Sekundarschule Landhaus

 
9053 Teufen,
Schweiz

Veröffentlicht am 03. April 2024
raumfindung architekten gmbh
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Begegnungsraum Alpabzug Blick Lortanne Säntisblick Arkade Detailansicht Fassade Dachgauben Lichthof Splitlevel Treppenhaus Klassenzimmer Gruppenraum Teamzimmer Lichthof Mitte Drohne Baustelle

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Zeughausstrasse 27, 9053 Teufen, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
09.2023
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
5415 m²
Geschossfläche
5698 m²
Nutzfläche
3859 m²
Gebäudevolumen
24'890 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
18,6 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
30
Parkplätze
2

Beschreibung

Der Neubau von Raumfindung Architekten wurde als Holzelementbau konzipiert und an exponierter Lage in der Appenzeller Hügellandschaft situiert. Aus dem konsequenten Raster des Holzbaus wird dank räumlichen Verschiebungen innerhalb der Achsen und Lichthöfen eine vielfältig nutzbare Raumstruktur an Unterrichts- und Begegnungsräumen für den Schulalltag kreiert.

Ausgangslage

Die Schulliegenschaften der Gemeinde Teufen entsprechen qualitativ und quantitativ nicht mehr den heutigen Bedürfnissen. Aus diesem Grund wird 2018 ein Wettbewerb mit Präqualifikation durchgeführt. Neben den Vorgaben der Situierung wird die räumliche Umsetzung des pädagogischen Konzepts mit Jahrgangsclustern gefordert — umgesetzt als Holzbau.

Entwurfsidee

Das neue Sekundarschulhaus fügt sich als längliches Volumen in die gewachsene Topografie des Lindenhügels ein. Zum Dorf hin zeigt sich der Neubau dank einer Rückstaffelung in der Stirnfassade ortstypisch mit einer schlanken Giebelfassade und mit einem eingeschossigen seitlichen Anbau. Dank dem Schrägdach entspricht die Silhouette dem dorfbaulichen Charakter und die Fassade zeichnet sich durch eine handwerkliche Detaillierung aus. Die kammartig strukturierten Dachlukarnen ermöglichen einen optimalen Tageslichteinfall in der Mitte des tiefen Grundrisses mit einem Wechselspiel der Lichtführung. Die Gebäudestruktur ist langlebig und nutzungsneutral ausgelegt. Die Grundanordnung garantiert einen angemessenen Spielraum für die Umsetzung von unterschiedlichen pädagogischen Unterrichtsformen. Die Schulzimmer werden gemeinsam mit den Gruppenräumen und Vorzonen als attraktive zusammenhängende Lernlandschaften in den Obergeschossen angeboten. Es werden jeweils zwei Klassenzimmer mit einem Gruppenraum und grosszügigem Begegnungsraum formiert. Zwei dieser Grosseinheiten sind als Jahrgangscluster verbunden. Dadurch sind alle Einheiten gleichwertig und flexibel nutzbar. Die mittigen Cluster- und Begegnungsräume werden über die Dachlukarnen belichtet und durch einen mehrgeschossigen Lichtraum verbunden. Dank dem Splitlevel und der Einpassung an die gewachsene Topografie profitieren die Aula und der Mittagstisch von einer Raumhöhe von fast vier Metern.

Projektierung

Um einen optimalen Tageslichteinfluss in der Mitte des tiefen Grundrisses zu gewährleisten, werden die mittleren Räume mit Lukarnen belichtet. Diese Dachaufbauten sind entsprechend der Tragstruktur pro Achse angelegt. Durch die wechselnden Belichtungsseiten der Lukarnen entsteht einerseits eine spannende, masstabsgerechte Dachlandschaft und andererseits abwechslungsreiche Belichtungssituationen in den Innenräumen, besonders in den Lichthöfen. Die klar gegliederten Dachflächen unterscheiden sich in verblechte Teile und Elemente mit PV-Panels. Sämtliche Spenglerarbeiten wurden in Zinkblech ausgeführt. Für die PV-Anlage wurde eine Indach-Anlage gewählt. Der produzierte Strom wird mit dem angrenzenden Altersheim als konstanter Abnehmer geteilt. Zur Erreichung der geforderten Wirtschaftlichkeit wurden einfache und platzsparende Konzepte für die Lüftung geplant. Das Erdgeschoss wird durch zentrale Lüftungsanlagen mit Frischluft versorgt. Die Unterrichtszimmer in den Obergeschossen werden über eine mittige Technikschicht erschlossen und dezentral mit Frischluft versorgt. Die schallemissionsarmen Geräte sind mit Wärmerückgewinnung und Enthalpietauscher ausgestattet. Die Lüftungsflügel in den Lichthöfen können für die Nachtauskühlung genutzt werden.

Realisierung

Der Neubau wird zeitsparend in präfabrizierter Holzbauweise erstellt. Einzig die Bodenplatte, die Fundation, die Gebäudesockel und die beiden Treppenkerne werden in Massivbauweise ausgeführt. Die absorbierenden Flächen für eine gute Schulzimmerakustik werden direkt in die Hohlkastenelemente der Decken integriert. Sämtliche Innenwände sind mit Dreischichtplatten in Fichte verkleidet. Sowohl Decken als auch innere Verkleidungen werden in möglichst hohem Mass werkseitig montiert. Die Gebäudehülle wird aus hochgedämmten Holzelementen konstruiert und mit einer strukturierten Fassade aus Elementen mit einer sägerohen Schalung bekleidet. Die gesamte Bauzeit betrug 25 Monate, wobei die Baugrube und die Baumeisterarbeiten rund 10 Monate dauerten. Der Massivbau, bestehend aus Untergeschoss und Treppentürmen, wurde von Dezember 2021 bis Juli 2022 erstellt. Der Holzbau wurde in vier Etappen von West nach Ost aufgerichtet. Im Gegensatz zum konventionellen Vorgehen einer geschossweisen Aufrichtung können die Holzelemente jeweils zeitnah vor der Witterung geschützt werden. Eine Etappe dauerte ungefähr drei bis vier Wochen. Die Handwerkeraufträge konnten an regionale oder gar lokale Unternehmer vergeben werden. Somit konnte mit dem Neubau die regionale Wertschöpfungskette gestärkt werden.

Besonderheiten

Als identitätsstiftende Massnahme und zur Stärkung des gemeindeeigenen Forstbetriebs wurde die Fassadenschalung aus Fichte mit dem lokalen Werkstoff errichtet. Dabei ist zu beachten, dass es sich um ein öffentliches Bauvorhaben handelt – es gelten die Bestimmungen der Verordnung über das öffentliche Beschaffungswesen. Aus diesem Grund wurde die Beschaffung der Fassadenelemente zweistufig ausgeschrieben. Die Stufe 1 (Beschaffung, Säge- und Hobelarbeiten sowie die Weiterverarbeitung zu Halbfabrikaten) konnte aufgrund des geringen Beschaffungswerts als Lieferauftrag direkt an die Forstbetriebe Teufen vergeben werden. Die Stufe 2 (Behandlung, Elementbau und Montage) war Teil des regulären Holzbauauftrags. Das Vorgehen wurde juristisch geprüft. Die Bäume aus dem Teufner Waldgebiet wurden im Februar 2022 gefällt.

Das Projekt von Raumfindung Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

192110926