Umbau Im Wygärtli

 
4114 Hofstetten,
Schweiz

Veröffentlicht am 04. Mai 2020
Beck Oser Architekten ETH SIA GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
03.2018

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
1
Grundstücksfläche
7716 m²
Geschossfläche
192 m²
Gebäudekosten (BKP 2)
400'000 CHF
Parkplätze
2

Beschreibung

Bei der Liegenschaft handelt es sich um eine Villa mit grossem Umschwung, erbaut im Jahre 1951. Das Gebäude ist mit Holzbalkendecken, Kellerwänden aus Beton, Innen- und Aussenwänden aus verputztem Backstein und Satteldach in Holzbauweise konstruiert worden.

Ausgangslage

Auf den Längsseiten des Daches befinden sich jeweils das Erscheinungsbild des Hauses prägende Dachausbauten. Auf der Westseite ist eine über die Küche zugängliche Laube angebaut, die sich an die Gartenmauer zur Strasse anlehnt, welche ihren räumlichen Abschluss in der Garage findet.

Entwurfsidee

Die im Erdgeschoss auf der Süd- und Westseite in die Aussenhaut geschnittenen rahmenlos verglasten geschosshohen Fensterelemente bilden den wichtigsten konzeptionellen Eingriff. Ziel des Umbaus war es, den wunderschönen Garten mit altem Baubestand auch im Hausinnern erlebbar zu machen. Auf die neuen Nutzungen im Sockelgeschoss, Fitnessraum und Atelier wird ebenfalls mit zwei Fenstervergrösserungen auf der Süd- und Ostseite reagiert. Diese sind versetzt zu den neuen Öffnungen im Erdgeschoss angeordnet, was eine spannungsvolle und stimmige Fassadengestaltung mit neuen und alten Öffnungen ergibt. Während die grosszügigen Verglasungen im Erdgeschoss die Trennung von Haus und Garten gänzlich aufzuheben scheinen, überraschen die Öffnungen im Sockelgeschoss mit Ausblicken auf Bodenhöhe und interessanten Einblicken in Pflanzen- und Tierwelt.
Der zweite entscheidende räumliche Eingriff betrifft den Eingangsbereich. Mit dem Entfernen einiger Wände und dem Einfügen eines Raumteilers wird bereits beim Betreten des Hauses der Blick zum Garten freigegeben. Der farblich von den Wänden und Decken differenzierte Raumteiler trennt den nun angenehm proportionierten Eingang von der Küche und beherbergt neu Dusche, WC und Einbauschränke auf beiden Seiten. Das Verlegen der Waschküche in den Keller ermöglicht die Umgestaltung der Arbeitsküche in eine grosszügige Wohnküche.

Projektierung

Alte Türen mit profilierten Holzumfassungen, Kachelofen, Böden aus Holzriemen und Tonplatten sowie Einbauschränke mit Zeichnungen der Malerin und Autorin Maria Generosa Christen konnten erhalten oder saniert werden. Die energietechnischen Sanierungsmassnahmen beinhalten den Ersatz aller Fenster, die Dämmung des Sockelgeschosses und den Ersatz der Elektrospeicheröfen durch eine Holzpelletheizung mit Heizverteilung über Heizkörper.
Die markanten aus der Fassade kragenden, Fensterelemente sind als Holzrahmenkonstruktion ausgeführt, mit Mineralwolle gedämmt und innen mit weiss behandelten Holzwerkstoffplatten verkleidet. Die rahmenlose Verglasung mit 3-fach-Isolierglas aussen wird ergänzt durch umlaufende pulverbeschichtete Metallverkleidungen. Die übrigen Flügelfenster sind aus weiss behandeltem Tannenholz und 3-fach-Isolierverglasung konstruiert. Für die Innendämmung im Sockelgeschoss sind verputzte Multipor Mineraldämmplatten, für die Deckendämmung zwischen den bestehenden Holzbalken Mineralwollplatten eingesetzt worden.
Im Innern sind die bestehenden Böden saniert und teilweise ergänzt worden. Mit Ausnahme von Bad und WC mit rundum erneuerten Oberflächen sind alle Wände und Decken als auch die Holzoberflächen lediglich gereinigt und gestrichen. Neue Bauteile sind einzig die Schreinereinbauten im Eingang und in der Küche aus Holzwerkstoffplatten mit deckender Oberflächenbehandlung.

Besonderheiten

Das Haus steht auf einer in der Bauzone liegenden Parzelle mit einer Fläche von 7700 Quadratmetern. Fernab jeglicher Renditeüberlegungen haben sich die Eigentümer entschieden, das Gebäude zu erhalten, zu sanieren und den heutigen Bedürfnissen anzupassen. Für die parkähnliche Gartenanlage mit diversen schützenswerten Pflanzen und Tieren ist ein Auszonungsantrag an die Gemeinde gestellt worden. Die Gartenanlage wird nun in Naturschutzgebiet umgewandelt. Die konsequente und radikale Haltung erstaunen und zeugen von einem hohen Mass an Idealismus und einem nachahmenswerten Verständnis von Nachhaltigkeit.

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