Erweiterung Bauernhaus Firstenblick
,
Schweiz
Veröffentlicht am 04. April 2024
Noun GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Geprägt von Relikten landwirtschaftlicher Nutzung stehen im Toggenburg zahlreiche Gebäude für eine zeitgemässe Aneignung bereit. Die von Noun realisierte Transformation setzt sich mit der Typologie Bauernhaus auseinander: Das Ausloten zwischen sinnvollem Weiterbauen und dem Erhalt des Charakters lässt ein neues Nutzungskonzept entstehen.
Ausgangslage
Entsprechend der allgemeinen Entwicklung im ländlichen Raum befindet sich auch das Toggenburg in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Die landwirtschaftliche Nutzung als solche nimmt deutlich ab. Zurück bleiben robuste Strukturen, die in der Regel durch ihre produktive Nutzung geprägt wurden und auch heute noch ein grosses Potenzial aufweisen. Ziel der Transformation war es, den Charakter des Hauses zu erhalten und durch eine neue Nutzung aufzuwerten: Mit dem Konzept des Mehrgenerationenwohnens findet eine Familie aus der Region ihren Platz in dieser ortssensiblen Architektur.
Entwurfsidee
Der ortstypische Strickbau wird im Westen durch einen neuen Baukörper mit überhöhtem Raum erweitert. Hier finden die zentralen Aktivitäten Kochen, Essen und Wohnen nebeneinander Platz. Ausgeführt in Holzbauweise erinnert er an den Charakter einer Scheune, bricht aber bewusst mit der kleinteiligen Struktur des Bestandes. Die Verglasung rahmt den Blick auf die Churfirsten. Auf der geschlossenen Südseite des Anbaus bildet das auskragende Dach einen wettergeschützten Aussenraum mit Sitzplätzen zum Garten.
Sensible Eingriffe in den Bestand erfolgen nur punktuell: Um ihn für die neue Nutzung funktional zu ertüchtigen, werden Einbauten aus den 1970er-Jahren rückgebaut und neue Bäder als eine Art Einbaumöbel additiv eingefügt. Erst durch das gezielte Aufbrechen der niedrigen Raumhöhen zu Doppelgeschossen entsteht eine für den Haustyp ungewohnte Grosszügigkeit, die dem Haus eine neue Qualität verleiht. Zentrales Element des Bauernhauses bleibt der Speicherofen, der nun auch im neuen Anbau über eine Fussboden- und Wandheizung alle Geschosse mit ausreichend Wärme versorgt.
Projektierung
Der neue Anbau steht auf einem massiven Sockel und ist komplett in Massivholzbauweise errichtet. In Anlehnung an die ursprüngliche Strickbauweise des Bestandes sind alle Verbindungen ohne Leim ausgeführt. Im Innenausbau konnte Holz aus abgebrochenen Wänden und Böden als Wandvertäfelung wiederverwendet werden, sodass der Einsatz neuer Rohstoffe auf das Minimum begrenzt blieb. Alle Anbauten sind in reiner Holzbauweise ausgeführt und nehmen damit Bezug auf die ortstypische traditionelle Handwerkskunst. In der Landwirtschafts- und Kulturschutzzone gelegen, bleibt das alte Bauernhaus seiner Baukultur verpflichtet und ist zugleich ein Beispiel für den schonenden Umgang mit lokalen Ressourcen.
Das Projekt von Noun wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.