Umbau Scheune im Burviertel in Bad Wimpfen
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Deutschland
Veröffentlicht am 03. April 2023
Markus Schlempp Architekt
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Um die Scheune zu stabilisieren und zwei altersgerechte Wohnungen darin zu integrieren, fügten die Architekten eine Betonskulptur ein, die das Erdgeschoss zoniert und mit einer neue Zwischenebene ergänzt. Der Lift im ehemaligen Heuaufzug erchliesst zudem die zweite Wohnung im Dachgeschoss.
Ausgangslage
In Bad Wimpfen am Neckar ist die größte erhaltene Kaiserpfalz nördlich der Alpen. Im Burgviertel der historischen Marktstadt, direkt gegenüber dem Steinhaus und dem Blauen Turm, dem Wahrzeichen der Stadt auf der historischen Stauferpfalz, prägt der prominente Fachwerkgiebel der Scheune das Stadtbild seit über 500 Jahren. Die einsturzgefährdete Scheune soll im Zusammenhang mit einem Förderprogramm zur Innenverdichtung samt Anbau aus dem 18. Jahrhundert saniert und zu altersgerechtem Wohnraum umgewandelt werden.
Entwurfsidee
Um die denkmalgeschützte Scheune zu stabilisieren, fügten die Architekten eine Betonskulptur ein, die die Wohnung im Erdgeschoss zoniert und gleichzeitig eine neue Zwischenebene ergänzt. In den ehemaligen Heuaufzug wurde ein Lift eingebaut, der das hohe Haus nun barrierefrei erschließt. Die zweite Wohnung im Dachgeschoss erreicht man zudem über ein eigenes Treppenhaus. Der Dachstuhl erhielt auf jeder Seite zwei markante Bandgauben. Ihre Form knüpft an das Erscheinungsbild von Lüftungsgauben historischer Scheunen an und bietet der Wohnung im Dachgeschoss Licht und einen weiten Blick ins Neckartal. Die gemeinsame Garage sowie Technikräume wurden im Sockelgeschoss untergebracht.
Projektierung
Die Fachwerkkonstruktion wurde unter denkmalpflegerischen Aspekten instandgesetzt und mit einer Holzweichfaserplatte als Innendämmung ausgekleidet. Die Innenwände sind mit naturbelassenem Kalkdeckputz auf Lehmgrundputz verputzt, der Bodenbelag ist ein dunkel eingefärbten, mineralischen fugenlosen Bodenbelag. Deutlich setzt sich der grob geschalte, rot eingefärbte Beton von der historischen Bausubstanz ab und schafft doch eine starke Verwandtschaft zu den groben historischen Eichenbalken. Die Fassade wurde mit großen und präzise gesetzten Öffnungen versehen, die an den ursprünglichen Charakter des ehemaligen Ökonomiegebäudes anknüpfen und zugleich für Licht und Ausblick im Inneren sorgen. Große Holzschiebeläden wie Scheunentore, mit drehbaren Lamellen filtern und schützen vor zu viel Einblick. Das Holz des Fachwerks ist wie eh und je unbehandelt, die weitestgehend erhaltenen historischen Ausfachungen aus Stakholz, Flechtwerk und Lehmbewurf sind im historischen Sinn mit einem naturbelassenen Kalkputz versehen. Der mit Biberschwanz-Ziegeln gedeckte Dachstuhl erhielt neue Bandgauben.
Realisierung
Eine besondere Herausforderung stellte das Untergeschoss dar, welches grösstenteils nach der denkmalgerechten Instandsetzung des Fachwerks und des Dachstuhls unter der bestehenden Konstruktion ausgehoben und auf festen Grund unterfangen wurde. Dies wurde unteranderem deshalb gewünscht, um die örtliche Stellplatzverordnung einzuhalten und zwei PKW-Stellplätze zu realisieren.