JED Neubau

 
8952 Schlieren ,
Schweiz

Veröffentlicht am 26. März 2025
Baumschlager Eberle Zürich AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Zürcherstrasse 39d, 8952 Schlieren , Schweiz
Fertigstellung
08.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
26'498 m²
Geschossfläche
17'257 m²
Nutzfläche
12'838 m²
Gebäudekosten (BKP 2)
33,6 Mio. CHF

Beschreibung

Mitten in der wirtschaftlich dynamischen Region Zürich realisiert, bildet der JED-Neubau den architektonischen und ökologischen Schlussstein der Arealentwicklung JED Campus in Zürich-Schlieren. Die Ausgangslage – das Areal einer ehemaligen Grossdruckerei – war geprägt durch industrielle Strukturen, grosse Volumen und eine klare städtebauliche Ausrichtung entlang der Bahnachse. Ziel war es, diesen Kontext weiterzudenken und zugleich einen eigenständigen, zukunftsorientierten Bau zu schaffen.

Raumklima für morgen 
Die Entwurfsidee folgt dem Prinzip 22∙26: ein Gebäude ohne aktive Heiz-, Kühl- oder Lüftungstechnik, das allein durch architektonische Mittel ein konstantes Raumklima zwischen 22 und 26 Grad gewährleistet. Der kompakte Baukörper, massive Ziegelwände, reduzierte Öffnungsflächen und sensorgesteuerte Lüftungselemente schaffen ein hohes Mass an thermischer Stabilität und Behaglichkeit – mit minimalem technischem Aufwand. Die Bauaufgabe selbst war ebenso ambitioniert wie visionär: ein grossvolumiges, energieautarkes Bürogebäude mit maximaler Nutzungsflexibilität zu realisieren. Das Gebäude sollte als Plattform für Unternehmen aus Forschung, Technologie und Innovation dienen – offen, wandelbar und ressourcenschonend. In der Setzung fügt sich das Gebäude selbstbewusst, aber präzise in die bestehende Campusstruktur ein. Die plastische Gliederung mit Rücksprüngen, begrünten Terrassen und Lichthöfen schafft nicht nur räumliche Qualität, sondern fördert auch den sozialen Austausch.

Bauen im Kreislauf 
Im Planungsprozess wurden in enger Abstimmung mit der Bauherrschaft – Swiss Prime Site – einzelne Elemente weiterentwickelt: etwa der gezielte Einsatz von Zirkulit-Beton, der CO₂ dauerhaft bindet und zur konsequenten Umsetzung der Kreislaufwirtschaft beiträgt. Die angestrebte SNBS-Gold-Zertifizierung unterstreicht den hohen Anspruch an Nachhaltigkeit – ökologisch, ökonomisch und sozial. Der in der Bauweise 22∙26 konzipierte JED-Neubau steht beispielhaft für eine neue Haltung im Bauwesen: Architektur als Systemlösung, die Komfort, Klimaschutz und Einfachheit zusammenführt.

Was ist das Besondere an der Bauaufgabe?
Die Herausforderung bestand darin, auf dem Gelände einer ehemaligen Grossdruckerei in Schlieren ein Bürogebäude zu schaffen, das höchsten Ansprüchen an Energieeffizienz, Flexibilität und architektonische Qualität genügt – und dabei ganz ohne Heizung, Kühlung und mechanische Lüftung auskommt. Ziel war ein Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Bauen im urbanen Kontext des Zürcher Wirtschaftsraums.

Welche Überlegungen liegen diesem Projekt zugrunde?
Das Gebäude folgt dem Prinzip 22∙26, das auf radikale Vereinfachung der Gebäudetechnik bei gleichzeitig hohem Nutzungskomfort setzt. Der Fokus liegt auf architektonischen und konstruktiven Mitteln – kompakte Bauweise, massive Wände, gezielt gesetzte Öffnungen – kombiniert mit sensorgesteuerten Lüftungsklappen. So wird mit minimalem technischem Aufwand ein konstantes Raumklima zwischen 22 und 26  Grad erreicht.

Was war Ihre Inspiration?
Die Inspiration lag in der Rückbesinnung auf elementare Prinzipien des Bauens: Masse, Proportion, Belichtung, natürliche Luftführung. Gleichzeitig sollte ein Ort entstehen, der Innovation, Offenheit und Austausch fördert – im Einklang mit dem Leitbild des Areals JED: «Join. Explore. Dare.»

Welche Rolle hatten Standort und Bestand auf den Entwurf?
Der städtebauliche Kontext war prägend: Die Nähe zum historischen Druckerei-Areal und die Lage entlang der Bahnachse verlangten nach einem kraftvollen, eigenständigen Baukörper mit klarer Gliederung. Gleichzeitig galt es, das Gebäude in die bestehende Entwicklung des JED-Campus als Ort des Wissens- und Technologietransfers einzubinden.

Inwiefern haben Bauherrschaft oder Nutzer*innen das Projekt beeinflusst?
Die Swiss Prime Site Immobilien AG als Bauherrschaft setzte bewusst auf Innovation und Nachhaltigkeit – nicht als Zusatz, sondern als zentrale Projektvorgabe. In enger Zusammenarbeit wurden Anforderungen an Flexibilität, Komfort und ökologische Verantwortung frühzeitig integriert. Die zukünftigen Nutzer*innen – wissensintensive Unternehmen – benötigen vielfältige Raumtypen, was sich in der offenen, anpassungsfähigen Struktur des Gebäudes widerspiegelt.

Wie fügt sich das Gebäude in die Reihe der bisher realisierten Bauten Ihres Büros?
Der JED-Neubau verbindet die industrielle Vergangenheit des Ortes mit einer architektonischen Vision für das klimagerechte Arbeiten von morgen. Mit seiner plastischen Formensprache, der durchdachten Volumetrie und den begrünten Terrassen verleiht er dem Campus eine neue räumliche Tiefe und komplettiert ihn inhaltlich wie städtebaulich.

Gab es Richtungsänderungen vom ersten Entwurf bis zum fertigen Gebäude?
Die Grundidee blieb konstant: ein maximal reduziertes, hochleistungsfähiges Gebäude. In der Ausführungsphase wurden einzelne Aspekte – wie Materialwahl oder Innenhofgestaltung – in enger Abstimmung mit Bauherrschaft und Planerteam weiterentwickelt. Der Einsatz von Zirkulit-Beton zur CO₂-Speicherung ist ein Beispiel für diese konsequente Weiterentwicklung.

Haben energetische oder konstruktive Trends das Projekt beeinflusst?
Ja – aber nicht im Sinne modischer Techniktrends, sondern durch ein fundamentales Umdenken im Umgang mit Energie. Der Verzicht auf klassische Haustechnik ist keine Einschränkung, sondern Teil einer neuen architektonischen Haltung. Die massive Ziegelstruktur ist dabei sowohl Tragwerk als auch thermisch wirksame Hülle.

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg beigetragen?
Zentral war die Wahl eines zweischaligen, unverputzten Ziegelmauerwerks, das ohne zusätzliche Dämmung funktioniert. Ergänzt wird dies durch sensorgesteuerte Lüftungsklappen und das «22∙26 Operating System». Besonderes Augenmerk galt auch dem Einsatz von Zirkulit-Beton, der durch CO₂-Speicherung und zirkuläre Materialkreisläufe ein klares Zeichen für zukunftsfähiges Bauen setzt.

Das Projekt von Baumschlager Eberle Zürich wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.

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