Gesamtsanierung Herrenstock Campagne Schönberg

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3006 Bern,
Schweiz

Veröffentlicht am 04. April 2023
Maeder Stooss Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
08.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
4
Grundstücksfläche
31'621 m²
Geschossfläche
808 m²
Nutzfläche
575 m²
Gebäudevolumen
2761 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
2,4 Mio. CHF
Parkplätze
4

Beschreibung

Der Herrenstock der Campagne Schönberg ist ein früher Vertreter des Historismus. Das mehrfach umgebaute Gebäude orientiert sich nach der aktuellen Gesamtsanierung an seiner Gestalt aus den 1860er-Jahren. Die ehemalige Villa wird nun als Mehrfamilienhaus mit vier Wohneinheiten genutzt.

Ausgangslage

Das historische Baudenkmal liegt in der geschützten Landsitzanlage Schönbergpark in der Nähe des Rosengartens östlich der Berner Altstadt. Der Kernbau der Liegenschaft stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Gebäude wurde in den 1860er-Jahren überformt und erhielt da seine heutige Gestalt als Herrenstock. Eine wesentliche strukturelle Veränderung erfolgte in den 1980er-Jahren, als die repräsentative Villa zu einem Mehrfamilienhaus umgenutzt wurde. Aufgelaufene Unterhaltsarbeiten und ein grosszyklischer Erneuerungsbedarf machte nun eine Gesamtsanierung erforderlich.

Entwurfsidee

Um einen kohärenten Umgang mit der historischen Bausubstanz sicherzustellen, wurde eine bauhistorische Analyse erstellt, diese diente als Entwurfs- und Entscheidungsgrundlage. Die baulichen Eingriffe erfolgten in Abstimmung und Auseinandersetzung mit dem Bestandsbau.
Durch den Rückbau strukturfremder, nachträglich eingebauter Elemente erscheint das Gebäude wieder in seiner Ausprägung um 1860. Im Sinne eines integrativen denkmalpflegerischen Ansatzes werden die notwendigen Anpassungen am Gebäude aus dem Bestand abgeleitet. Wo exakte Vorlagen und Befunde fehlen, orientiert sich die Formensprache am historischen Vorbild und wird zeitgenössisch und materialgerecht interpretiert. Elemente, die komplett aus der neuen Nutzung hervorgehen, werden im Sinne einer Möblierung reversibel gestaltet. Das denkmalpflegerische Konzept hat zum Ziel, alt und neu in Details ablesbar zu gestalten und trotzdem zusammen eine gestalterische Einheit bilden.

Projektierung

Die Aufteilung des ursprünglich als Einheit genutzten Gebäudes in vier Wohneinheiten erfolgt der Gebäudestruktur entsprechend. In Erd- und Obergeschoss bieten die bestehenden Raumkammern die Struktur für zwei typologisch ähnliche Geschosswohnungen. Die für ein zeitgemässes Wohnen erforderlichen Nasszellen bilden strukturell den grössten Eingriff, finden aber in der zentralen Anordnung entlang des Treppenhauses einen logischen Platz. Die Küchen werden neu als Teil des Wohnens interpretiert. Die Salonküchen bilden das gemeinschaftliche Zentrum und
übernehmen die Erschliessungsfunktion der neu geschaffenen Raumkammern im Nordosten.
Die Geschosswohnungen sind geprägt durch die weitgehend bauzeitlichen Wandtäferungen und Parkettböden.
Unter dem Dach finden neu zwei kleinere Wohneinheiten Platz. Vier neue Lukarnen nach historischem Vorbild ermöglichen eine ausreichende Belichtung und Belüftung. Die offenen Dachräume werden durch den Einbau der Nasszelle mit Küche strukturiert, der zentrale Koch- und Essraum wird über einen Niveauversatz und mit Schiebewänden von den traufseitigen Raumzonen getrennt. Die wandelbaren Räume ermöglichen unterschiedliche Wohnsituationen. Die Dachwohnungen unterscheiden sich in der Formensprache von den darunterliegenden Wohnungen durch die Detailausgestaltung, welche Analogien zu den grob gezimmerten Bretterabschlüssen der alten Mansardenzimmer aufgreift.

Realisierung

Die umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten fanden von September 2021 bis August 2022 statt.

Besonderheiten

Vor und während der Umbauarbeiten wurden stratigrafische Untersuchungen durchgeführt, die Rückschlüsse auf die bauzeitliche Farbgebung zuliessen und die Basis für die neue Farbgestaltung bildeten. Zu Baubeginn wurden im Treppenhaus unter diversen Überarbeitungen Fragmente einer dekorativen Rahmen-Füllungsmalerei mit Schablonenornamenten entdeckt, diese konnten wieder rekonstruiert werden.

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