
Erweiterung Bürgerheim «Haus Selma»
,
Schweiz
Veröffentlicht am 23. Mai 2018
raumfindung architekten gmbh
Teilnahme am Swiss Arc Award 2018
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Städtebau und Architektur
Das Projekt ergänzt das bestehende Ensemble mit einem zweigeschossigen Erweiterungsbau. Die Hierarchie im Ensemble bleibt trotz stattlicher Gebäudeausdehnung des Erweiterungsbaus gewahrt. Die Typologie des in die Parzellentiefe greifenden Zweckbaus kombiniert mit geringer Gebäudehöhe, ist im Wohnquartier in Arbon bereits bekannt. Die strukturierte Holzfassade verleiht dem Gebäude die gewünschte Feingliedrigkeit und die sanften Knicke in den Längsfassaden brechen optisch die Wirkung der stattlichen Gesamtlänge des Erweiterungsbaus. Die zweigeschossige Fassadengliederung begünstigt einen ruhigen Gesamteindruck und der auskragende Dachabschluss referenziert im Duktus mit der bestehenden Gebäudesubstanz.
Der neue Erweiterungsbau ordnet sich als filigraner Holzbau der bestehenden Villa Quisisana (denkmalgeschützte Fabrikantenvilla aus dem Jahr 1874) unter. Die 25 Pflegeplätze werden als Gesamtgruppe angeboten. Im Obergeschoss des Neubaus befinden sich 16 Zimmer und im Erdgeschoss die verbleibenden neun Zimmer. Die gemeinschaftlichen Bereiche mit hoher Betriebsfrequenz sind allesamt erdgeschossig mit gutem Bezug zum Park situiert. Durch diese Nutzungsverteilung wird der erdgeschossige Gebäudeabdruck minimiert und die Bewohner profitieren von einem grosszügigen gedeckten Aussenbereich mit direktem Zugang zum Park. Dieser witterungsgeschützte Übergangsraum stellt für die zukünftigen Bewohner einen zentralen Mehrwert des Projektansatzes dar.
Mit Akzeptanz und zurückhaltenden Eingriffen begegnet die Aussenraumgestaltung dem Bestand. Sie reagiert auf die gegebene Eck- und Strassensituation und lässt den Erweiterungsbau mit der Parklandschaft verschmelzen. Die grosszügige Erschliessungsfläche fliesst vom Eingangsbereich durch den Neubau hindurch und schafft eine direkte Verbindung zwischen Vorfahrt und Park. Über den gedeckten Zugang zwischen Villa und Erweiterungsbau gelangt man in den Park des Pflegeheims. Dort eröffnet sich den Bewohnern ein attraktiver überdachter Aussenraum mit Blick in den ursprünglichen Villengarten. Es entwickeln sich ein fliessender Übergang zwischen Park und Gebäudeinnerem sowie ein steter Austausch dazwischen.
Raumprogramm
Im Obergeschoss werden die Erschliessungswege zu den 16 Zimmern um drei zentrale Lichthöfe angeordnet. Das Tageslicht unterstützt die Bewohner bei der Orientierung. In dem mittig gelegenen Aufenthaltsbereich als Galerie ergeben sich interessante Sichtbezüge in den Gemeinschaftsraum des Erdgeschosses. Der Aufenthaltsbereich im Erdgeschoss wird aufgrund der Projektidee übergross ausgestaltet und ist zusätzlich mit dem gedeckten Aussenbereich schaltbar. Die gemeinschaftlichen Bereiche im Gartengeschoss profitieren von der zenitalen Beleuchtung und dem direkten Bezug zum Park.
Dank der reduzierten Zimmeranzahl im Erdgeschoss kann ein witterungsgeschützter Aussenbereich angeboten werden. Die Bewohner können sich somit auch bei Regen oder in den Zwischenjahreszeiten an der frischen Luft bewegen. Die 25 Betten des Erweiterungsbaus werden als Gesamtgruppe betreut. Die 16 Zimmer im Obergeschoss werden über ein effizientes Erschliessungssystem erreicht. Das Pflegebad im Erdgeschoss ist zentral und nahe dem Bettenlift angeordnet. Die Betriebsräume befinden sich mit kurzen Gehverbindungen direkt an den Erschliessungskernen. Das Stationszimmer direkt beim Eingang dient als Empfang und bietet einen direkten Sichtbezug zum Aufenthaltsbereich. Die Warenanlieferung erfolgt im Nordosten. Die Rampe von der Villa zum Erweiterungsbau weist ein Gefälle von vier Prozent auf. Der Bettenlift wird allseitig gut erreichbar neben dem Haupteingang beim räumlichen Gelenk zwischen der Villa und dem Erweiterungsbau positioniert.
Konstruktion
Die Gebäudestruktur basiert auf einer wirtschaftlichen Konstruktion mit Betondecken und tragenden Beton- / Backsteinwänden. Die horizontale Aussteifung (Erdbeben) wird über die mittigen Betonscheiben gewährleistet. Die Aussenwände mit tragenden Backsteinwänden und aussenliegender Mineralwolle-Dämmung konstruiert. Eine hinterlüftete Holzfassade aus präfabrizierten Holzelementen schützt und dämmt die Tragkonstruktion. Der aussenliegende Sonnenschutz verhindert eine sommerliche Überhitzung und das Kragdach schützt die hinterlüftete Holzfassade. Die konsequente Führung des Dämmperimeters und die einfache Abwicklung der Gebäudehülle tragen wesentlich zur Wirtschaftlichkeit des Projektvorschlages bei.