Interview: Schutz und Kolorierung am Bau optimieren

Malte Schnürle ist Geschäftsführer und Delegierter des Verwaltungsrates der PSS Interservice AG.
Die PSS Interservice Gruppe ist spezialisiert auf den Schutz, die Kolorierung und die Optimierung von mineralischen Oberflächen. Das Augenmerk liegt auf dem Erhalt der charakteristischen Optik und Haptik von Beton und Naturstein.
Die Produkte bieten vielseitige Vorzüge: von neuen farbigen Gestaltungsmöglichkeiten über optische Verbesserungen vom Bestand bis hin zu Graffitischutz.
Herr Schnürle, wann ist es angeraten, Betonbauteile mit einer schützenden Applikation zu versehen und wann ist der ideale Zeitpunkt im Bauprozess diese aufzutragen?
Beton ist ein mineralischer Werkstoff mit einer offenporigen und saugfähigen Oberflächenstruktur. Daher ist der ideale Zeitpunkt bereits nach dem Ausschalen. Wir empfehlen dazu unseren «PSS 20»-Bauphasenschutz. Dieser reversible Oberflächenschutz wird von unseren Fachleuten am Bau abschnittsweise appliziert. Damit sind die Oberflächen sofort gegen Betonmilch, Rostfahnen und sonstige Verschmutzungen geschützt. Andere Gefahren sind Graffiti oder auch Markierungen und Kennzeichnungen, beispielsweise durch Stifte. Bei der Fertigstellung des Bauwerks wird die Schutzschicht mitsamt seinen Verschmutzungen schonend entfernt und der Neubau kann sauber übergeben werden. Ab diesem Zeitpunkt empfehlen wir – wie für jeden anderen Bestandsbau – einen dauerhaften Schutz für einen sauberen Sichtbeton.

Fassaden historischer Bauten wie die des Burgerspitals in Bern werden mit dem reversiblen Graffiti- und Schmutzschutz «PSS 20» geschützt.
Wie lassen sich Fassaden schützen, ohne das Erscheinungsbild des Gebäudes zu beeinträchtigen?
Das ist insbesondere abhängig von den Eigenschaften der eingesetzten Produktsysteme. Hier ist für uns oberste Prämisse, dass der Oberflächenschutz das optische Erscheinungsbild des Untergrundes nicht verändert. Dazu setzen wir die Technologien unserer Eigenmarken «PSS 20» und «faceal» ein. Ersteres ist ein semipermanentes Graffiti- und Schmutzschutzsystem, das rückstandslos entfernt werden kann. Die «faceal»-Imprägnierungen wiederum verbinden sich mit dem mineralischen Untergrund und zeichnen sich durch eine dauerhafte oleo- und hydrophobe Schutzwirkung aus. Beide Systeme sind nicht sichtbar und verändern die Fähigkeit des Betons Wasserdampf diffundieren zu lassen nicht.
Inwieweit belasten die Produkte die Umwelt?
Bereits seit der Gründung der PSS im Jahr 1991, haben wir «PSS 20» in unserem Produktsortiment. Das ist ein Graffitischutz, der in seinem ganzen Lebenszyklus umweltfreundlich ist. Er besteht aus pflanzlichen Komponenten. Auch für die Entfernung sind keine Chemikalien nötig. Ausserdem ist dieser Schutz auch vollständig reversibel.
Haben Sie ein konkretes Beispiel, wo dieses Produkt verwendet wurde?
Beim Brandenburger Tor in Berlin beispielsweise kam das «PSS 20» zum Einsatz. Dieses geschichtsträchtige Gebäude wird regelmässig mit Graffiti verschmiert. Seit bereits dreissig Jahren tragen wir an den exponierten Stellen jährlich den Schutz auf. Er hilft nicht nur gegen Farbe, sondern auch gegen andere Verschmutzungen. Da das Produkt nur pflanzliche Komponente beinhaltet, werden die porösen Sandsteine nicht chemisch angegriffen.

Die Sichtbetonwände im EWZ-Unterwerk, Zürich-Oerlikon sind bei Erhalt der typischen Schaltafelstruktur mit «faceal Colour» in einem dezenten, grünen Farbton behandelt.
Welche Faktoren sind bei der Wahl einer Sichtbeton-Kolorierung entscheidend?
Das sind in erster Linie das Aussehen und die Oberflächeneigenschaften und auf lange Sicht der oleo- und hydrophobe Oberflächenschutz. Aufgabe einer Sichtbetonkolorierung ist nach unserem Verständnis die charakteristische Optik und Haptik des Betons zu erhalten. So wünschen es auch die meisten unserer Kunden. In den häufigsten Fällen arbeiten wir lasierend und nicht deckend. Dadurch bleibt die Lebhaftigkeit des Untergrundes erhalten. Mit unserer «faceal Colour»-Technologie können wir mit dem Deckungsgrad spielen.

Die «faceal»-Hochleistungs-Imprägnierungen sorgen gerade auch bei verschachtelten Flächen durch den oleo- und hydrophoben Oberflächenschutz für eine dauerhaft saubere Sägezahnfassade aus Weissbeton.
Geht es um grauen Sichtbeton, haben die meisten Architekt*innen sicher eine Vorstellung, wie diese wirken. Aber wie gut kann man sich in der Planung einen farbig lasierten Beton vorstellen?
Die richtige Farbtonauswahl ist ein entscheidendes Kriterium für das Gelingen eines Projektes. Steht der Farbton noch nicht genau fest, bieten wir Hilfe für einen mehrstufigen Entscheidungsfindungsprozess: Mit unserem «faceal Colour»-Farbfächer können Architekten eine erste Vorauswahl treffen. Wir haben 100 Standardfarbtöne im Angebot; bieten aber alle Farben nach RAL und NCS.
Ist die Richtung vorgegeben, vermitteln unsere Echtmuster eine konkrete Idee. Da unsere Betonlasur mit der individuellen Farbgebung des Betonuntergrunds zusammenspielt und erst dort im Auge des Betrachters der Farbton entsteht, legen wir grossen Wert darauf, auf dem jeweiligen Sichtbeton ebenfalls Muster anzulegen.
Den Prozess der Farbtonbestimmung begleiten zudem unsere PSS-Fachberater. Darüber hinaus stellen wir für Architekten und Planer Fachhefte mit umfangreichen Informationen über unsere verschiedenen Produkte bereit. In ihnen wird unter anderem erläutert, wie unsere Fachberater mittels der «faceal»-Farbmetrik ein charakteristisches Betongrau für ein homogenes Oberflächenbild des Sichtbetons ermitteln.
Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit der PSS Interservice AG.