Wohnhaus Klopstock
,
Schweiz
Veröffentlicht am 26. März 2025
Michael Meier und Marius Hug Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Ein mächtiger Baumbestand prägt die Klopstockwiese, eine Anhöhe in Zürich Enge, auf der das Schloss Sihlberg steht. Westlich der Wiese fliesst die Sihl vorbei, und östlich wachsen haushohe Eschen entlang der Klopstockstrasse. Hier entsteht dank eines 2018 gewonnenen Studienauftrags ein 2024 bezugsbereiter Neubau mit 25 Wohnungen und einem Restaurant.
Hundert Jahre zuvor sind am selben Ort einfache Gewerbebauten für ein Baugeschäft errichtet worden, die 2016 zonenfremd wurden. Nun werden diese durch ein Wohnhaus ersetzt, welches komplexen Baulinien folgt und dessen Typologie sich an seiner Umgebung orientiert. Zwei Eingangshallen verbinden die Quartierstrasse mit dem Hof und führen zu den Treppenhäusern. Im Erdgeschoss schafft ein Niveausprung innerhalb der Wohnungen ein Hochparterre mit Wohnraum zum Park und einem überhohen Essraum zum privaten Gartenhof. In den als Dreispänner organisierten Regelgeschossen faltet sich jeweils eine polygonale Loggia zu den Eschen entlang der Strasse auf. Raumhohe Fenster bringen eine Aussicht ins ‹Grüne› in den Tagesbereich der Wohnungen. Mittig liegen Bäder, Lifte und Entrées als kleinteiliges Rückgrat des Gebäudes. Hofseitig finden sich weitere Zimmer, welche aufgrund des Strassenlärms zusätzlich über eine Loggia belüftet werden können. Diese schaffen spannende räumliche Bezüge innerhalb der Wohnung und verstärken den Kontrast zwischen der urbanen Hofseite und der privilegierten Parkseite.
Welche Rolle hatten Standort und Bestand auf den Entwurf?
Das Grundstück befindet sich im Quartier Enge, welches durch Moränenhügel, strassenbegleitende Zeilenbauten und Blockrandfragmente geprägt ist. Charakteristisch für die Parzelle ist der Bezug zur Klopstockwiese im Westen. Der neue Baukörper gliedert sich selbstverständlich in die umliegenden Bauten ein. Städtebaulich wird die Situation verbessert, indem der Strassenraum an der Klopstockstrasse klarer gefasst und an die bestehende Brandwand angeschlossen wird. Dadurch wird auch ein schmaler, geschützter Hofraum freigespielt. Mit zwei unterschiedlichen Gesichtern zeigt sich das Haus zu den kontrastreichen Stadträumen. Die offene, verglaste Parkfassade spiegelt das Grün des prächtigen Baumbestands der Klopstockwiese. Die Hoffassade schirmt sich mit ihrer verputzten Einsteinmauerwerksschicht von der Lärmbelastung der urbanen Hofseite ab. In ihrer Körnung und Farbwahl orientiert sie sich am gebauten Umfeld und fügt sich nahtlos in die Umgebung ein.
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen das Projekt beeinflusst?
Die Bauherrschaft war während des gesamten Prozesses sehr offen für Vorschläge seitens des Architekten betreffend Fassaden, Treppenhäuser und Wohnungen. Die beiden Attikawohnungen (zwei Eigentumswohnungen) und das Café wurden bedeutend von der Bauherrschaft und den Café-Betreibern beeinflusst.
Haben aktuelle energetische oder konstruktive Trends das Projekt beeinflusst?
Der Neubau wurde nach dem Minergie-Standard erbaut und zertifiziert. Zudem wurde an den Minergie-ECO Ausschlusskriterien festgehalten, um einen sinnvollen, nachhaltigen Beitrag in Bezug auf die Umweltbelastung zu leisten. Mit einer maximal ausgelegten PV-Anlage auf dem Dach erzeugt das Gebäude nachhaltig Strom und die Erdsondenwärmepumpe sorgt für eine umweltfreundliche Wärmeerzeugung. Die Konstruktionsweise der Hoffassade wurde mit Einsteinmauerwerk und einem mineralischen Verputz erstellt. Um weitestgehend auf umweltbelastende Dämmstoffe verzichten zu können.
Das Projekt von Michael Meier und Marius Hug Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.