School of Social Development
,
Nepal
Veröffentlicht am 06. Februar 2023
studio berardi miglio GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das dörfliche Bildungszentrum der gemeinnützigen Organisation «Jay Nepal Action Volunteers» gruppiert sich um eine offene Mitte als Ring aus fünf Gebäuden mit jeweils unterschiedlicher Nutzung: Kindergarten, Jugendklub, Ausbildungsinstitut, Speisesaal und Zimmer für freiwillige Helfer.
Ausgangslage
Der Standort ist eher ein «Unort», eingebettet in eine beeindruckende Landschaft mit grüner Ebene und Bergen. Es gibt keine erkennbare städtebauliche Struktur oder nachvollziehbare Ordnung in der näheren Umgebung. Insofern hat das Projekt auf den Ort eingewirkt, als das Projekt erst einen Ort geschaffen hat.
Entwurfsidee
Um 150 Kindern eine Ausbildungsstätte und den freiwilligen Helfern ein angemessenes Zuhause bieten zu können, entstand die Konzeptidee des Dorfes im Dorf. Daraus abgeleitet sind die wesentlichen Grundbausteine des Projektes: mehrere Baukörper, Zwischenräume und ein öffentlicher Platz. In Analogie zu einem «Ringelreihen-Kreis» stehen fünf Häuser in engem Abstand zueinander. Die dadurch entstandenen Zwischenräume ermöglichen Durchblicke von aussen nach innen und umgekehrt in die atemberaubende Umgebung. Nach aussen strahlen die Häuser mit ihrer himmelblauen Farbe weit über die dörfliche Struktur hinaus, nach innen bilden sie einen gemeinsamen, zentralen und offenen Platz, der als Bühne und Aufenthaltsort für die ganze Gemeinschaft dient.
Projektierung
Der Entwurf erfolgte unter Berücksichtigung der eingeschränkten Auswahl an Baumaterialien, die vor Ort zur Verfügung standen. Diese mussten sowohl wirtschaftlich eingesetzt werden als auch die Erdbebensicherheit gewährleisten. Aus diesen Gründen fiel die Wahl auf eine Stahlbetonstützenkonstruktion mit Ausfachungen aus Fertigteilen, die auf einem umlaufenden, 45 Zentimeter hohen Betonsockel ruhen. Der Erfolg des Bauwerks liegt nicht in erster Linie in einer ausgefallenen Produkt- oder Materialwahl, sondern vielmehr in der einfachen, soliden Bauweise mit einigen Besonderheiten wie der intensiven Farbgebung und der bewusst geformten Dachlandschaft mit einseitiger Neigung und Dachüberständen zum Schutz vor Monsunregen und als Schattenspender in den Sommermonaten.
Realisierung
Es war von Anfang an klar, dass der Bau ohne die gestalterische Leitung der Architekturschaffenden realisiert würde. Als Grundlage dienten daher die Ausführungspläne, wobei hier und da aus verschiedenen Gründen das eine oder andere anders realisiert wurde. Einige Zeit nach der Fertigstellung hatten studio berardi miglio die Möglichkeit, sich während der Corona-Lockerungen vor Ort ein eigenes Bild zu machen. Die Hoffnung bestätigte sich, dass das Grundkonzept und die Entwurfsidee stark genug waren, um die ungeplanten baulichen Abweichungen zu verkraften.
Besonderheiten
Diese Bauaufgabe weist einige Besonderheiten auf, beginnend mit der Anfrage einer karitativen Organisation für den Neubau eines dörflichen Bildungszentrums an einem unbekannten Ort, einem kleinen und armen Dorf namens Bodgaun in Nepal. Die besondere Herausforderung bestand neben der Unmöglichkeit, den Ort vorab zu besichtigen, in den geringen finanziellen Mitteln sowie der knapp bemessenen Planungs- und Realisierungszeit, dem bescheidenen Verständnis für Bauen und Baukultur vor Ort. Auch die Suche nach qualifizierten Fachkräften und die Beschaffung geeigneter Baumaterialien erwiesen sich als schwierig. Diese vermeintlichen Einschränkungen waren der Grundstein für die Entwicklung eines prägnanten städtebaulichen Konzeptes, dem Schlüssel zum Erfolg dieses Projektes.