Interview: Biobasierter Fassadenschutz

Malte Schnürle ist Geschäftsführer und Präsident des Verwaltungsrates der PSS Interservice AG.

Malte Schnürle ist Geschäftsführer und Präsident des Verwaltungsrates der PSS Interservice AG.

Malte Schnürle ist Geschäftsführer und Präsident des Verwaltungsrates der PSS Interservice AG.

Graffitis als Street-Art oder als Ausdruck von Meinungen oder Zugehörigkeiten sind in öffentlichen Räumen omnipräsent. An Hauswänden, in Unterführungen oder gar historischen Gebäuden sind sie aber meist unerwünscht und illegal. Eigentümer oder Betreiber sollten deshalb bereits während der Planungsphase über einen wirksamen Schutz vor Graffitis und Verschmutzungen nachdenken. Welche Möglichkeiten es hier gibt und wie ein Graffiti-Schutzsystem trotzdem für eine Kunstaktion genutzt werden konnte, erklärt uns Malte Schnürle von der PSS Interservice AG.

Das Unternehmen PSS Interservice AG bietet schon seit langem Oberflächen-Schutzsysteme für Bauwerke an. Wie hat alles angefangen?

1991 wurde die PSS Schweiz und ein Jahr später die PSS Deutschland gegründet. Am Anfang stand das einzigartige und patentierte Produktsystem PSS 20 und die Idee, national und international anspruchsvolle historische Bauten und aktuelle Architekturprojekte damit auszustatten. Im Laufe unserer Firmengeschichte haben wir unser Portfolio konsequent ausgebaut – immer mit dem Fokus auf den Schutz, die Kolorierung und Optimierung mineralischer Oberflächen am Bau. Heute arbeiten wir schweiz- und deutschlandweit von unserem jeweiligen Hauptsitz in Geroldswil beziehungsweise Berlin aus mit Stützpunkten in den Vertriebsregionen.

Können Sie den Leser*innen einen Überblick über die verschiedenen Imprägnierungen für mineralische Untergründe geben?

Imprägnierung ist nicht gleich Imprägnierung. Für die unterschiedliche Beschaffenheit von Untergründen und verschiedene Anforderungen bieten wir differenzierte Produktlösungen an – angefangen von Hydrophobierungen und Tiefenhydrophobierungen über Imprägnierungen bis hin zu oleo- und hydrophoben Hochleistungs-Imprägnierungen. Ergänzt wird unser Portfolio durch spezielle Beschichtungen wie zum Beispiel Faceal Beton Ciré für Betonböden.

In letzter Zeit scheint der Fokus stark auf den biobasierten Systemen zu liegen. Welche Vorteile bieten diese Applikationen?

Die neuen biobasierten Oberflächenschutzsysteme sind bei uns mit dem Zusatz Plant B gekennzeichnet. Diese stellen eine umweltverträgliche Alternative zu herkömmlichen Oberflächenschutzsystemen auf Basis umweltschädlicher fossiler Ressourcen dar. Mit Faceal Oleo Plant B haben wir die erste lösungsmittelfreie Hochleistungs-Imprägnierung in den Markt eingeführt, die auf Basis von mehr als 50 Prozent nachwachsenden Rohstoffen und Pflanzenextrakten wie Weizen, Mais, Rüben und Baumharz hergestellt ist. Faceal Oleo Plant B ist ausserdem öl- und wasserabweisend sowie sehr abriebbeständig.

Werden durch die biobasierten Systeme die konventionellen Mittel verdrängt werden?

Unser Portfolio umfasst nun zwei Hochleistungs-Imprägnierungen: Den multifunktionalen Schutz auf Basis von Acrylpolymeren und mit Plant B jetzt neu eine Imprägnierung auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen. Architekt*innen und Bauherrschaften können jetzt auswählen. Die biobasierten Oberflächenschutzsysteme übertreffen sogar in manchen Eigenschaften die konventionellen Produkte und sind grundsätzlich zu gleichen Preisen realisierbar. Wir gehen davon aus, dass es mittelfristig beide Systeme auf dem Markt geben wird.

Moderne Bauten aus Sichtbeton werden von der PSS Interservice auch in effektvollen Faceal Colour Metallic Betonlasuren koloriert. Foto | sas specific architectural solutions

Moderne Bauten aus Sichtbeton werden von der PSS Interservice auch in effektvollen Faceal Colour Metallic Betonlasuren koloriert. Foto | sas specific architectural solutions

Moderne Bauten aus Sichtbeton werden von der PSS Interservice auch in effektvollen Faceal Colour Metallic Betonlasuren koloriert. Foto | sas specific architectural solutions

Darüber hinaus bietet Ihr Portfolio biobasierte Oberflächenschutzsysteme, die reversibel sind und bewusst wieder entfernt werden können. Besteht hier nicht die Gefahr der Auswaschung durch Regen und Witterungseinflüsse?

Sie sprechen von PSS 20, welches wir seit 1991 anbieten. PSS 20 war damals sozusagen seiner Zeit voraus. Es ist auf der Basis von Polysacchariden (Stärke / Zellulose), sprich nachwachsenden Rohstoffen, konzipiert. Somit ist es ein hundert Prozent biobasierter Oberflächenschutz und passt hervorragend in die heutige Zeit. PSS 20 ist ein hauchdünner, reversibler Schutzfilm. Das sogenannte Opferschichtsystem legt sich schützend und nicht sichtbar auf die Oberfläche. Gelöst wird es mit heissem Wasser und wird somit von Regen nicht abgewaschen. Bei 60° C quillt es hingegen an und kann mit sanftem Druck rückstandslos entfernt werden.

PSS bietet auch weitere Services wie Betonkosmetik oder die Kolorierung von Betonoberflächen an – ist auch für solche Oberflächen eine zusätzliche Imprägnierung sinnvoll?

Unsere PSS Betonkosmetik-Spezialisten korrigieren Fehl- und Schadstellen an Sichtbeton. Es werden Mängel wie Abplatzungen, Kiesnester, Schalungsanker und Wasserläufer neu strukturiert, profiliert, retuschiert oder koloriert. Dies kann auch nur partiell erfolgen. Die bearbeiteten Stellen zeigen in der Regel eine differenzierte Oberflächenbeschaffenheit. Daher empfehlen wir eine zusätzliche oleo- und hydrophobe Imprägnierung aus unserem Faceal Programm. Dadurch wird eine homogene Oberflächengüte erzielt, die gegen Umwelteinflüsse und Verunreinigungen resistent und leicht zu reinigen ist. Bei einer Kolorierung mit Faceal Colour ist eine zusätzliche Imprägnierung nicht mehr notwendig, da unsere Betonlasur bereits über eine oleo- und hydrophobe Schutzwirkung verfügt.

Eingangs hatten wir die Kunstaktion im letzten Sommer angetönt. Was hat es mit der «blauen Burg» auf sich?

Die Burgruine in Bad Lippspringe wurde zum autonomen Kunstwerk des Kulturfonds Bad Lippspringe e. V. und dem Künstler HA Schult im Rahmen des Zukunftsprojektes Aqua Viva. Mit der unmittelbaren Lage an der Quelle der Lippe wurde die Burg damit zum idealen Ort, um auf das zentrale Thema Wasser hinzuweisen. Daher der intensive Farbton Ultramarinblau. Erreicht wurde das Ganze mit dem zweckentfremdeten Ober-flächenschutz PSS 20. Es war eine grosse Kunst, das transparente Oberflächenschutzsystem so einzufärben, dass zum einen eine intensive Farbgebung und zum anderen die Funktionalität des Opferschichtsystems erhalten blieb. Dies gelang mit lebensmittelechten Pigmenten. So wurde die Burg mit dem eingefärbten Opferschichtsystem überzogen und nach Ende der Kunstaktion die Farbe wieder restlos entfernt.

Die Burg Bad Lippspringe wurde im Rahmen einer Kunstaktion für circa sieben Wochen mit dem dafür speziell blau pigmentierten und reversiblen PSS 20 Oberflächenschutz versehen. Foto | sas specific architectural solutions

Die Burg Bad Lippspringe wurde im Rahmen einer Kunstaktion für circa sieben Wochen mit dem dafür speziell blau pigmentierten und reversiblen PSS 20 Oberflächenschutz versehen. Foto | sas specific architectural solutions

Die Burg Bad Lippspringe wurde im Rahmen einer Kunstaktion für circa sieben Wochen mit dem dafür speziell blau pigmentierten und reversiblen PSS 20 Oberflächenschutz versehen. Foto | sas specific architectural solutions

Ein Blick in die Zukunft. In welche Richtung wird sich der Schutz von Bauteiloberflächen Ihrer Meinung nach bewegen?

So wie es unser Slogan bei der Einführung des nachhaltigen Oberflächenschutzsystems Plant B beschreibt: «Die Zukunft beginnt jetzt». Wir erwarten, dass das Thema Nachhaltigkeit auch am Bau weiterhin an Bedeutung gewinnen wird. Wir werden alles daransetzen, weitere biobasierte Produkte zu entwickeln und in den Markt einzuführen. Das Ganze soll in unser Gesamtkonzept eingebettet werden, was bedeutet, dass wir alles aus einer Hand anbieten können – Technologie, Realisation, Unterhalt.

Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit PSS.

192191194