Open House Zürich – Architektur zum Reingehen

 

Veröffentlicht am 11. August 2025 von
Nina Farhumand

Schauen, staunen, eintreten: Am 27. und 28. September 2025 feiert Open House Zürich seine zehnte Ausgabe – und öffnet Türen, die sonst verschlossen bleiben. Über 100 Bauten, vom historischen Klassiker bis zum visionären Neubau, präsentieren sich an diesem Jubiläumswochenende und zeigen die Architektur der Stadt aus neuen Perspektiven.

Seit 2015 bereichert das Festival den Zürcher Kulturkalender. Von 10 bis 18 Uhr öffnen ausgewählte Bauten ihre Türen und geben Einblicke in Architektur, Nutzung und Geschichte. Ergänzt wird das Programm durch Führungen, Kurzvorträge, Velotouren und weitere Angebote, die den Austausch mit Architekt*innen, Planenden und Architekturbegeisterten fördern.

Der Eintritt ist frei. Wer Stadtentwicklung und Baukultur hautnah erleben möchte, sollte sich dieses Jubiläumswochenende nicht entgehen lassen. Das vollständige Programm ist auf Open House zu finden.

Die Redaktion hat fünf Highlights ausgewählt, die einen Vorgeschmack auf die Vielfalt des Programms geben – vom innovativen Bildungsbau über experimentelle Wohnformen bis zu markanten städtischen Akzenten.

Schulkomplex Guggach

Neubau 2024, Architektur: Weyell Zipse Architekten
| Fotos: Daisuke Hirabayashi

Weyell Zipse verwandeln die Schule Guggach in eine offene Lernlandschaft mit klarer sozialer Wirkung. Zentrum der Anlage ist ein überdachtes Atrium. Die grossflächige Glasfassade macht den Innenhof zum halböffentlichen Aussenraum, der sich mit wenigen Handgriffen an Wetter und Nutzung anpasst. Die Doppelturnhalle liegt versenkt, darüber spannt sich eine leichte Konstruktion mit vorgefertigten Elementen. Statt klassischer Korridore verbinden Cluster, Loggien und Laubengänge die zwölf Klassenzimmer. Materialien wie Parkett, Akustikstein und farbige Holzeinbauten kontrastieren mit rohem Beton. Das Schulhaus ist kein starres Raster, sondern ein durchlässiges System, das auf Bewegung, Austausch und gemeinschaftliches Lernen setzt – ein Architekturbeitrag mit pädagogischem Anspruch und atmosphärischer Qualität.

Musikpavillon Sihlhölzli

Instandsetzung 2024, Architektur: Camponovo Baumgartner
| Fotos: Sven Högger

Wie lässt sich ein Betonschalenbau von 1932 in die Gegenwart holen? Der Musikpavillon Sihlhölzli in Zürich, entworfen von Hermann Herter und Robert Maillart, zeigt es. Camponovo Baumgartner Architekten haben das Denkmal instand gesetzt und mit dem Sportamt Zürich zur Calisthenics-Anlage mit Garderoben umgebaut. Ein feuerrotes Podest aus Holz und Stahl ragt wie eine Zunge in die offene Muschel. Gittern, Kupferdach, Oregonholz und scharrierter Beton rahmen die neue Nutzung. Im Untergeschoss öffnen sich Kabinen und Sanitärbereiche in Formen und Farben, die den historischen Bestand aufnehmen. So trifft präzise Restaurierung auf neue Funktion – und ein lange Zeit ungenutzter Bau findet zu einer zweiten Zukunft.

Wohnsiedlung Frohalp

Ersatzneubau 2024, Architektur: Zimmermann Sutter Architekten
| Fotos: Roger Frei

Drei sanft geschwungene Zeilen fassen eine Abfolge von Höfen, verbunden durch eine barrierefreie «Promenade Jardin». Zimmermann Sutter Architekten haben für die Gemeinnützige Baugenossenschaft Heimelig eine neue Wohnsiedlung entwickelt, die hohe Dichte mit grosszügigen, durchlässigen Aussenräumen verbindet. Einschnitte gliedern die Baukörper, nehmen die Körnung der Nachbarschaft auf und schaffen Übergänge zwischen Strasse und Garten. Grosszügige, gedeckte Aufenthaltsbereiche verknüpfen je zwei Treppenhäuser, Waschküchen und geschwungene Sitzbänke zu Orten des Austauschs. Die Wohnungen orientieren sich zu zwei Seiten, Loggien und Balkone bilden verbindende Schwellen. Sandgestrahlter Sichtbeton, vertikale Holzverschalung und horizontale Metallprofile fassen das Ensemble in eine präzise Struktur.

Büro- und Gewerbehaus Binzstrasse

Neubau 2023, Architektur: EM2N | Mathias Müller | Daniel Niggli Architekten
| Fotos: Kuster Frey

Mit dem Büro- und Gewerbehaus an der Binzstrasse zeigen EM2N | Mathias Müller | Daniel Niggli Architekten, wie Architektur aus dem Ort, dem Programm und den Möglichkeiten des Bauens entsteht. Der gestaffelte Baukörper nutzt die zulässige Baumasse bis an den Rand und formt daraus räumliche Qualität. Terrassen, Aussentreppen, Öffnungen und Bepflanzung greifen ineinander, schaffen Bewegung und Differenz. Der Bau steht frei, wirkt plastisch, macht sich sichtbar – nicht als Objekt, sondern als Teil des Quartiers. Im Inneren verbinden grosszügige Räume, vertikale Bezüge und durchlässige Zonen das Haus zu einem offenen Gefüge. Das Erdgeschoss bleibt öffentlich, Arbeitsräume fördern Austausch. Das Erdgeschoss bleibt öffentlich, Arbeitsräume fördern Austausch. Architekt*innen entwerfen ein robustes Bauwerk, das die Stadt nicht dekoriert, sondern mitgestaltet.

Haus mit Auge

Anbau 2023, Architektur: Studio Anna Jach
| Fotos: Alexandre Kapellos

Ein bestehendes Doppelhaus Haus im Auge in Zürich-Witikon, gebaut im Jahr 1927, wurde von Studio Anna Jach um einen nachhaltigen Holzanbau erweitert, der sowohl funktional als auch ästhetisch beeindruckt. Mit 55 Quadratmetern bietet der Anbau zusätzlichen Platz für eine vierköpfige Familie. Sie umfasst einen grosszügig gestalteten Eingangsbereich, ein neu eingerichtetes Gästebad, eine zweigeschossige Bibliothek mit einer integrierten Schaukel, einen Yoga- und Meditationsraum zur Entspannung, ein kinderfreundliches Zimmer und eine Dachterrasse. Von Anfang an lag der Fokus auf Nachhaltigkeit: Lokales Holz und Zellulosedämmung reduzieren den CO2-Fussabdruck, während kurze Transportwege durch die Wahl regionaler Materialien gewährleistet wurden. Sogar der Erdaushub wurde sinnvoll wiederverwendet und in eine Stampflehm-Sitzbank im Garten verwandelt. Für die Energieversorgung sorgen Sonnenkollektoren auf dem Dach und ein Wärmepumpenboiler, während eine besonders starke Dämmung von 40 Zentimetern die Heizkosten um 50 Prozent senkt. Der Holzanbau zeigt eindrucksvoll, wie moderne Architektur verantwortungsvoll und ressourcenschonend realisiert werden kann.

Open House Zürich 2025

Architektur für alle

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Viel Spass beim Entdecken der Stadt Zürich!

Datum: 27.–28. September 2025

Zeiten: Sa / So 10–18 Uhr

Weitere Informationen unter: openhouse-zuerich.org

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