Zedernhaus

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1008 Jouxtens-Mézery,
Schweiz

Veröffentlicht am 17. April 2023
Atelier Nou SA Architecture, Urbanisme, Planification
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
08.2022

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
1
Anzahl Wohnungen
1
Grundstücksfläche
2967 m²
Geschossfläche
151 m²
Nutzfläche
130 m²
Gebäudevolumen
645 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
700'000 CHF
Parkplätze
2

Beschreibung

Ein neues Haus des Ateliers Nou etabliert spannende Bezüge zum Bestand. Der Holzbau gesellt sich zu einer weiss verputzten Villa und einer Gruppe von Mehrfamilienhäusern. Die Besonderheit: Mit seinem auskragenden Dach umtanzt der pavillonartige Bau eine hundertjährige Zeder. Statt den Garten zu dominieren, wird der Neubau mit leichten transluzenten Wänden zu einem integralen Teil davon.

Ausgangslage

Das am südlichen Ortsrand von Jouxtens-Mézery gelegene Grundstück profitiert im Norden und Westen von einem außergewöhnlich reichen Baumbestand eines ehemaligen Parks. Eine ortstypische Zeder und eine mediterrane Pinie prägen den südlichen, die in den 1960er-Jahren erbaute Villa den nördlichen Teil des Grundstücks. Das in Holzbauweise errichtete Gebäude bietet Barrierefreiheit und ruht auf Krinner-Fundamentschrauben, um die Baumwurzeln nicht zu beschädigen.

Entwurfsidee

Die Bauherren wollten ihr Anwesen im Alter nicht verlassen und ein neues Zuhause für den Lebensabend schaffen. Da das bestehende Haus nicht barrierefrei war und das Grundstück über eine grosse Restfläche verfügte, wurden drei Optionen in Betracht gezogen: Abriss und Neubau, Anbau oder ein freistehender Neubau.
Die erste Option wurde sofort verworfen, zum einen aus Gründen der Nachhaltigkeit und Kostenersparnis, zum anderen, weil ein Abriss und Neubau das Ortsbild stark beeinträchtigt hätte. Angesichts der Typologie des bestehenden Hauses bot eine Erweiterung wenig Vorteile und Qualität. Die einzige glaubwürdige Option war daher ein Neubau auf der Südseite, mit der Einschränkung, dass die hundertjährige Zeder und eine Kiefer in der Mitte des einzigen rechtlich möglichen Bauplatzes standen. Bauherr und Architekt waren sich von Anfang an einig, beide Bäume zu erhalten.

Projektierung

Die Süd- und Ostfassade führen entlang des Zugangs zur bestehenden Villa, die Westfassade öffnet sich zum Nachbargrundstück und einem dichten Wäldchen. Ein zentraler Innenhof ist entsprechend dem Lebensraum der Zeder dimensioniert. Im Querschnitt folgt das Projekt auf Stelzen dem natürlichen Gefälle des Geländes, um jegliche Erdarbeiten zu vermeiden, während das Dach unter die Krone des Baumes gleitet, um die Äste nicht zu beschädigen. Aufgrund dieser Vorgaben besteht der Grundriss aus zwei grossen Ebenen auf der Ost- und Westseite, die durch zwei Rampen verbunden sind. Auf der westlichen Ebene befinden sich die Aufenthaltsräume, auf der östlichen die Schlaf- und Badezimmer, ein Technik- und ein Abstellraum.

Besonderheiten

Angesichts der besonderen Ausgangslage wurde bereits zu einem frühen Zeitpunkt ein Zimmermann in den Entwurfsprozess einbezogen, um die konstruktive Machbarkeit und räumlichen Einschränkungen wegen der Zeder zu koordinieren. Ursprünglich war das Dach an einer Holzschale aufgehängt, die von vier Stützen getragen wurde, deren Neigung und Form den Ästen des Baumes folgten. Nach der Ablehnung durch die Behörden wurde das Dach völlig neu entworfen: Die gefundene Lösung entspricht den vorgeschriebenen Neigungen und bewässert die Zeder durch überdimensionierte Vordächer und den freien Abfluss des Regenwassers rundum. Krinner-Schrauben als Fundamente ermöglichten die Positionierung entsprechend der von einem Baumpfleger vermessenen Wurzeln und vermieden den Einsatz von für den Baum giftigem Beton.
Alle baulichen Entscheidungen wurden im Hinblick auf das Wohlbefinden der Zeder getroffen, seien es der minimale Einsatz von Erdarbeiten und Baumaschinen, seien es die aus Gewichtsgründen beidseitig direkt verschraubten lichtdurchlässigen Polykarbonatplatten, sei es die helle Farbe der naturbelassenen Eternitziegel und die Position der Sonnenkollektoren, die einer Überhitzung unter der Baumkrone vorbeugen.

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