EWO Hauptgebäude

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6064 Kerns,
Schweiz

Veröffentlicht am 08. April 2024
architektur3 ag + Roger Durrer Architektur GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Kopfbau mit Hauptzugang Werkstrasse Blick Richtung Landschaft Gebäudeecke mit umlaufenden Dienststegen Werkstrasse Blick Richtung Dorfzentrum Dialog zwischen Tradition und Moderne Gliederung und Höhenentwicklung der verschiedenen Gebäudeteile Dachgeschoss Trakt A Arbeitsplätze Trakt A Regelgeschoss Trakt B Arbeitsplätze Trakt B Neue Erschliessungsschicht Multifunktionsraum und Sitzungszimmer Cafeteria Terrasse Cafeteria

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Stanserstrasse 8, 6064 Kerns, Schweiz
Fertigstellung
03.2023

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
6290 m²
Geschossfläche
7930 m²
Gebäudevolumen
34'800 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
17,9 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
145

Beschreibung

Das EWO Hauptgebäude, ein modernes Dienstleistungszentrum, umfasst Verwaltungs-, Betriebs- und Gewerberäume. Konstruktion und Materialisierung des neubauähnlichen Umbaus thematisieren zentrale Werte des Unternehmens wie Kundennähe, Nachhaltigkeit oder ein hohes Sicherheits- und Umweltbewusstsein — geplant von Roger Durrer Architektur.

Ausgangslage

Der Hauptsitz des Elektrizitätswerks Obwalden befindet sich am nordwestlichen Dorfrand von Kerns im Übergang vom Dorfzentrum zur offenen Landschaft. Das ursprüngliche Verwaltungsgebäude, welches 1969 erstellt und 1989 erweitert wurde, genügte den betrieblichen und energetischen Anforderungen nicht mehr. Um es optimal auf veränderte Bedürfnisse auszurichten und den Betrieb für die kommenden Jahre sicherzustellen, wurde das gesamte Areal neu strukturiert und nach innen verdichtet.

Entwurfsidee

Das Konzept orientiert sich am Bestand und entwickelt diesen weiter. Die Setzung der einzelnen Volumen und deren Höhenentwicklung respektiert das umgebende Siedlungsmuster und schafft einen sanften Übergang zum nicht bebauten Gebiet am Siedlungsrand. Die fein gegliederte Metallfassade interpretiert die technische Komponente des Unternehmens. Mit ihrem prägnanten Ausdruck verleiht sie dem Ort sowie dem Unternehmen selbst eine eigenständige, zeitgemässe Identität. In ihrer Gestaltung und Farbgebung nimmt sie aber auch Bezug zu angrenzenden landwirtschaftlichen Bauten und vermittelt so zwischen Tradition und Moderne. Prägend für den Innenausbau hingegen ist Holz, welches in unterschiedlicher Form zur Anwendung kommt. In Kombination mit Stein in den öffentlichen Bereichen sowie Textilien an den Arbeitsplätzen sorgt das Holz für eine angenehme Atmosphäre, wirkt vertraut und unterstreicht die lokale Verankerung des Unternehmens.

Projektierung

Das EWO Hauptgebäude ist in mehrere Gebäudeteile (Trakte) gegliedert, welche verschiedene Funktionen mit unterschiedlichen Anforderungen erfüllen. Trakt A ist als viergeschossiger Kopfbau ausgebildet. Im Erdgeschoss befinden sich die öffentlichen Nutzungen Empfang, Kundendienst und Ausstellungszone, in den Obergeschossen Büros. Trakt B, das Zentrum der Anlage, umfasst die halböffentlichen Nutzungen Multifunktionsraum und Cafeteria im Erdgeschoss sowie Büros, Sitzungszimmer und die Netzleitstelle im Obergeschoss. Zwischen Trakt A und B befindet sich eine neue Erschliessungsschicht, von welcher aus sämtliche Gebäudeniveaus hindernisfrei zugänglich sind. Trakt C bildet als Logistiktrakt den Abschluss und enthält Lagerflächen und Werkstätten. Garagen und der betriebseigene Wärmeverbund sind mehrheitlich unterirdisch sowie entlang der internen Werkstrasse angeordnet. Die Trakte B und C können bei Bedarf um je ein weiteres Geschoss aufgestockt werden. Die in begrenztem Ausmass zur Verfügung stehende Grundstücksfläche erforderte eine kompakte Bauweise. Dennoch sorgen Open-Space-Büros, offen gestaltete Aufenthalts- und Gemeinschaftsbereiche sowie ein vielfältiges Wegnetz in und um die Gebäude für Grosszügigkeit und fördern Begegnung und Austausch unter den Mitarbeitenden.

Realisierung

Ausgehend vom Bestand sind Konstruktion und Materialisierung sowohl auf Dauerhaftigkeit als auch auf Flexibilität ausgelegt. Die intakte Bausubstanz wurde weiterverwendet, gegen Erdbeben ertüchtigt, von Schadstoffen befreit und mit Bauteilen in Holzbauweise ergänzt. Trakt A wurde bis auf den Rohbau zurückgebaut und mit vorgehängten Holzelementen verkleidet. Der pavillonartige Dachaufbau besteht aus massiven Holzstützen und einer Brettstapel-Decke. Der heutige Trakt B umfasste ursprünglich zahlreiche Räume mit unterschiedlichen Raumhöhen auf verschiedenen Niveaus, wodurch eine effiziente Nutzung erschwert wurde. Dieser Gebäudeteil wurde bis auf das massive Untergeschoss abgebrochen. Die Möglichkeit zu einem kompakten Aufbau in Holz-Beton-Verbundbauweise mit einfacher Grundrissstruktur, welche eine hohe Flexibilität gewährleistet, konnte so genutzt werden. Trakt C sowie die Garagen sind Neubauten, welche in Massiv- beziehungsweise Hybrid-Bauweise, bestehend aus einem mit Holzelementen verkleideten massiven Skelettbau, erstellt wurden.

Besonderheiten

Für die Gebäudetechnik wurde ein Low-Tech-Ansatz gewählt. Voraussetzung dazu ist eine kompakte Gebäudehülle mit guter Wärmedämmung. So wurden die beiden Bürogebäude Trakte A und B nach Minergie-A und das Logistikgebäude Trakt C nach dem Minergie-Baustandard zertifiziert. Bei der Planung und Realisierung wurden zudem verschiedene Kriterien des Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz) berücksichtigt. Wärme und auch Kälte werden vom betriebseigenen Wärmeverbund bezogen, welcher mit Holz und Grundwasser betrieben wird. Die Verteilung erfolgt über eine Fussbodenheizung respektive Fussbodenkühlung. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach sowie an einzelnen Fassaden sorgt für die Stromproduktion vor Ort. Steuerung und Regulierung erfolgen über eine intelligente Gebäudeautomation.

Das Projekt von Roger Durrer Architektur wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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