Schulanlage Mattenbach

 
8400 Winter,
Schweiz

Veröffentlicht am 09. April 2025
CBA Architekten AG

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Talgutstrasse 71, 8400 Winter, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
07.2021
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
19'893 m²
Geschossfläche
9274 m²
Nutzfläche
4554 m²
Gebäudevolumen
40'514 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
17'013,0 Mio. CHF

Beschreibung

Für die Schulanlage Mattenbach wurde 1963 ein Wettbewerb ausgeschrieben, welcher Claude Paillard und Peter Leemann für sich entscheiden konnten. Zurzeit des Wettbewerbs war der Brutalismus in seiner Blüte, und auch Paillards Beitrag war in «béton brut» entworfen. Weitere Beispiele dafür sind das skulpturale Stadttheater St. Gallen oder die Wohnsiedlung Grüzefeld in Winterthur mit vorfabrizierten Fassadenplatten. Die Fassade des Schulhauses Mattenbach wurde aus Kostengründen mit einer verputzten Aussendämmung entwickelt und ausgeführt. Nach kurzer Zeit wies die wenig erprobte Konstruktion Schäden auf, und es musste kurzfristig eine neue Fassadenverkleidung geplant werden. Zur Ausführung kam die heute sichtbare, hinterlüftete Konstruktion mit Eternitschindeln. Der ursprünglich plastische Ausdruck der Fassade ging mit der Verkleidung leider verloren. «Konsequenz ist eine wesentliche Qualität von Architektur», so Claude Paillard – ein Anspruch, der nun auch bei der Erneuerung der Fassade wieder aufgenommen wird.
 
Heute ist die Konstruktion mit einer verputzten Aussendämmung erprobt. Mit den aktuellen bautechnischen Möglichkeiten kann die Fassade auf die ursprünglich geplante Konstruktion und Materialität zurückgeführt werden. Die Setzung der Fenster bleibt bestehen, ebenso die massiven, vorstehenden Betonpfeiler, welche die Fenster seitlich fassen und eine statische Funktion übernehmen. Die Fassade wird nach dem Entfernen der alten Verkleidung neu aufgebaut. Auf die neue Aussendämmung aus Polyisocyanurat wird ein mineralischer Grundputz im Dickbettverfahren und ein Deckputz aufgetragen. Die Dämmung erreicht in Kombination mit dem hochdämmenden Material im Sturzbereich einen U-Wert unter 0,2 W/m²K. Die bestehenden Ortbetonpfeiler werden sandgestrahlt und mit einer Hydrophobierung aufgewertet. Neue Elemente werden konsequent nach den technischen und gestalterischen Anforderungen eingesetzt. Der Sturz und die Fensterbank werden neu interpretiert und als feingliedriges Paar aus vorfabrizierten Betonelementen mit nach innen fliehender Kante ausformuliert. 
 
Als Sonnenschutz dienen motorisierte Flachlamellenstoren mit dreifacher Seilführung. Die Flachlamellen bestehen aus einer zähelastischen Legierung, die nach Deformationen, etwa durch Ballwürfe, in die ursprüngliche Form zurückfindet. Das kompakte Lamellenpaket wird in einer Nische in der Dämmebene integriert. Der bestehende Betonsturz wird nicht tangiert. Durch die kompakte Sturzausbildung behalten alle Fenster ihre lichte Höhe. Die Fensterebene rückt nach aussen und verbreitert den Arbeitssims. Die neuen Holz-Aluminium-Fenster sind mit zwei Lüftungsflügeln und einer festen Brüstungsverglasung als Absturzsicherung vorgesehen. Das Brüstungsfeld verbindet sich um die Fassadenecke mit den hoch liegenden Fensterschlitzen der Klassenzimmer. Die neue Fassadengestaltung mit den bestehenden Elementen verleiht dem Gebäude wieder einen plastischen, eleganten und zeitgemässen Ausdruck. Ein heller Waschputz mit einer unregelmässigen Struktur verleiht der Oberfläche des Gebäudes einen sich je nach Lichtsituation ändernden Ausdruck. Die rauen Ortbetonpfeiler rahmen mit den körnigen Betonelementen von Fensterbank und Sturz die Fensteröffnung. Die Holz-Aluminium-Fenster sind in einem goldgelben Farbton eloxiert und schaffen einen Kontrast zu den grauen Oberflächen der Laibungen. Die vorgeschlagene verputzte Kompaktfassade bewegt sich im vorgegebenen Kostenrahmen. Durch den Erhalt des Betonsturzes wird der Eingriff im Bauablauf optimiert und schliesst konstruktive Risiken im Rohbau aus. Zusätzliche Bauteile für die Absturzsicherung entfallen komplett. Hochwertige Produkte und Verfahren werden beim Auffrischen der Betonpfeiler, dem Waschputz sowie der Hochleistungsdämmung im Sturzbereich angewendet. Die vorgeschlagene Konstruktion schafft Reserven im Kostenrahmen und erreicht das vorgegebene Kostenziel. Dank der Erweiterung des Raumangebots und der weitgehenden Erneuerung der Anlage bietet das sanierte Schulhaus wieder das passende Umfeld für einen zeitgemässen Unterricht und Betreuungsalltag. Durch den schonenden Umgang mit der baulichen Substanz und die Wiederherstellung des originalen Fassadenbilds hat das Schulhaus seinen ursprünglichen Charakter zurückerhalten.
 
Das Projekt von CBA Architekten wurde von Nina Farhumand publiziert. 
 

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Pläne

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