architekten, Landschaftsarchitekten und Investoren aus. Das in Zusammenarbeit mit der Previs Vorsorge, dem Holzbauunternehmen Renggli und den Landschaftsarchitekten Appert Zwahlen Partner entstandene Projekt mit dem sinnigen Titel «holts» hat die Jury überzeugt. Sie lobte die präzise städtebauliche Setzung, ein dem Ort verhaftetes Verständnis des Aussenraumes, die Idee der inneren Veranda-Erschliessung und die nachhaltige Holzbauweise.

Entwurfsidee

Das Projekt wird als Teil des landschaftlichen Grünzuges Burgweiher verstanden. Zwei lange geknickte Baukörper werden der Topografie folgend an den Hang gelegt, wodurch ein baumbestandener grüner Binnenraum ausgebildet wird. Die bewusst offen ausformulierten Enden unterstreichen die fliessende Beziehung zur Landschaft und den visuellen Dialog mit dem markanten Tröckneturm. Die beidseitig auf den Binnenraum ausgerichtete innere Veranda-Erschliessung gibt dem Projekt nicht nur eine starke gestalterische und soziale Identität, sondern entfaltet zusammen mit den konsequent durchgesteckten Wohnräumen und der Anordnung von beidseitigen privaten Aussenräumen eine hohe Wohnqualität. Die vorstehenden «Nasen» mit Garderoben und Küchen bilden vor jeder Wohnung Nischen aus, welche als halbprivate Sitznischen und als Wohnraumerweiterung genutzt werden können.

Projektierung

Das Ensemble fasst 110 kompakte Wohnungen für Familien, Paare und Alleinstehende. Im Erdgeschoss sind der abfallenden Topografie folgend überwiegend grösser geschnittene Maisonette-Typologien (5.5-Zimmerwohnungen) mit peripheren Privatgärten für Familien angeordnet. In den Obergeschossen finden sich dann ausschliesslich Etagenwohnungen von 2.5- bis 4.5-Zimmerwohnungen. Die Wohnungen sind allesamt durchgesteckt organisiert; ein von der Verandaschicht bis zur äusseren Fassade durchgesteckter Wohn- und Essraum mit lateral angedockter Küche bildet das Herzstück jeder Wohnung. Die Zimmer sind mehrheitlich peripher angeordnet. Ein Gemeinschaftsraum stärkt die gemeinschaftliche Identität.
Zum Binnenraum sind die witterungsgeschützten Fassaden holzfarbig lasiert. Die dem Binnenraum abgewandten Fassaden und die stumpf zulaufenden Stirnen bilden ein mit horizontalen und vertikalen Elementen durchwirktes hölzernes Gewebe aus silbrig lasierten stehenden und liegenden Holzschalungen. Pro Haus sind je zwei mineralische Treppenhäuser der hölzernen Verandaschicht vorgestellt und sichern den vertikalen Fluchtweg.

Realisierung

In Anlehnung an die traditionellen St. Galler Holzbauten (Tröckneturm) sind beide Baukörper in ressourcenschonender, vorfabrizierter Holzbauweise ausgebildet. Die repetitive Stringenz der systematischen Holzbauweise wird in der Verandaschicht mit Stützen, Trägern und Rippen sichtbar und generiert neben der Behaglichkeit eine hohe Wirtschaftlichkeit. Zusammen mit den kompakten Grundrissen und der flächenoptimierten Erschliessung entsteht dadurch erschwinglicher Wohnraum.

Besonderheiten

Das verbaute Holz ist in CH-Wäldern in 15 min. nachgewachsen, bindet dauerhaft 2500 t CO₂ aus der Atmosphäre und ist als Kreislaufmaterial rückbau- und wiederverwendbar. Ein Mobilitätskonzept mit Carsharing und einer grossen Velostation reduziert die betonierten Unterterrainbauten und die induzierte Mobilität. Die Siedlung hat als erste Wohnüberbauung in Holzbauweise das Nachhaltigkeitslabel SNBS Platin erhalten.

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