Ökonomiegebäude Vorder Brüglingen, Merian Gärten

32 von 109

 
4052 Münchenstein,
Schweiz

Veröffentlicht am 30. März 2023
Miller & Maranta AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Projektdaten

Basisdaten

Fertigstellung
10.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Geschossfläche
1340 m²
Nutzfläche
1040 m²
Gebäudevolumen
7266 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
9,4 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
10

Beschreibung

Die Merian Gärten sind eines der wichtigen Erholungsgebiete für die Bevölkerung. Die Parkanlage wurden auf ursprünglich landwirtschaftlich genutzten Flächen unterschiedlicher Hofgüter erstellt. Die stattliche Scheune bildet zusammen mit der Berrischeune und dem Pächterhaus das Gebäudeensemble.

Ausgangslage

Die grossflächigen Parkanlagen, welche sich um die Villa Merian erstrecken, wurden auf ursprünglich landwirtschaftlich genutzten Flächen unterschiedlicher Hofgüter erstellt. Das seit dem Mittelalter ausgebaute Landgut Brüglingen wurde von Christoph Merian bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem riesigen Hofgut vergrössert. Seit dem Tod seiner Witwe Margaretha Merian-Burckhardt 1886 gehört der Besitz der Christoph-Merian-Stiftung. Christoph Merian erhielt das Hofgut ursprünglich von seinem Vater als Hochzeitsgeschenk.

Entwurfsidee

1837 erstellte der Basler Architekt Melchior Berri in seinem Auftrag nördlich des Herrschaftshauses in Vorder Brüglingen ein Pächterhaus und ein Ökonomiegebäude. Die stattliche Scheune brannte 1905 jedoch ab und wurde 1906 wieder aufgebaut. Sie bildet zusammen mit der Berrischeune und dem Pächterhaus das Gebäudeensemble Vorder Brüglingen. Im Gebiet Brüglingen fand im Jahr 1980 die Grün 80 statt, die 2. Schweizerische Ausstellung für Garten- und Landschaftsbau. In diesem Zusammenhang wurde das Ökonomiegebäude durch den Basler Architekten Hans Roduner saniert. Im Heuboden wurde ein Veranstaltungssaal eingerichtet, im Erdgeschoss entstanden Räume für die Kutschen- und Schlittensammlung des Historischen Museums Basel. Der Einbau des Saals führte dazu, dass die überhohe Durchfahrt im nördlichen Bereich des Gebäudes mit einer Bühne überbaut wurde.
Das Projekt für die Neugestaltung des Ökonomiegebäudes ist eingebettet in die gesamtheitliche Umgestaltung der Gartenlandschaft in Vorder Brüglingen, welche 2017 in Angriff genommen wurde. Das Ökonomiegebäude fungiert neu als Empfangs- und Veranstaltungsort innerhalb des umgestalteten Gartenbereichs.

Projektierung

Das Erdgeschoss wird neu strukturiert und nimmt die öffentlich zugänglichen Bereiche für die Besucherinnen und Besucher der Gärten auf: Ein Treffpunkt mit Informationen zu den Merian Gärten, ein Tagesrestaurant und ein grosszügiges Foyer, welches für Veranstaltungen genutzt werden kann. Die neu eingebaute Produktionsküche bedient sowohl das Restaurant als auch alle Anlässe in den unterschiedlichen Lokalitäten vor Ort. Das neu eingefügte Untergeschoss beherbergt die Haustechnik und alle für den Betrieb der Gastronomie erforderlichen Nebenräume wie Garderoben und Toiletten für das Personal. Im Obergeschoss unter dem grossen Dachstuhl der Scheune befindet sich der umgestaltete Saal.
Das in der ehemaligen Durchfahrt der Scheune eingerichtete Foyer erstreckt sich nach dem Rückbau der Bühnenkonstruktion wieder bis unter das Dach und verbindet sich über eine neu eingefügte Treppe mit dem behutsam sanierten Holzsaal im Obergeschoss. Der für Feiern und Veranstaltungen nutzbare Saal öffnet sich neu mit grosszügigen Verglasungen in die umgebende Gartenlandschaft. Mit den neu geschaffenen Sichtbezügen wird der Saal innerhalb der Gärten verortet und in seiner Identität gestärkt. Die Oberflächen des Holzsaals werden aus den bestehenden Holzkonstruktionen gestaltet, welche sorgfältig ausgebaut und aufgefrischt werden. Zudem wird eine der Nutzung angepasste Raumakustik und eine zeitgemässe Haus- und Kommunikationstechnik eingebaut.

Realisierung

An der südlichen Stirnfassade, welche sich zur Villa Merian hin orientiert, wird ein grosszügiger Gartenzugang hergestellt. Ein einfacher, auf drei Säulen abgestützter Altan vermittelt zwischen der Fassade der Scheune und der sie umgebenden Gartenarchitektur. Eine breite Treppenanlage führt die Besucherinnen und Besucher in den Garten hinab zur Irissammlung und dem mit Seerosen bestückten Kanal.
Die sichtbaren Eingriffe werden zurückhaltend materialisiert und in den Bestand integriert. Neue Öffnungen im Erd- und Obergeschoss zeugen von der Nutzung des Gebäudes: Die zusätzlichen Zugänge in die öffentlichen Bereiche des Erdgeschosses werden entsprechend den bereits vorhandenen Toren an Süd- und Nordfassade gestaltet, sie werden jedoch direkt aus dem massiven Natursteinmauerwerk geschnitten.
Die hinzugefügten Elemente zur Abstützung der neuen Öffnungen und der Altan an der Südfassade werden dem Sichtmauerwerk aus grossen Kalksteinblöcken angepasst und aus hellem, warmtonigem Jurakalkbeton erstellt und an der Oberfläche gestockt. Im Innern finden sich schlichte, mit feinem Kalkputz belegte Oberflächen, Einbauten und Fenster in Eichenholz und geschliffene Zementböden. Die gewählten Materialien entsprechen der ehemals rustikalen Nutzung der Scheune und vermitteln eine ruhige und warme Raumstimmung.

192169769