Interview: Wärmepumpen können heizen, kühlen und lüften
Wärmepumpen können heizen, kühlen und lüften

Peter Waldburger ist bei Stiebel Eltron Schweiz Leiter Finanzen/Logistik/IT und Leiter Technischer Verkaufs-Support.
Peter Waldburger ist in der Geschäftsleitung von Stiebel Eltron Schweiz. Das Familienunternehmen ist spezialisiert auf energieffiziente Lösungen in den Bereichen Warmwasser, Wärme, Lüftung und Kühlung.
Wie entwickelt sich das Raumklima in der Schweiz? Kühlen und heizen wir mehr als vor zwanzig oder dreissig Jahren? Wie wirkt sich das auf die Energiekonzepte von Gebäuden aus?
Das Raumklima soll sich natürlich nicht verändern. Es soll behaglich sein und die Luft frisch. Um das optimale Raumklima halten zu können, wird man in der Zukunft sicher mehr kühlen müssen. Wir werden zudem mehr Energie für die Warmwasserbereitung verwenden, da die Ansprüche diesbezüglich steigen. Im Gegenzug werden wir immer weniger Energie für die Raumtemperatur benötigen, weil die Dämmstoffe besser geworden sind. Im Sommer wird das Thema Beschattung an Bedeutung gewinnen, wie bei moderner Architektur mit viel Glasflächen. Ohne Beschattung müsste überproportional viel Energie für eine aktive Kühlung aufgewendet werden. Die Wärmepumpe ist das einzige Heizungssystem, das über ein Umkehrprinzip auch kühlen kann. Die Anlagen dienen an kalten Tagen als normale Heizung. Im Sommer können die Räume über die Wärmepumpenanlage gekühlt werden, indem kühles Wasser durch die Fussbodenheizung geleitet wird.

Ob Neubau- oder Altbau: Die Investition in eine Wärmepumpe lohnt sich wegen der geringen Betriebskosten. Energietechnisch entscheidend ist jedoch die Dämmung des Objekts. Egal ob es ums Heizen oder Kühlen geht.
Sonne, Erdwärme, Wärmepumpen, Fernwärme: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Energie zu beziehen. Wie werden diese Energiequellen gut kombiniert? Welche Kombinationen eignen sich für Kleinbauten wie Einfamilienhäuser? Welche für grössere Gebäude, wie beispielsweise eine Schule mit einer Bruttogeschossfläche von über 5000 Quadratmetern?
Die Zusammenstellung des Energie-Mix richtet sich hauptsächlich am Objekt, dessen Nutzung, an der Region und am Budget aus. In Kleinbauten wird allein schon mit der Kombination einer Photovoltaik-Anlage mit einer Wärmepumpe viel erreicht. Bei grösseren Anlagen wiederum kommt der Rückgewinnung der Abwärme eine viel grössere Bedeutung zu. Schulanlagen haben einen sehr hohen Warmwasserbedarf. Hier bringt die Warmwasseraufbereitung in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage einen grossen Nutzen.
Für welche Gebäudetypen können Wärmepumpen eigesetzt werden? Wann lohnen sie sich?
Grundsätzlich können Wärmepumpen in jedem Gebäudetyp eingesetzt werden. Hinsichtlich CO2-Einsparung lohnen sie sich vom Moment der Inbetriebnahme. Je nach Energie-Mix variiert die Wirtschaftlichkeitsrechnung stark. Grundsätzlich gilt, dass bei einer Wärmepumpe die Investitionen gegenüber einer Öl- oder Gas-Heizung etwas höher liegen, die Betriebskosten sind dafür aber bedeutend tiefer. Der Vergleich von Investitions- und Betriebskosten zwischen fossilen und erneuerbaren Energien wird zunehmend obsolet, da für Neuanlagen fossile Wärmeerzeuger kaum mitevaluiert werden.

Wärmepumpen arbeiten mit erneuerbarer Energie aus der Luft, dem Erdreich oder aus dem Grundwasser. Die Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage erhöht den Anteil an erneuerbarer Energie.
Welche Typen von Wärmepumpen gibt es? Wie müssen sie gewartet werden?
Es gibt Luft/Wasser-, Sole/Wasser- und Wasser/Wasser-Wärmepumpen. Mit der Produkt- reihe «WPE-I H Premium» führt Stiebel Eltron auch Erdsonde-Wärmepumpen in grossen Grössen mit Inverterregelung. Luft/Wasser-Wärmepumpen schöpfen die erneuerbare Energie aus der Luft, Sole/Wasser-Wärmepumpen aus dem Erdreich und Wasser/Wasser-Wärmepumpen, die technisch gleich sind wie Sole/Wasser-Wärmepumpen, aus dem Grundwasser. Eine Wartung wird alle zwei Jahre empfohlen. Bei Luft/Wasser-Wärmepumpen, welche von sehr grossen Luftmengen durchströmt werden, ist eine regelmässige Reinigung der Luftführung sinnvoll. Bei Soleanlagen darf die Quellentemperatur nicht zu stark absinken, damit die Anlage nicht vereist. Für Einfamilienhaus-Neubauten ist ein kompaktes Lüftungsintegralsystem wie das Modell «LWZ 8 CSE Premium» geeignet. Es vereint vier Funktionen in einem Gerät: Lüften, Heizen, Warmwasseraufbereitung und Kühlen.

Die Wärmepumpe ist das einzige Heizsystem, das auch kühlen kann. Voraussetzung ist eine Fussbodenheizung, durch die die Pumpe kaltes Wasser leitet: Ein effizientes und geräuschloses Kühlsystem ohne Zugluft.
Wieso sollten bei Mietobjekten und bei Einfamilienhäusern bei Sanierungen Wärmpumpen verwendet werden? Sind sie energiesparender als Fernwärmelösungen?
Wenn immer möglich, sollte man bei einer Sanierung auf eine Wärmepumpe umsteigen. Wärmepumpen arbeiten mit erneuerbarer Energie, idealerweise in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage. Energie wird aber nicht mit der Wahl des Wärmeerzeugers, wie einer Wärmepumpe oder mit Fernwärme gespart, sondern in erster Linie mit einer guten Wärmedämmung des Gebäudes. Je besser ein Gebäude gedämmt ist, desto weniger Energie wird verbraucht. Das ist gut für die Umwelt. Um jedoch die Bildung von Schimmelpilz und Gebäudeschäden durch zu feuchte Luft zu verhindern, sollten die Wohnräume gut gelüftet werden – am besten durch eine kontrollierte Wohnungslüftung, zum Beispiel mit den Geräten «LWE 40» oder «LWZ 8 CSE Premium» von Stiebel Eltron.

Lüftungsintegralsysteme wie das Gerät «LWZ 8 CSE Premium» sind eine kompakte 4-in-1-Lösung mit den Funktionen Lüften, Heizen, Warmwasserbereiten und Kühlen. Bis zu 90 Prozent der Wärmeenergie werden aus der Abluft zurückgewonnen.

Lüftungsintegralsysteme eignen sich besonders für moderne Häuser, die so abgedichtet sind, dass kaum Energie verloren geht. Sie beugen Schimmelpilzbildung und Gebäudeschäden durch zu hohe Luftfeuchtigkeit vor.
Abgesehen von der Ökobilanz: Wie rechnen sich die Kosten für eine Wärmepumpe? Und in welcher Form rentiert sie am meisten?
Die Kosten einer Wärmepumpe setzen sich aus Investition, Wartung und Energiekosten zusammen. Am effizientesten funktionieren Wärmepumpen in einem gut gedämmten Gebäude bei tiefen Vorlauftemperaturen. Wenn dann noch wie bereits erwähnt eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach den Strom liefert, hat man eine sehr attraktive Anlage, welche sich über die Jahre amortisiert und kaum Betriebskosten erzeugt.

Ein Eigenverbrauchsmanager kann den Verbrauch der erzeugten Energie steuern.
Wie beeinflussen digitale Hilfsgeräte oder das «Internet of Things» die Entwicklungen in der Energiebranche?
Aus der Sicht der Wärmeerzeugung greift die Gebäudeautomation, im Privatbereich spricht man von Smart Home, vor allem bei der Optimierung des Eigenstromverbrauchs. Hier ist es wichtig, dass die Regelsysteme über entsprechende Schnittstellen verfügen. Der aus der Eigenproduktion stammende Strom der Photovoltaik-Anlage wird idealerweise für Warmwasser, Heizung und Elektromobilität verwendet. Bei grösseren Anlagen bietet sich ein sogenannter Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) an, der gegenüber dem Stromerzeuger als Grosskunde auftritt und zusätzlich von noch tieferen Energiekosten profitiert.

Geeignet für Wohnanlagen, Gewerbe- und Industriebauten: Die bis zu 16 Geräten kaskadierbaren Erdsonde-Wärmepumpen des Typs «WPE-I H Premium» sind mit Invertertechnologie ausgestattet, die laufend deren Betrieb optimiert.
Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit Stiebel Eltron AG.