Massivholzhaus Born
,
Schweiz
Veröffentlicht am 31. März 2023
Stephanie Born Architektin
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Nach Süden und von der Bahnlinie abgewandt präsentiert sich der filigrane Baukörper auf einem schmalen Grundstück. Es handelt sich um ein Massivholzhaus mit einer hinterlüfteten Holzfassade, welche sich nach vorne auflöst.
Ausgangslage
Ein Ort mit persönlicher Geschichte hat die Chance mit einer neuen Generation weiter Geschichte zu schreiben. Das bestehende Haus aus dem Jahr 1952 hatte eine sehr schlechte Bausubstanz und diverse Altlasten und wurde daher fachgerecht zurückgebaut. Das sehr schmale und lang gezogene Grundstück sowie die angrenzende Bahnlinie umschreiben den vorhandenen Kontext.
Entwurfsidee
Das längliche Gebäudevolumen soll leicht schwebend in die umgebende Gartenlandschaft eingebunden werden. Die Innen- und Aussenwände sollen aus regionalem Holz bestehend und die Aussenhülle mit einer hinterlüfteten Holzfassade umfasst sein. Aus dem Nachhaltigkeitsaspekt soll auf eine Unterkellerung vollumfänglich verzichtet werden. Sichtbezüge und lichtdurchflutende Räume sollen mit einheitlichen und raumhohen Fensteröffnungen erzeugt werden. Das Wohnkonzept soll aus grosszügigen Raumeinheiten bestehen sowie reduziert und praktisch gestaltet sein.
Projektierung
Um den Energieverbrauch des Gebäudes zu optimieren, hat sich die Bauherrschaft für ein Smarthome entschieden. Für ein optimales Raumklima und höchste Energieeffizienz sorgt die intelligente Automatikbeschattung. Das Gebäude wird mit einer Luft/ Wasser-Wärmepumpe versorgt, aufgrund des hohen Grundwasserspiegels konnten keine Erdsonden verbaut werden. Für eine spätere Nachrüstung einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach wurden die entsprechenden Vorbereitungsmassnahmen getroffen. Sämtliche Wandelemente wurden im ökologischen Massivholzwandsystem erbaut. Hierfür wurde nicht nur regionales Holz sondern auch ausschliesslich sogenannte Seitenbretter, ein Nebenprodukt des Sägewerks, verwendet. Naturbelassene, kreuzlagig angeordnete Nadelholzbretter bilden die massive Basis der Wandkonstruktion, ohne Chemie oder Leim zu verwenden.
Nach Süden öffnet sich die komplette Hausansicht und prägt das Erscheinungsbild mit einer grossen Pfosten-Riegel-Verglasung. Ein verlaufender Holzfilter stützt das Vordach und dient als Sonnen- und Windschutz für die grosszügige Sonnenterrasse. Das Gestaltungselement der Holzlamellen wurde beim Eingangsbereich und im Innenbereich wieder aufgenommen.
Realisierung
Die grössten Herausforderungen entstanden durch die Coronavirus-Pandemie mit Auswirkungen bezüglich Materiallieferverzögerungen, Kostensteigerungen und Pandemie bedingten Arbeitsausfällen. Dem Holzmangel geschuldet ergab sich eine rund dreimonatige Lieferverzögerung. Aufgrund des hohen Stahlpreises musste auf eine projektierte Pergola im Bereich der Garage verzichtet werden. Eine weitere Herausforderung waren die erhöhten Anforderungen an den Lärm- und Schallschutz aufgrund der vorliegenden Nähe zur Bahnlinie. Die grossen Spannweiten und Auskragungen stellten für den Holzbauingenieur eine spannende Herausforderung dar.
Besonderheiten
Eine einzigartige Besonderheit bilden die in die Holzfassade eingelassenen Schiebe-Jalousien, welche nach dem eigens entworfenen Design der Architektin gelasert wurden. Die verspielten Lichteinfälle im Innenraum und die magische Stimmung bei Nacht im Aussenbereich sind einmalig und besonders. Das Fenstergewände ist ein den Dorfkern prägendes Element, das bei zwei Sonderfenstern in moderner Gestaltung wieder aufgenommen wurde. Die petrolgrüne Küche bildet mit der aufgesattelten Faltwerktreppe eine harmonische Einheit. Zwei besondere Tapeten im Masterbad und im Galerie-Schlafzimmer ziehen den Betrachter in ihren Bann.