Zwei Einfamilienhäuser

 
5075 Hornussen,
Schweiz

Veröffentlicht am 13. November 2023
Wir Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Obere Bachdellen 467, 5075 Hornussen, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
10.2023
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
1
Grundstücksfläche
371 m²
Geschossfläche
193 m²
Nutzfläche
173 m²
Gebäudevolumen
985 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
1,1 Mio. CHF
Parkplätze
6

Beschreibung

Am Südhang der Gemeinde Hornussen entstanden im Jahr 2023 zwei Einfamilienhäuser. Die beiden Häuser von Wir Architekten in markanter Betonoptik werden über einen Garagentrakt als Ensemble zusammengefasst und sind durch eine charakteristische Fassade mit Rundfenster zur Talseite geprägt.

Ausgangslage

Die niedrige Ausnutzung mit Faktor 0,35 und die rechtlichen Brandschutz- und Grenzabstände ergaben keine sinnvolle Bruttogeschossfläche für zwei Einheiten. Mit Nutzungsübertragungen und Reduktion der Grenz- und Gebäudeabstände wird der Bauperimeter auf die architektonische Verträglichkeit maximiert und verdichtet. Die Aussenwände folgen den minimalen Grenz- und Strassenabstände. Über den kreisrunden Deckenausschnitt wird das Untergeschoss natürlich belichtet und schafft Potenzial für Wohnraum, welcher gemäss der Bau- und Zonenordnung nicht als anrechenbar gilt.

Entwurfsidee

Die Körnung entlang der Strasse der Obere Bachdellen wird mit analogem Strassenabstand übernommen. Eine grosszügiger Garagenvorplatz mit diskretem Hauszugang bildet die Adresse der beiden Liegenschaften. Die Topografie der Parzelle wird mit der Abstufung der Gebäude und Geschosse aufgenommen. Der umlaufende Brüstungsgürtel verbindet die beiden Häuser und bildet eine klare Zäsur zur gewachsenen Umgebung, welche nach den Bauarbeiten wiederhergestellt wurde. Die Garageneinheit mit je drei Einstellplätzen vereint die beiden Punkthäuser und erschliesst sich mittels grosszügigen Vorplatzes zur oberen Bachdellenstrasse. Den Auftakt zum Hauszugang bildet ein Atrium mit kreisrundem Deckenausschnitt, welches das Vestibül und das Studio im Untergeschoss belichtet. Der Schattenwurf mit markanter Silhouette eröffnet das Thema der Grundform und steht als identitätsstiftendes Element. Das Studio mit Nasszelle und optionaler Teeküche kann als autonome Einheit optional erweitert werden und ergänzt das Raumprogramm im Erd- und Obergeschoss zu einem sechseinhalb Zimmer Haus. Die Treppenerschliessung mit rundem Oberlicht erfolgt zentrisch zur Hangseite wobei die oberirdischen Fassaden für Wohn- und Nebennutzräume freigespielt werden. Das Erdgeschoss gliedert sich in zwei grosszügige Raumeinheiten mit Südost und Südwest Ausrichtung für Wohnen, Essen und Kochen. Die vorgelagerten Terrassen erweitern den Wohnraum und bilden eine angemessene Distanz zur Quartierstrasse.

Projektierung

Die Konstruktion der Häuser erfolgt in Massivbauweise aus Ortbeton, welche sichtbar nach Aussen getragen wird. Der Materialentscheid wurde aufgrund der mehrheitlich erdberührten Aussenhülle gefordert. Die restlichen Wände wurden aufgrund der Erdbebensicherheit in Beton ausgeführt oder alternativ in Leichtbau und Kalksandstein erstellt. Die Gebäudehülle des Sichtbetonbaus wurde mit dem Innendämmsystem realisiert. Eine Wärmedämmung mit Dämmstärke 180 Millimeter aus XPS bildet die dampfdiffusionsdichte Ebene. Die vorgelagerte Installationszone macht die Leitungen zugänglich und erweiterbar. Nichttragende Wände und die innere Verkleidung der Gebäudehülle besteht aus zwei Lagen Gipskarton mit geglättetem Putz und mineralischen Anstrich. Die Deckenaufbauten sind auf den Stahlbeton mit Kernaktivierung und einem fugenlosen Hartbetonbelag im Verbund reduziert. Die Südfassade wurde als hinterlüftete Fassadenkonstruktion gestaltet. Die wellenförmigen Faserzementplatten mit den filigranen Dachrand- und Fensterausbildungen brechen die monolithische Erscheinung und schaffen eine Plastizität zur prominenten Talseite. Die Gebäudehülle reduziert sich auf die grauen Sichtbetonoberflächen, Sonnenschutz und Fenster in Aluminium eloxiert und die zartgrüne Wellfassade.

Realisierung

Im Sinne der Kostensteuerung und -optimierung wurden Konstruktionsschichten reduziert und kostengünstige Materialien verwendet. So wurden alle Betonoberflächen mit Schalungstyp zwei und ohne weitere Oberflächenbearbeitung erstellt. Türen, Fenster, Handlauf und Griffleisten wurden aus keilgezinkten Fensterkanteln in Sicht belassen. Alle Nutzbeläge wurden mit einem fugenlosen Hartbeton ausgeführt. Der Innenausbau zeigt sich mehrheitlich als Edelrohbau. Die Rostrückstände der Ortbetonoberflächen referenzieren sich farblich zum Kiefernholz. Die keilgezinkte Kiefer der Fenster dient als Vorlage für die Holzbauteile der Türen, Griffleisten, Sockelleisten und Handläufe. Diese setzen in den minimalistisch gehaltenen Räumen farbliche und dekorierende Akzente. Die dunkelgrünen Türblätter nehmen Bezug zur Wellfassade und Kücheninsel und wurden innerhalb derselben Farbfamilie bestimmt.

Besonderheiten

Die beiden Einfamilienhäuser werden mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe betrieben. Die Wärmeverteilung erfolgt über die Geschossdecken im System der Kernaktivierung (TABS). Die eingelegten Verbundrohre aktivieren die Masse der Geschossdecken, welche für ein natürliches und angenehmes Wohnklima sorgen und zusätzlich über die Sommermonate gekühlt werden können. Die Installationen für die Fotovoltaikanlage und E-Mobility wurden vorinstalliert. Die Aktivierung der Masse bedeutet eine träge Reaktionszeit, jedoch auch einen minimalen Energieaufwand für die Temperierung. So wurde aus den aktuellen Erfahrungswerten eine Vorlauftemperatur von 18 bis max. 22 Grad notiert, welche eine Raumtemperatur von 21 bis 25 Grad resultieren. Die Differenz von Raumtemperatur zu Heizleistung ergibt sich aus der solaren Energiegewinnung und erklären sich aufgrund der Ausrichtung und Dimensionierung der Fenster. Die Menge des CO₂ belasteten Beton rechtfertigt sich über die verdichtende Bauweise und flexible Tragstruktur, welche die Langlebigkeit des Bestands sichert und einen zukünftigen Umgang dessen verspricht. Ebenso bildet das Material Beton einen wesentlichen Bestandteil der architektonischen Erscheinung.

Das Projekt von Wir Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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