Atelier aha

3 von 21

 
8708 Männedorf,
Schweiz

Veröffentlicht am 11. April 2023
 
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
01.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
1
Grundstücksfläche
975 m²
Geschossfläche
100 m²
Nutzfläche
86 m²
Gebäudevolumen
376 m³

Beschreibung

Das Atelier «aha» ist ein multifunktionaler, flexibel nutzbarer Raum. Darin finden Kunstausstellungen, Workshops oder Konzerte statt. Zwischen den Events wird der Raum für kreatives Arbeiten genutzt. Dies eingerahmt von massiven Stampflehmwänden.

Ausgangslage

Ausgangslage war, ein Atelierraum zu entwerfen für eine Künstlerin aus dem Quartier. Während der Planungszeit wurde die Nutzung stetig vielfältiger und öffentlicher. So erhielt die Bauherrschaft einen Ort des Zusammenkommens und des kulturellen Austauschs. Der Bau wird als kreativer Arbeitsraum genutzt. Musiker nutzen ihn als Proberaum, aber auch Konzerte finden darin statt. Ein Start-up aus der Nachbarschaft nutzt den Raum als Sitzungszimmer und für Workshops. Und ganz selbstverständlich finden darin auch Kunstausstellungen statt.

Entwurfsidee

Das Neubauvolumen ist bewusst an den nördlichsten Rand der Parzelle gesetzt, um möglichst viel Aussenraum im Süden und Westen des Grundstücks freizuhalten. Zusätzlich wurde das Gebäude teilweise in den Hang geschoben. Das Dach ist intensiv begrünt. Da das Volumen sich aus dem Hang heraus entwickelt, wurde die Metapher «aus dem Boden wachsend» angewendet und sich für das Material Lehm entschieden. Die Künstlerin baut ihre Werke in Schichten auf. Der Stampflehm wird auch in Schichten aufgebaut. Diese alte Bautradition sollte wieder zum Leben erweckt werden. Doch als massiver Stampflehmbau, welcher auch statische Funktionen übernehmen soll. Der Entwurf wurde anhand der Eigenschaften des Materials entworfen. Durch den Lehmbauspezialisten Martin Rauch und seinem Team haben wir die Qualitäten des Materials erlernt und konnten auf diese Weise den Entwurf materialgerecht gestalten. Seine Stärken und Schwächen wurden analysiert und der Entwurf darauf ausgearbeitet.
Architektonisch strahlt der Raum eine Ruhe aus. Die klaren Linien und die räumliche Grosszügigkeit unterstützen dies. Die reduzierte Materialität unterstreicht dies noch mehr. Sämtliche Einbauten wie die rahmenlosen Türflügel, die Teeküche und weitere Kleinmöbel sind mit der gleichen Holzplatte ausgeführt. Die Lichtführung wurde für jede Tageszeit und Arbeitsort spezifisch und sorgfältig positioniert. So profitiert man im massiven Bau von überall mit Durch- und Ausblicken, sogar vom Lagerraum ganz hinten.

Projektierung

Das eingeschossige Atelier sollte möglichst flexibel nutzbar sein. Der rechteckige Bau wird durch zwei im Raum frei stehende Lehmblöcke in Zonen gegliedert. Die Nebennutzungen wie Teeküche, Archiv und Nassraum werden so diskret vom Hauptraum abgetrennt, lässt aber den Raum weiterhin grosszügig erscheinen und den Blick ins Freie schweifen. Zusätzlich ist der grosse Raum durch drei raumbreite Stufen gegliedert. Dadurch entstehen zwei Ebenen, welche in beide Richtungen bespielt werden können. Bei Konzerten wird die obere als Bühne genutzt. Bei Präsentation eher als Tribüne - die breiten Stufen als Sitzgelegenheiten. Die massiven Stampflehmwände strahlen eine gemütliche Atmosphäre aus. Der warme Farbton beige-grau ist angenehm fürs Auge – er blendet nicht. Die Raumqualitäten des Materials wie Regulierung der Luftfeuchtigkeit, Ausgleich der Lufttemperatur, aber auch die akustischen Qualitäten sind perfekt für das Raumklima.
Durch die klaren Linienführung und die räumliche Grosszügigkeit strahlt der Raum eine architektonische Ruhe aus. Die schlichte natürliche Materialwahl unterstützt dies noch mehr. Sämtliche Einbauten wie die rahmenlosen Türflügel, die Teeküche und weitere Kleinmöbel sind mit der gleichen Holzart ausgeführt. Die Lichtführung wurde für jede Tageszeit und Arbeitsort spezifisch und sorgfältig positioniert. So profitiert man im massiven Bau überall von Durch- und Ausblicken, sogar vom Lagerraum ganz hinten führt der Blick nach Aussen.

Realisierung

Bauen mit Lehm ist auch in der Schweiz möglich.

Besonderheiten

In Männedorf besteht eine alte vergessene Tradition des Lehmabbaus. Im 17. und 18. Jahrhundert setzte sich die Holzfachwerkbauweise oft in Kombination mit Lehm durch. Dächer wurden neu mit Ziegeldächern ausgeführt. Dies führte zur Gründung vieler Ziegelhütten an beiden Uferseiten des Zürichsees. Auch in Männedorf wurde seit Mitte 18. Jahrhunderts Lehm abgebaut und im Jahr 1748 eine erste Ziegelhüte in Betrieb genommen. Zu dieser Zeit wurden in der Ostschweiz etliche Arbeiter-Wohnhäuser, aber auch Schulhäuser in Holzfachwerkbauweise und Lehm erstellt. Der erste Hybridbau. Mit dem Atelierbau sollte an die Tradition des Lehmbaus am Zürichsee angeknüpft werden.

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